Austropop-Kult

Willi Resetarits – auch mit 70 noch unermüdlich

Musik
16.12.2018 07:00

„Wann die Musik vuabei is“, spielt Willi Resetarits gern als letzte Nummer eines Konzerts. Auch die aktuelle CD mit den Neuen Wiener Concert Schrammeln endet auf der melancholischen Melodie aus der Feder des Professor Kurt Ostbahn. In Wahrheit ist die Musik aber nie vorbei: Willi Resetarits, Sänger, Menschenrechtsaktivist, Wiener Burgenlandkroate, wird am 21. Dezember 70 Jahre alt. Mit viel Musik.

(Bild: kmm)

„Willi Resetarits und seine Bands seit 1965“ nennt sich das Geburtstagskonzert-Doppel am 4. und 5. Jänner in der Wiener Stadthalle, bei dem die gesamte musikalische Laufbahn von Willi Resetarits aufmarschieren wird: Von „The Odds“, der Beatband aus dem Gymnasium Ettenreichgasse, über die „Schmetterlinge“, den Ostbahn-Kurtl samt seinen Bands Chefpartie und Kombo, der Stubnblues, die Zusammenarbeit mit Ernst Molden, Walther Soyka und Hannes Wirth, das Resetarits-Puschnig Quintett und viele andere. Weil sich das an einem Abend niemals ausgeht, dauert es eben zwei. Das Marathon-Konzert ist aber nur die Klimax der Feierlichkeiten - noch rechtzeitig für akute Weihnachtsgeschenke erscheint die Biografie „Ich lebe gerne, denn sonst wäre ich tot“ von Christian Seiler. Und ja: im August - am 23. und 25. - gibt es die schon traditionelle Wiederkehr von Professor Ostbahn in seinen natürlichen Lebensraum, die Kaiserwiese beim Riesenrad.

Eigentlich ist es ja schon 15 Jahre her, dass der Ostbahn-Kurti in Pension geschickt wurde. Aber das beliebte Alter-Ego, das im Radio auch „Trost und Rat“ spendete („Seids vuasichtig, und lossts eich nix gfoin“), mit Coverversionen wie dem Springsteen-Klassiker „Feia“ als Bluesrocker österreichischen Zuschnitts Musikgeschichte schrieb und mit Sprüchen wie „Inländer Rum statt Ausländer Raus“ auch abseits der Musik zur Kultfigur wurde, kommt ebenso wenig zur Ruhe wie sein lebensechtes Pendant.

Ostbahn-Kurti
Am 21. Dezember 1948 als Sohn burgenlandkroatischer Eltern in Stinatz geboren, wuchs Willi Resetarits wie seine gleichfalls bekannten Brüder Lukas und Peter kroatisch sprechend auf. Im Alter von drei Jahren zog er nach Wien, nach der Matura studierte er Anglistik und Sport auf Lehramt, gab das Lehrerziel aber bald zugunsten seiner Politrock-Gruppe „Schmetterlinge“ auf und machte bereits damals - etwa bei der Arena-Besetzung 1976 - mit gesellschaftspolitischem Engagement auf sich aufmerksam. Mitte der 80er wurde schließlich gemeinsam mit dem Autor und Komponisten Günter „Trainer“ Brödl Resetarits‘ erfolgreichstes Alter-Ego geboren: Der Ostbahn-Kurti, der bald den Beinamen „Bruce Springsteen aus Favoriten“ - neben vielen anderen - erhielt. Mit seiner „Chefpartie“ lockte er vor allem mit Coverversionen tausende Fans zu seinen Konzerten, mit der „Kombo“ - ab 1994 - kamen immer mehr Eigenkompositionen dazu.

Als Held von Comics, der in informierten Kreisen auch unter seinen 1994 offiziell zurückgelegten Titeln „Doktor der Önologie (Weinkunde)“, „Professor der Kurtologie“ und „Obermedizinalrat“ firmiert, erreichte Ostbahn eine treue Fangemeinde, die auch nach dem Abschiedskonzert auf der Hohen Warte 2003 nach Wiederkehr ihres Kurtl verlangte - die Sonderkonzerte sind mittlerweile Tradition geworden.

Die musikalische Breite des Willi Resetarits ist post Kurtl jedenfalls noch einmal aufgegangen: Neben Projekten wie dem „Stubnblues“ und Kooperationen mit den Persönlichkeiten des erweiterten Wienerlied-Spektrums - allen voran mit Ernst Molden - widmete er sich dem Zusammenspiel mit Musikern aus anderen Kulturen. Sein Engagement für Interkulturellen Dialog, unter anderem als Mitbegründer von „Asyl in Not“, „SOS Mitmensch“ und als Obmann des Vereins „Projekt Integrationshaus“ brachte ihm Auszeichnungen wie den „Bruno-Kreisky-Preis für Menschenrechte“, den „Josef-Felder-Preis für Gemeinwohl und Zivilcourage“ und den „Fritz-Greinecker-Preis für Zivilcourage“. 2013 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst und wurde in der Kategorie „Kulturerbe“ zum „Österreicher des Jahres“ gekürt. 2017 erhielt er den Amadeus Austrian Music Award für das Lebenswerk, im nächsten Jahr wird man ihm der Ehrenpreis beim Deutschen Kleinkunstpreis überreichen.

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