"Skandalisierung"

Korruption in den Spitälern? Ärzte wehren sich

Österreich
25.01.2010 12:33
Mit Unverständnis und Empörung reagiert die Ärztekammer auf die Anschuldigungen hinsichtlich Korruption in den Spitälern. In den letzten Jahren hätten Ärztekammer, Pharmaindustrie und Spitalsträger erfolgreich Maßnahmen gegen Korruption im Gesundheitswesen gesetzt, "eine mutwillige Skandalisierung" sei daher nicht nachvollziehbar, heißt es in einer Presseaussendung.

Der ehemalige Rechnungshof-Präsident Franz Fiedler, nun Österreich-Vertreter von Transparency International, hatte zuletzt kritisiert, dass viele Ärzte immer noch nicht genügend Unrechtsbewusstsein hätten. Der Wiener Kontrollamtsbericht ergab, dass Spitalsärzte Nebenbeschäftigungen bei Pharmafirmen nicht melden. Das müsse viel restriktiver gehandhabt werden, so Fiedler.

Laut Robert Hawliczek, dem Referenten für leitende Ärzte der Ärztekammer für Wien, wurden in den Jahren 2008 und 2009 lediglich acht Beschwerde- beziehungsweise Disziplinarfälle festgestellt, die sogenannte "Informal Payments", bevorzugte Terminvergaben sowie Fälle, bei denen Patienten in Privatordinationen "gebeten" wurden, betrafen.

"Traumhaftes Zeugnis hinsichtlich der Transparenz"
"Bei mehr als 30.000 Mitarbeitern im Wiener Krankenanstaltenverbund und mehr als zehn Millionen Patientenkontakten im Kontrollzeitraum ist dies ein geradezu traumhaftes Zeugnis hinsichtlich der Transparenz und Antikorruption im Gesundheitswesen", so Hawliczek. Es sei auch eindeutiger Beleg dafür, wie gut die bestehenden Antikorruptionsgesetze funktionieren.

Hawliczek weist darauf hin, dass das Potenzial für Korruption im Bereich der Beschaffung für die Ärzteschaft "grundsätzlich extrem gering" sei. Medikamente und medizinisches Material würden zentral eingekauft oder den Häusern unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Vor diesem Hintergrund die Zusammenarbeit von Ärzten mit Pharmafirmen pauschal als Korruption anzuprangern, sei daher "grundlegend falsch".

Korruptionsvorwürfe bezüglich Ärzte-Fortbildung
Der Vizepräsident der Ärztekammer, Harald Mayer, wies seinerseits die Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit ärztlichen Fortbildungs-Veranstaltungen zurück. Die Bemühungen der vergangenen Jahre hätten die Funktion der Pharmawirtschaft bei der ärztlichen Fortbildung transparent gemacht und das Problembewusstsein erheblich gestärkt.

Laut Mayer hätten die österreichischen Spitalsärzte eine zeitlose ethische, aber auch gesetzliche Verpflichtung, sich lebenslang und kontinuierlich fortzubilden. Das sei mit erheblichen Kosten verbunden, welche die Ärzte zum Großteil selbst tragen müssen. "Die sehr teure Fortbildung, der Besuch internationaler Veranstaltungen, werden im Regelfall vom Arbeitgeber nicht unterstützt. Wer seinen Verpflichtungen nachkommt, muss jährlich mit fünfstelligen Fortbildungs-Aufwändungen rechnen", so Mayer.

"Sponsorengelder von Pharmafirmen werden in den Krankenanstalten 'gepoolt' und je nach Bedarf einzelnen Ärztinnen und Ärzten als Unterstützung zum Besuch von entsprechenden Veranstaltungen zugewiesen. Dadurch werden persönliche Abhängigkeiten ausgeschlossen", will Mayer von Korruption in Spitälern nichts wissen.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele