Neues Buch

„Sie sehen Rapid-Spieler jetzt mit anderen Augen“

Fußball International
05.12.2018 19:24

Christoph Pelczar ist Grün-Weiß seit vielen Jahren verbunden und in der Hütteldorfer Fan-Gemeinde als „Rapid-Pfarrer“ bekannt. Der 43-jährige, gebürtige Pole ist Autor des im Wiener Domverlag erschienenen Buchs „Glaube.Liebe.Rapid“ (Preis 18,99 Euro),  in dessen Zuge er als Seelsorger des Vereins hinter die Kulissen in Hütteldorf blickte, mit Kickern und Team-Mitgliedern über ihre Kraftquellen plauderte. Mit der Krone sprach Pelczar über seinen Kontakt zu den Spielern, das Feedback der Leser und die Dehnbarkeit des Religions-Begriffs.

Herr Pfarrer, wie kam Ihnen die Idee zu diesem Buch?
Initialzündung waren die Spieler selbst und auch die Jugendlichen, die bei Führungen auch durch den Andachtsraum wissen wollten: „Glaubt Stefan Schwab eigentlich an Gott?“ Mich hat bei jedem Gespräch interessiert: Woraus schöpft ein Spieler die Kraft? Wichtig ist, nicht nur dann zu glauben, wenn es uns gut geht, wir erfolgreich sind, sondern auch in schwierigeren Momenten.

An welche Begegnung denken Sie besonders oft?
An die erste Begegnung mit Boli Bolingoli. Wie er mir von seinem Schicksal erzählte. Kein Brot, kein Essen, kein fließendes Wasser zu haben. An der Schwelle zur Kriminalität zu stehen. Und dann sein Motto fand: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Licht. Das war es, was ihm und seinem Cousin Lukaku das Leben gerettet hat. Dass sie dadurch den Sinn des Lebens wieder neu entdeckt haben.

Rapid bewegt auch die Fans in einer Anzahl wie nirgendwo in Österreich. Welche Momente haben Sie da besonders bewegt?
Die erste Taufe in unserem Andachtsraum, weil es das nie zuvor gegeben hatte, in keinem Stadion in Österreich. Das hat mich beeindruckt. Ich denke aber auch oft an den Abschied von einem jungen Fan, der bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Ein Begräbnis in grün-weiß durch und durch, mit der Rapid-Hymne und Momenten der Besinnung, wo man sich auch die Sinnfrage stellt.

Viele meinen auch, Rapid sei Religion, Steffen Hofmann ein Fußballgott - geht das schon zu weit?
Wenn jemanden etwas am Herzen liegt und heilig ist, ist es für ihn eine Religion. Der Ausdruck von Sehnsucht nach etwas Größerem. Ich weiß auch, dass Steffen Hofmann mit der Bezeichnung Fußballgott nicht immer glücklich war.

Wie sehr gefragt ist der Andachtsraum im Allianz-Stadion bei den Fans?
Wir haben sehr viele Taufen, circa 40 im Jahr. Und hatten auch gerade erst eine Hochzeit, zwei weitere sind schon wieder angemeldet. Der Andachtsraum ist in Summe sehr gut frequentiert, auch durch Projekte und andere Anlässe.

In welcher Form teilen die Spieler den Glauben mit Ihnen?
Bolingoli liest mit mir immer wieder die Bibel. Ljubicic, Martic und Mocinic und möchten vor jedem Heimspiel den Rosenkranz beten. Wir schaffen ein Zehntel, sie kommen wie Teamkollegen aber auch, um Kerzen anzuzünden. Andere wiederum wollen gesegnet werden, Stephan Auer im Andachtsraum zur Ruhe finden. Alle Interessierten, die das Buch bereits gelesen haben, sagen, sie sehen jetzt die Spieler mit komplett anderen Augen.

Was im Buch fehlt, ist ein Beitrag über den Trainer.
Es gibt Spieler, deren Beiträge im Laufe der Monate aus dem Buch fielen, wie etwa jene von Lucas Galvao oder Joelinton. Oder welche, die neu dazu kamen und unbedingt im Buch sein wollten - wie Manuel Martic. Auch Goran Djuricin war für das Buch vorgesehen, ich hatte sein Porträt fix fertig. In der ganzen Konstellation, den auch menschenverachtenden Umgang mit ihm, dachte ich mir, Gogo braucht jetzt seine Ruhe, eine Zeit, in der er zum Atmen kommt. Und habe deshalb den Beitrag im letzten Moment rausgenommen. Für einen Beitrag mit Didi Kühbauer war es dann leider zu spät, da war das Buch schon im Druck.

Christian Reichel, Kronen Zeitung

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(Bild: KMM)



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