Lokalaugenschein:

Wie sicher sind unsere Christkindlmärkte?

Österreich
13.12.2018 06:00

Nach dem blutigen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt von Straßburg steigt in Europa abermals die Sorge vor weiteren Terrorakten. Für Österreich liege derzeit aber kein konkretes Bedrohungsszenario vor, heißt es dazu aus dem Innenministerium. Die Behörden - allen voran die Landespolizeidirektionen in den Bundesländern - halten an ihren jeweiligen Sicherheitskonzepten fest.

Poller vor dem Schloss Schönbrunn, Sperren rund um den Christkindlmarkt auf dem Rathausplatz in Wien, höhere Polizeipräsenz in sämtlichen Adventdörfern zwischen Neusiedler See und Bodensee. So sieht in groben Zügen der – zumindest sichtbare – Terrorschutz in Österreich derzeit aus. Doch 100-prozentige Sicherheit gibt es keine.

Menschen fühlen sich auf den Straßen sicher
Aus den Lautsprechern rauscht Weihnachtsmusik, es duftet zwar nicht, aber es riecht zumindest nach Mitte Dezember: Langos, Punsch, Braterdäpfel. Mittwoch, Punkt 10 Uhr. Nur wenige Stunden nach Bekanntwerden der Bluttat in Frankreich sperren auf dem bekanntesten Adventmarkt des Landes die Standln wieder auf. Das Geschäft geht rasch seinen gewohnten Gang. Über dem Rathausplatz im Herzen der Bundeshauptstadt hängen dichte Wolken, ab und zu tröpfelt es. Die Menschen, darunter viele Touristen und Schulklassen, spazieren seelenruhig zwischen den Standln.

„Nur nicht einschüchtern lassen!“
Ähnliche Bilder zeigen sich auch auf den großen Adventmärkten in den anderen Bundesländern. Die Bestürzung über den Anschlag von Straßburg ist allgegenwärtig, Angst verspüren die Menschen allerdings nicht. Grundtenor: „Nur nicht einschüchtern lassen!“ Und: Die höhere Polizeipräsenz wird jedenfalls begrüßt. „Ich halte trotzdem die Augen offen“, so ein Passant.

Der Terroranschlag von Straßburg zeigt, dass Veranstaltungen und Orte der Zusammenkunft im Fokus von Dschihadisten stehen. Auch für Österreich gebe es - so wie im vergangenen Jahr - eine Warnung der US-Botschaft, so Experte Dr. Nicolas Stockhammer im „Krone“-Gespräch.

„Krone“: Wie sicher sind unsere Weihnachtsmärkte?
Nicolas Stockhammer: Zwar hat man die Märkte mit Pollern abgesichert und Anschläge mit Lkw erschwert oder sogar unmöglich gemacht, doch Straßburg hat gezeigt, dass die Terroristen taktisch flexibel sind. Funktioniert Schema A nicht, geht man auf Schema B über. 100-prozentigen Schutz gibt es nicht!

Gibt es auch bei uns Gefährder wie in Frankreich?
Es sind zwischen 100 und 300 Gefährder in Österreich. Mangels Personal passiert es immer wieder, dass einzelne Personen durch das Überwachungsnetz rutschen. Hier gilt es, Ressourcen zu bündeln und noch mehr zu tun. Alle rund um die Uhr zu beobachten ist unmöglich. Es gibt Hinweise, dass vorrangig IS und Al-Kaida im kommenden Jahr wieder in Europa zuschlagen.

Kann oder soll man jetzt überhaupt noch Punschen gehen?
Absolut! Man soll sich nicht von derartigen Schreckenstaten abhalten lassen. Dann haben die Terroristen gewonnen!

Kronen Zeitung

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