"Fänger im Roggen"

US-Kultautor J.D. Salinger 91-jährig gestorben

Ausland
28.01.2010 20:26
Der amerikanische Autor J.D. Salinger ist im Alter von 91 Jahren eines natürlichen Todes gestorben. Dies gab sein Agent am Donnerstag bekannt. Der Schriftsteller erlangte 1951 durch seinen Roman "Der Fänger im Roggen" Weltruhm - und wurde durch den Umstand, dass er sich so gut wie nie in der Öffentlichkeit zeigte, zum Mythos.

Ernest Hemingway bescheinigte ihm schon 1944 ein "verteufeltes Talent". Das war, als Jerome David - kurz J.D. - Salinger erst eine einzige Kurzgeschichte veröffentlicht hatte. 1948 erwarb er sich mit einem Beitrag für die Zeitschrift "The New Yorker" eine anspruchsvolle Leserschaft, 1951 mit dem Kultroman "The Catcher in the Rye" ("Der Fänger im Roggen") glühende Verehrer in aller Welt. Die Geschichte des spätpubertären Holden Caulfield, der sich der Heuchelei und Hoffnungslosigkeit des Erwachsenendaseins verweigert, wurde sogar mit Goethes "Werther" verglichen. Sie blieb sein einziger Roman.

Einsiedler-Dasein hinter hohen Zäunen
Vom Rummel um sein Buch angewidert, hatte er sich bald nach dessen Erscheinen zurückgezogen. Seither lebte er abgeschirmt hinter hohen Zäunen in Cornish, einem Nest in den Hügeln von New Hampshire im Nordosten der USA. Anfangs meldete er sich von dort noch mit Kurzgeschichten zu Wort. 1953 kam sein Buch "Nine Stories" ("Neun Erzählungen") heraus, 1961 "Franny und Zooey" und zwei Jahre später "Hebt den Dachbalken hoch, und Seymour wird vorgestellt".

"Wunderbarer Friede" im Nichtveröffentlichen
Am 19. Juni 1965 druckte der "New Yorker" seine Novelle "Hapworth 16, 1924" aus dem Zyklus über die Glass-Familie. Danach hüllte sich Salinger, einer der meistgelesenen und meistgeachteten US-Autoren der Nachkriegszeit, ohne Vorankündigung in Stillschweigen. Nicht eine einzige Zeile von ihm drang mehr an die Öffentlichkeit. "Ich schreibe nur noch zum Vergnügen", sagte er der "New York Times" 1974 am Telefon. Im Nichtveröffentlichen liege "ein wunderbarer Friede".

Spärliche Informationen über das Privatleben
Alles andere, was wir über J.D. Salinger wissen oder zu wissen meinen, stammt aus Zweitquellen. Eine ehemalige Geliebte, die Journalistin Joyce Maynard, plauderte 1998 in ihrem Memoirenbuch "At Home in the World" aus, dass der Kultautor täglich in einem blauen Overall an der Schreibmaschine sitze und ganze Bände tippe. Die Seiten schließe er dann abends sorgfältig weg. "Ich kann die Gesellschaft da draußen nur ertragen, solange ich meine Gummihandschuhe anbehalte", habe er ihr gesagt. Allerdings war Salinger 53 und Maynard eine 19-jährige Studentin, als sie neun Monate in Cornish Tisch und Bett teilten.

Pathologisch selbstsüchtiges Arbeitstier
Verlässlicher ist wohl das Bild, das Margaret (Peggy) Salinger in ihrem Buch "The Dream Catcher" von dem berühmten Vater zeichnet. Dieser habe sie in ihrer Kindheit sehr liebevoll behandelt, sei aber auch pathologisch selbstsüchtig gewesen. Niemand und nichts habe ihn bei seiner Arbeit stören dürfen. Sein Arbeits- und Schlafzimmer habe sie "vielleicht zwei Mal in meinem Leben" betreten dürfen, schreibt die Tochter.

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