Aus Fenster gehüpft

Kopf der Opernball-Bande aus Haft entflohen

Österreich
26.01.2010 15:57
Der mutmaßliche Mafiaboss und Kopf der Opernball-Bande - die hoch professionell agierende Einbrechergruppe richtete durch ihr Treiben in Wien und mehreren Bundesländern einen Schaden von 2,6 Millionen Euro an - ist am Montag aus der Haft in Deutschland entkommen. Bei einer Vorführung auf dem Amtsgericht in Hamm stürmte der 30-jährige Nebosa "Neno" M. im Verhandlungssaal plötzlich zu einem Fenster, öffnete dieses und sprang aus zweieinhalb Metern Höhe in die Freiheit.

Zwei Wachtmeister, die sich mit dem Verdächtigen im Saal befanden, versuchten vergeblich, ihn an seiner Kleidung festzuhalten, berichtete der "Westfälische Anzeiger". Alles, das sie zu fassen bekamen, war jedoch ein Stück Stoff von der Tasche seiner Steppjacke - der Gefangene entkam.

Amtsgerichtsdirektor Jürgen Twittmann informierte kurz danach die Öffentlichkeit, weil der Serbe ohne Geld und persönliche Beziehungen zu Hamm in der Stadt unterwegs war. Möglicherweise komme es zu weiteren Straftaten, räumte Twittmann ein, nachdem die unmittelbar eingeleitete Fahndung unter anderem mit Hunden ergebnislos verlaufen war. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass der Mann gewalttätig ist, sagte Twittmann.

Flucht bei Routinetermin
In Hamm stand der 30-Jährige vor dem Amtsrichter, um über die Modalitäten einer Überführung an die österreichischen Behörden unterwiesen zu werden. Es handelte sich um einen Routine-Termin, der von der Generalstaatsanwaltschaft Hamm angeordnet worden war. In Österreich wird er wegen Einbruchsdiebstahls und der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung gesucht. Inhaftiert war er zuletzt in Recklinghausen.

Der Serbe gilt als Kopf der sogenannten Opernball-Bande. Die hoch professionell agierende Einbrechergruppe richtete durch ihr Treiben laut Polizei in Wien und mehreren Bundesländern einen Schaden von 2,6 Millionen Euro an. Opfer waren unter anderem Wirtschaftsbosse und Schauspieler. Die Wiener Ermittler stellten zwar kaum Diebesgut sicher, dafür aber Notizen, die darauf schließen ließen, dass die Täter noch große Pläne hatten.

Verbrechen akribisch geplant
Auf 400 Zetteln waren potenziellen Einbruchsziele inklusive Namen und Adressen der Haus- oder Wohnungsbesitzer, Zahl der Türschlösser und Fluchtwege festgehalten. Dazu fanden sich Angaben zu An- und Abwesenheiten der Opfer samt Auftrittsterminen von Künstlern, in einem Fall sogar der Hinweis "mit Sicherheit auf dem Opernball". Dies trug der Organisation in den Medien die Bezeichnung "Opernball-Bande" ein.

Diebstähle auch in Deutschland
Am 21. Dezember wurde "Neno" in einem Callshop bei Recklinghausen gefasst, wie Oberstleutnant Georg Rabensteiner, Leiter der Kriminalaußenstelle West, damals mitteilte. Er hatte sich nach Erkenntnissen der Wiener Polizei nach Serbien abgesetzt, ehe er ins Ruhrgebiet übersiedelte. Auch dort soll er Diebstähle begangen haben, zumindest wurden in seinem Pensionszimmer mutmaßliche Beutestücke sichergestellt. Darüber hinaus wurden laut Rabensteiner seit Anfang Dezember vier weitere mutmaßliche Bandenmitglieder gefasst - in Ungarn, der Schweiz und Wien-Simmering.

Der 30-Jährige ist laut Amtsgericht Hamm etwa 1,75 Meter groß, wirkt aber etwas jünger, als er tatsächlich ist. Er spricht gebrochen Deutsch. Bei seiner Flucht war er mit braunen Winterstiefeln bekleidet und trug außerdem eine schwarze, winterliche Steppjacke, deren linke Tasche vermutlich zerrissen ist. Darunter soll er eine dunkelblaue Strickjacke getragen haben. Er hat ein schlankes Gesicht, dunkle Augen und schwarzes Haar.

Hinweise, die zur Festnahme von Nebosa M. führen könnten, werden an das Landeskriminalamt Wien, Außenstelle West, Gruppe Winkler, unter der Telefonnummer 01-31310- 25800 erbeten.

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