Aufgelöst wird wohl in der Linzer Gemeinderatssitzung am 6. Dezember der Theatervertrag zwischen Stadt und Land. Auch die 21.603 Unterschriften dagegen, die die Initiative „Linz liebt sein Theater“ an die Politik übergab, werden daran nichts ändern. Indes stehen erste Premieren der neuen Saison auf der Kippe.
„Ich gehe davon aus, dass sich Land und Stadt in diesem Jahr nicht mehr auf eine weitere Vorgehensweise einigen werden. Ich brauche aber binnen der nächsten Wochen eine verbindliche Geschäftsgrundlage, sonst muss ich bald erste Pemieren der nächsten Saison absagen“, stellt Landestheater-Intendant Hermann Schneider klar - siehe Interview unten. Er geht wie die allermeisten Beobachter davon aus, dass in der Linzer Gemeinderatssitzung am 6. Dezember der Theatervertrag mit den Stimmen von SP und FP seitens der Stadt aufgelöst wird.
Betriebsräte mit Petition
VP, Grüne und NEOS sprechen sich klar gegen die einseitige Auflösung aus und nahmen im Rathaus die 21.603 Unterschriften der Initiative „Linz liebt sein Theater“ von den Theater-Betriebsräten Gotho Griesmeier, Josef Fuchsluger und Johann Stütz entgegen: „Wir sind klar für Reformen im Kulturbereich, aber in Form von mehr Zusammenarbeit“, so Vize-Stadtchef Bernhard Baier und Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer von der VP, die im Gemeinderat einen Antrag zu einer Kulturholding von Stadt und Land einbringen wird.
Landeshauptmann Thomas Stelzer signalisierte erneut Gesprächsbereitschaft an die SP, die nicht mehr länger jener Vertragspartner sein möchte, der mehr einzahlt, als er zurückbekommt. Durch den Theatervertrag entsteht der Stadt Linz bekanntlich jährlich ein Abgang von mehr als fünf Millionen Euro.
Prominente Unterzeichner
Hinter das Theater stellen sich auch zahlreiche Prominente aus der Kulturszene, so unterschrieben etwa Peter Simonischek, Nicholas Ofczarek, Claus Peymann oder Franz Welser-Möst die Petition, Ex-Intendant Rainer Mennicken, Ex-Dirigent Dennis Russell Davies oder Klangwolken-Gründer Walter Haupt sind schockiert: „Linz verliert seinen Ruf.“
Der Linzer Landestheater-Intendant Hermann Schneider fürchtet verzögerte Vorverkaufszeiten und erwägt die Absage erster Theater-Premieren.
„Krone“:Sie sehen das Landestheater bereits vor der Kündigung des Vertrags beschädigt.
Schneider: Ganz klar. Wir können das Programm für die nächste Saison nicht fertigstellen, drucken und präsentieren, das verschiebt sich alles, uns fehlen dadurch die Vorverkaufszeiten.
Das Programm wackelt?
Wenn sich die Politik nicht rasch einigt, muss ich in spätestens einem Monat die erste Premiere absagen. Bis zu unserer Aufsichtsratssitzung am 14. Dezember brauche ich vom Landeshauptmann das Okay, dass der Fehlbetrag kompensiert wird. Momentan bin ich nicht geschäftsfähig.
Gibt es Hoffnung, dass der Vertrag bleibt?
Nein, das halte ich für ausgeschlossen.
Jasmin Gaderer/Kronen Zeitung
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