Prozess in Salzburg:

Pleite-Unternehmer führte Luxus-Leben auf Pump

Salzburg
30.11.2018 17:51

Ein Niederländer, der sich als vermögender Geschäftsmann ausgegeben und einen Schaden von mehr als 100.000 Euro verursacht hat, ist am Freitag am Landesgericht Salzburg zu 18 Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Laut Anklage hatte der 49-Jährige Kaufverträge für Liegenschaften abgeschlossen, Luxusautos bestellt und Flugreisen gebucht, obwohl er kein Geld dafür hatte. Er bekam zudem die Weisung, eine Arbeit aufzunehmen. Seine Lebensgefährtin erhielt eine Diversion, die Probezeit dafür beträgt zwei Jahre. Die Urteile sind rechtskräftig.

Er habe geglaubt, mit einem von ihm entwickelten Computerprogramm im Börsen-Onlinehandel viel Geld verdienen zu können, sagte der Beschuldigte zum Vorsitzenden des Schöffensenates, Richter Peter Egger. Dem bisher Unbescholtenen wurde gewerbsmäßig schwerer Betrug, Untreue und Täuschung vorgeworfen. Seine Lebensgefährtin saß ebenfalls auf der Anklagebank. Die 50-Jährige musste sich wegen schweren Betruges verantworten. Im Wissen, dass ihr Freund mittellos war, soll sie dennoch bei zwei seiner Geschäftstätigkeiten mitgewirkt haben. Sie beteuerte ihre Schuldlosigkeit.

„Der Angeklagte hat ein Konstrukt aufgebaut, um seiner Familie zu suggerieren: ‘Ich kann es mir leisten, ich habe es drauf‘. Er hatte das Bedürfnis, als wirtschaftlich potenter Geschäftsmann aufzutreten“, sagte Staatsanwalt Marcus Neher. So habe der Niederländer, der früher einmal ein erfolgreicher Geschäftsmann gewesen sei, einen Kaufvertrag zum Erwerb einer 955.000 Euro teuren Liegenschaft abgeschlossen, sei dann aber vom Kauf zurückgetreten. Offen geblieben seien die angefallenen Nebenkosten zur Vertragserrichtung. Einer Jungfamilie, die ihre Eigentumswohnung zum Verkauf anbot, habe der Mann ebenfalls vorgegaukelt, er wolle die Wohnung erwerben. Geworden ist nichts daraus, die Familie musste vorübergehend bei Verwandten wohnen.

Der Staatsanwalt listete weitere Vergehen auf. Der Angeklagte habe mit einem Unternehmer einen Rahmenvertrag zur Abwicklung von Geschäften mit Luxusgütern abgeschlossen, um 2500 Euro pro Monat, obwohl der Niederländer gewusst habe, dass er den Betrag nicht zahlen könne. Der Unternehmer schloss sich dem Strafverfahren mit einem Schaden von insgesamt 72.000 Euro an. „Sie ließen auch mit hohem Aufwand Jachten und Flieger planen, sogar mit Hundeboxen“, warf der Staatsanwalt dem 49-Jährigen vor.

„Es tut mir fürchterlich leid, es war nicht meine Absicht, jemanden zu schädigen“, entschuldigte sich der Angeklagte. Ja, er habe gewusst, dass er seit Mitte 2013 zahlungsunfähig ist. Er habe sich eine Scheinwelt aufgebaut, „um alles 100 Prozent perfekt zu machen“. Seit mehr als drei Jahren arbeite er an einem Anlagenprogramm für den Eigengebrauch, um eine 90-prozentige Erfolgsquote für sich zu erzielen. Bisher habe er nur 3000 Euro daraus lukriert. Aus dem „Wahnsinnstraum“ erwacht sei er nach der ersten polizeilichen Hausdurchsuchung und nach einer Nacht im Gefängnis. „Da ist eine Welt für mich zusammengebrochen, ich realisierte, die Seifenblase ist zerplatzt.“

Verteidiger Michael Hofer gab zu bedenken, dass sich sein Mandant aus den Taten nicht wirklich bereichert habe, „er hat kein Geld davon“. Um aus seiner depressiven Phase herauszukommen, absolviert der Beschuldigte eine Psychotherapie. Er wird derzeit finanziell von seiner Lebensgefährtin und Mutter unterstützt, er hat seinen Angaben zufolge rund 250.000 Euro Schulden. Seine Freundin sagte zum Richter, sie habe geglaubt, dass ihr Freund mit dem Börsen-Spekulations-Programm tatsächlich Geld verdienen könne, sie selbst habe mit einem Demo-Programm Gewinne erzielen können. Sie sei auch davon ausgegangen, dass ihr Freund die noch offenen Rechnungen bezahlen werde.

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