Geheimdienst-Hinweise

„Schattenarmee“: Auch Österreicher beteiligt

Österreich
15.12.2018 06:00

Verschwundene Waffen, Geheimnisverrat, eine Unterwanderung des Militärs durch eine rechtsextreme „Schattenarmee“ und ein geheimnisvoller „Hannibal“: Was sich wie die Zutaten für einen Spionage-Thriller liest, ist in Deutschland erschreckende Realität. Bei den Ermittlungen im aufsehenerregenden Fall des rechtsextremen Bundeswehrsoldaten Franco A. waren Kriminalisten auf ein größeres konspiratives Netzwerk von radikalen „Preppern“ innerhalb der Bundeswehr gestoßen. Jetzt wurde aufgedeckt, dass der Militärische Abschirmdienst (MAD) offenbar viel früher vor der sogenannten Schattenarmee gewarnt wurde als bisher bekannt. Und es gibt konkrete Hinweise aus Geheimdienstkreisen, dass auch Österreicher an dem mysteriösen Netzwerk beteiligt sind.

Die beunruhigende Geschichte nahm mit den Ermittlungen im Fall Franco A. ihren Anfang: A. soll aus einer „völkisch-nationalistischen Gesinnung“ heraus einen Anschlag auf hochrangige Politiker und andere Personen geplant haben, die aus seiner Sicht ein flüchtlingsfreundliches Engagement zeigten. Das Bundeskriminalamt hatte dann bei den Ermittlungen gegen den Oberleutnant Hinweise auf ein größeres konspiratives Netzwerk von radikalen „Preppern“ innerhalb der Bundeswehr gefunden.

Die sogenannte Prepperszene bereitet sich auf einen Zusammenbruch der staatlichen Ordnung vor und besteht zu einem großen Teil aus Bürgern, die Vorsorge treffen. Allerdings gibt es nach Behördenangaben in der vielschichtigen Szene auch Rechtsextreme und Menschen aus dem Reichsbürgermilieu.

„Prepper“ bereiteten sich auf „Tag X“ vor
Bei den Ermittlungen im Fall A. wurden seit dem Frühjahr 2017 zahlreiche Verbindungen zu einem Verein für Elitesoldaten und zu Angehörigen des Kommandos Spezialkräfte (KSK) offenkundig. In Chatgruppen und bei realen Treffen der „Prepper“ habe es laut Zeugenaussagen konkrete Planungen für einen sogenannten Tag X gegeben, um missliebige Politiker und etwa auch Flüchtlingshelfer „zu einem Ort mit Tötungsabsicht zu verbringen“.

Auch seien geheime Waffendepots und Treibstofflager angelegt worden. Weiterhin bestünden offenbar enge Verbindungen zwischen den „Preppern“ und Mitgliedern eines Vereins für Elitesoldaten mit dem Namen „Uniter e.V.“, in dem sich vornehmlich Angehörige der Spezialkräfte von Militär und Polizei sammelten. Von einer „Schattenarmee“ in der Bundeswehr war daraufhin in Medienberichten die Rede. Besorgniserregend lasen sich in diesem Zusammenhang im vergangenen Sommer auch Berichte über brisante Waffenschwunde bei der Bundeswehr.

Militärermittler wurden schon viel früher gewarnt
Nun ist die Geschichte um ein brisantes Kapitel reicher geworden: Wie das Nachrichtenmagazin „Focus“ am Freitag berichtete, soll der Militärische Abschirmdienst bereits im Sommer 2016 ein Schreiben mit Hinweisen auf den in der Kritik stehenden Soldatenverein erhalten haben. In dem einseitigen Brief heißt es laut „Focus“, es gebe „Verdachtsmomente hinsichtlich Waffenschmuggels“ bei Vereinsmitgliedern sowie fragwürdige Geschäfte mit einem deutschen Versicherungsunternehmen.

Ausdrücklich wird im Zusammenhang mit den Geschäften der deutsche Elitesoldat André S. genannt. Der damalige Hauptfeldwebel soll 2016 „federführend“ bei Uniter tätig gewesen sein. S. war zu dem Zeitpunkt Soldat der KSK, die unter anderem in Afghanistan eingesetzt wurde. Gegen den MAD-Oberstleutnant hat die Staatsanwaltschaft Köln im November Anklage wegen Geheimnisverrates erhoben.

Elitesoldat als Dreh- und Angelpunkt der „Schattenarmee“
In dem Brief wird der Verdacht geäußert, Uniter-Mitglieder würden mit ihrer Vereinsarbeit die „wahren Absichten“ des Vereins verschleiern. Elitesoldat S. gilt dabei als Dreh- und Angelpunkt dieser sogenannten Schattenarmee in der Bundeswehr. Er leitete unter dem Pseudonym „Hannibal“ Chat-Gruppen der radikalen „Prepper“-Szene - in der laut Geheimdienstkreisen auch Österreicher involviert sein sollen.

Angesichts dieser Erkenntnisse fragt man sich, warum hierzulande das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) noch nicht ermittelt …

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