Darts-Ausnahmekönner

Suljovic über WM, Rüpel Price & Staatsbürgerschaft

Sport-Mix
03.12.2018 15:23

Ein Gentleman, wie er im Buche steht. Mensur Suljovic ist nicht nur „The Gentle“ - so sein Spitzname - auf der Dartsbühne, sondern auch, wenn er nicht gerade mit Pfeilen auf das Board wirft. In einem Café im 20. Wiener Gemeindebezirk schüttelte er allen Anwesenden die Hand, um dann Rede und Antwort zu stehen. Sportkrone.at nützte die Chance, um mit dem Ausnahmekönner ein wenig zu plaudern. Dieser sprach über den Druck bei der WM, seine Favoriten, Darts-Rüpel Gerwyn Price und warum ihm die österreichische Staatsbürgerschaft verweigert wird (oben im Video).

Ab 13. Dezember ist es wieder so weit. Im Londoner Alexandra Palace kämpfen die besten Darts-Spieler der Welt um den heiß begehrten WM-Titel. Ohne Zweifel das Größte, was man im Sport erreichen kann. Noch nie nahmen so viele Spieler (96) wie in diesem Jahr teil.

Einer davon ist Mensur Suljovic, der das beste Jahr seiner Karriere spielte. Mehrmals hat er bereits bewiesen, dass er das Zeug hat, die besten Spieler schlagen zu können. Trotz seiner großen sportlichen Erfolge, die er allesamt mit österreichischer Lizenz erreicht hatte, wird ihm die österreichische Staatbürgerschaft verweigert. Der Serbe, der 1993 aus dem Süden seiner Heimat vor dem Krieg geflohen und nach Wien gekommen war, hat Probleme mit dem Magistrat.

In einem Interview gibt Suljovic wenige Tage vor dem Darts-Highlight des Jahres Einblicke in seine Gefühlswelt und sinniert unter anderem über die WM, Darts-Rüpel Gerwyn Price und die fehlende Staatsbürgerschaft:

Sportkrone.at: Die WM steht vor der Tür. Wie groß ist deine Anspannung so kurz vor dem Darts-Highlight des Jahres? Du bist ja jetzt schon über 10 Jahre Teil der PDC, ist man da eigentlich noch nervös?
Mensur Suljovic: Ja, bei der WM bin ich leider immer sehr nervös. Ich erwarte sehr viel von mir, hoffentlich ist das dieses Jahr besser.

Dreimal konntest du in deiner Karriere bisher das Achtelfinale bei der Weltmeisterschaft erreichen. Hast du für heuer ein konkretes Ziel?
Korrekt! Ich möchte unter die Top 8 kommen. Ich bin Weltranglisten-7. Ich hoffe also auf die Top 8, aber das wird sehr schwierig.

Du gehörst als Nummer sieben der Darts-Welt für viele zum erweiterten Favoritenkreis. Wie gehst du mit diesem Druck um?
Genau das ist es. Jeder weiß, dass ich es kann, das habe ich das ganze Jahr bewiesen - und jetzt will das jeder sehen. Ich will es selber auch, am besten unter die besten Vier. Wir wissen aber auch, dass die anderen viel trainieren. Jetzt geht es nur darum, wer bei diesem Turnier in der besseren Form ist.

Wer sind für dich die ganz großen Favoriten auf den WM-Titel?
Michael van Gerwen und Gary Anderson sind für mich die Top-Favoriten.

Mit Rowby-John Rodriguez ist noch ein Österreicher im 96er-Feld am Start. Was traust du ihm zu?
Er trainiert sehr brav in letzter Zeit, auch fast jeden Tag mit mir. Er verbessert sich. Es ist aber auch eine seiner letzten Chancen. Jetzt spielt er bei den Erwachsenen, jetzt wird es noch härter. Wenn er jetzt nicht die Tour-Karte behält, wird es für ihn ganz schwer.

Nach Phil Taylor hört mit Raymond van Barneveld im nächsten Jahr die nächste Legende auf. Musst du nun den Legendenstatus einnehmen?
Ich glaube, ich bin jetzt fast der Älteste (lacht). Ich verstehe, dass man irgendwann genug davon hat. Das ständige Reisen: Donnerstag hin - Montag zurück. Wir haben vielleicht nur im Jänner frei. Das ist ein sehr harter Job und irgendwann hat man genug.

Zuletzt gab es sehr viel Aufregung rund um Gerwyn Price und seinen provokanten Jubelgesten auf der Bühne (Video unten). Was sagst du zu diesem Thema und wie schwer ist es wirklich, sich nicht von seinem Gegner aus der Ruhe bringen zu lassen?
Es ist sehr schwierig. Aber es ist sein Recht zu jubeln, ich kann ihm nichts unterstellen. Er versucht dich aus der Konzentration zu bringen. Wenn er das schafft, ist man selber schuld. Fair finde ich es allerdings nicht. Wir jubeln nicht jedes Mal bei einem 100er, dann würden wir ständig jubeln. Aber er macht das. Mir tut es leid für Gary Anderson, er ist ein guter Freund von mir. Er hätte sich den Titel verdient. Wenn er aber die Konzentration nicht behält, dann tut es mir um ihn auch leid.

Wie sieht es mit der österreichischen Staatsbürgerschaft aus?
Leider sehr schlecht.

Warum?
Weil ich eine Studentin in meinem Lokal im 20. Bezirk angemeldet hatte. Sie hätte aber bei mir nicht arbeiten dürfen, weil sie ein Formular vom AMS nicht geholt hatte. Ich habe die Krankenkasse und meinen Steuerberater angerufen und sie sagten mir, dass sie angemeldet sein muss, sonst darf sie nicht arbeiten. Dann bekam ich vom Magistrat automatisch eine Strafe. Die habe ich bezahlt. Leider eine kleine, aber sehr harte Strafe.

Wenn wir jetzt noch einmal auf die World-Series-Finals in Schwechat zurückblicken. An allen drei Tagen war die Halle gesteckt voll. Wie viel Freude bereitet dir der Darts-Hype in Österreich?
Ja, sehr! Früher waren die Leute nicht so begeistert, jetzt ist das ganz anders. In drei Tagen war das Turnier ausverkauft. Die grandiose Stimmung in Schwechat kann ich fast mit der im Ally Pally (Anm. Alexandra Palace) vergleichen.

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(Bild: KMM)



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