Krippen-Schau Hartberg

Da liegt es, das Kindlein, auf Heu und auf Stroh

Steiermark
05.12.2018 08:30

Der uralte Brauch der Weihnachtskrippe wird derzeit in der Oststeiermark in aller Pracht gefeiert. Noch bis Sonntag zeigen die acht Vereine des Landes in Hartberg ihre schönsten Stücke.

„Unser Sohn war drei, Weihnachten vor der Tür. Und wir hatten keine Krippe daheim.“ Mehr als 30 Jahre ist es her, dass Waltraude Lechner mit dieser untragbaren Situation konfrontiert war. Ihre genial einfache Lösung, um die drohende Krise abzuwenden: Sie baute eine Krippe - und fand dabei ihre große Leidenschaft.

Krippen flogen einst aus Kirchen hinaus
Die Büroangestellte aus Grafendorf belegte einen Meisterkurs in Innsbruck, um das Kunsthandwerk von Grund auf zu lernen. Seither fungiert sie in der Oststeiermark selbst als Kursleiterin und Botschafterin dieser uralten Tradition. „Krippen gab es seit dem 2. Jahrhundert“, klärt Lechner auf. „Aber bis ins 18. Jahrhundert standen sie nur in Kirchen.“ Dann kam Aufklärer-Kaiser Joseph II. - und verbannte den „Krempel“ aus Gotteshäusern. „Also nahmen die Leute die Krippen in ihre Privathäuser auf.“

Und der Brauch lebt fort: 488 Krippenbauer gehen allein in der Steiermark dem Kunsthandwerk nach, organisiert in acht Vereinen. Sie alle präsentieren ihre schönsten Werke derzeit in Hartberg, wo neben dem Krippenweg im Stadtzentrum vor allem die große Landesausstellung im Schloss vorweihnachtliche Gäste anlockt.

Und die staunen nicht schlecht ob der gezeigten Vielfalt, denn Weihnachtskrippe ist längst nicht gleich Weihnachtskrippe, wie Waltraude Lechner bei einem Rundgang erläutert. Schon allein bei der Dimension bewege man sich zwischen 30 Zentimetern und fünf Metern. Beim Material sei von Ton über Stroh und Wolle bis Holz alles gebräuchlich.

Von Eisenerz bis Äthiopien
Und nicht zuletzt unterscheidet sich die Art der Darstellung: Während die Originalkrippe im orientalischen Umfeld steht, verpflanzen viele das berühmte Motiv in die Kulisse ihrer Heimat. Manch einer hat etwa das eigene Haus nachgebaut, andere die Dorfkirche.

„Eisenerzer Krippen erkennt man daran, dass sie mit glänzendem Erz bestreut sind“, so Lechner. „Eine meiner Kursteilnehmerinnen ist gerade aus dem Urlaub in Äthiopien zurückgekommen und hat die dortigen Gebäudeformen und Landschaften nachgebaut.“

Diorama: Dreidimensionale Magie
Wunderbar schlicht sind die Krippenlaternen. Besonders aufwändig hingegen so genannte Dioramen nach italienischem Vorbild, die eine faszinierende optische Tiefenwirkung entfalten.

Zum Verkauf stehen die Prachtstücke der Landesausstellung übrigens nicht, weil es sich um private Leihgaben handelt. Ob die Meisterin aus Grafendorf, die seit wenigen Wochen in Pension ist, auch Auftragswerke anfertigt? „Schon. Aber mir ist lieber, die Leute machen einen Kurs - und bauen sich selber eine Krippe.“

- Die Ausstellung im Schloss Hartberg läuft bis 9. Dezember.
- Ab morgen gibt es Workshops (Klöppeln, Ton-Modellieren, Kinderbasteln, Schnitzen und Maisstroh-Krippenbau).
- Samstag, 16 Uhr: Krippenspiel der Theatergruppe Grafendorf.

Alle Details gibt’s auf www.krippenfreundeoststeiermark.at

Matthias Wagner
Matthias Wagner
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