Apokalyptisch

Herr Krieg sucht in “Darksiders” Vergeltung

Spiele
22.01.2010 15:42
Was passieren kann, wenn man voreilige Schlüsse zieht, weiß Krieg nur zu gut: Als einer der vier apokalyptischen Reiter beschwört er in THQs Actionhit "Darksiders" vorzeitig das Ende der Menschheit herauf und bekommt dafür prompt die Schuld in die Schuhe geschoben. Das Ganze entpuppt sich jedoch als gewaltige Verschwörung und so macht Krieg, was er dem Namen nach ohnehin am besten kann: das Schwert schwingend Vergeltung suchen.

In den ersten Minuten gleicht "Darksiders" damit fast schon einem klassischen Hack'n'Slay: Mit Hilfe seines Schwertes, dem Chaosfresser, pflügt sich Krieg durch die Ausgeburten der Hölle und die letzten Überbleibsel der Himmelsarmee, die nun die völlig zerstörte Erde bevölkern. Vom "Feurigen Rat" seiner einstigen Kräfte beraubt, macht Krieg anfangs jedoch eine etwas schwächliche Figur. In ebenso zahlreichen wie blutigen Begegnungen mit dem Feind gilt es daher erst einmal Seelen, sprich Erfahrung, zu sammeln, ehe Krieg seinem Verräter, dem sogenannten Zerstörer, gegenübertreten und das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse wiederherstellen kann.

Tausche Seelen gegen Sense
Samael, ein übergelaufener Dämon, ist dabei so freundlich, die von Krieg gesammelten Seelen gegen nützliche Gegenstände, neue Angriffe und natürlich auch Waffen einzutauschen. Insgesamt ist das Angebot jedoch sehr überschaubar: Neben dem anfänglichen Schwert erwarten den Spieler in "Darksiders" gerade einmal eine Sense, eine eiserne Pranke, auch Tremorhandschuh genannt, sowie einige Ausrüstungsgegenstände, darunter etwa eine Wurfklinge, ein Schießprügel namens "Gnade" oder ein Horn, welches Gegner kurzzeitig zu betäuben vermag.

Überraschende Wende zum Positiven
Dürftig, mag manch einer da denken, auch wenn sich die drei Hauptmetzelwerkzeuge mit so wohlklingenden Erweiterungen wie "Höllenfeuer", "Blutdurst" oder "Fluch" hinsichtlich ihrer Schadenswirkung zusätzlich verbessern lassen. Dass "Darksiders" im Vergleich zu anderen Vertretern des Genres so wenig Waffen zu bieten hat, hat jedoch einen guten Grund: Es will gar kein Hack'n'Slay sein, zumindest nicht ausschließlich. Ehe der Spieler das begreift, vergehen jedoch ein bis zwei Stunden. Erst dann wandelt sich das bislang so eindimensionale Hau-drauf-Spiel zu einem Action-Adventure der Marke "Zelda".

A wie Action mit Anspruch
Aus den vorher noch schlauchartigen Levels werden allmählich offene Welten, die vermehrt zum Erkunden einladen, diffizilere Feinmotorik im Daumen verlangende Sprung- und Kletterpassagen lösen das zu Beginn noch dominierende "Buttongesmashe" ab und Gegner treten zu Gunsten kniffliger Puzzles, bei denen den Ausrüstungsgegenständen eine größere Aufgabe zuteilwird, immer öfter in den Hintergrund. Da müssen Blöcke verrückt, Schalter betätigt, Hindernisse auf dem Weg gesprengt und Schlüssel gefunden werden, bevor sich durch Aufsperren einer Tür weitere Rätsel offenbaren. Sollte einmal keine Tür vorhanden sein, bastelt man sich zur Not mit Hilfe des "Leereläufers" eine – Valves Puzzle-Shooter "Portal" lässt grüßen!

Aller Knobelkost zum Trotz kommt die Action jedoch nicht zu kurz. Neben bleihaltigen Ausritten auf Kriegs Streitross namens Ruin oder etwa dem Rücken eines Greifs, um Fledermäusen zu Leibe zu rücken, verlangen insbesondere die Boss-Kämpfe dem apokalyptischen Reiter all sein strategisches Geschick und seine magischen Fähigkeiten ab. Letztere, darunter ein "Klingengeysir", welcher um Krieg herum ein tödliches Feld aus Klingen entstehen lässt, oder die "Steinhaut", mit deren Hilfe der Held weniger Schaden davonträgt, bedürfen allerdings - ähnlich der bekannten Mana-Leiste - einer prall gefüllten Zorn-Anzeige. Fingerfertigkeit zu haben schadet ebenfalls nicht, ist die Tastenbelegung bei manchen Kombos doch gewöhnungsbedürftig.

Kleiner Schönheitsfehler
In Summe überwiegt jedoch der positive Gesamteindruck, der durch die audiovisuelle Präsentation noch zusätzlich unterstrichen wird. Vor allem die atmosphärische Geräuschkulisse und der satte Kampfeslärm wissen zu gefallen. In puncto Optik sticht das Charakterdesign von Marvel-Comiczeichner Joe Madureira ins Auge, das wie die Faust auf dieses zu der apokalyptischen Einöde der Levels passt. Etwas mehr Leben hätte der Außenwelt in "Darksiders" aber durchaus gut getan, denn bis auf Monster und Dämonen gibt es keine (Menschen)Seele, der man begegnen könnte. Schwerer wiegt jedoch das sogenannte Tearing, welches bei der Xbox konstant für Schlieren auf dem Bildschirm sorgt. Entwickler Vigil hat jedoch bereits einen Patch in Aussicht gestellt, der dieses Problem beheben soll.

Fazit: Man fragt sich bereits, was an dieser Metzelorgie so besonders sein soll, als "Darksiders" nach ein bis zwei Stunden Spielzeit eine Wandlung durchläuft und sich zu einem äußerst abwechslungsreichen und komplexen Action-Adventure mausert, in dem nicht nur Muckis zählen, sondern auch Köpfchen gefragt ist. Zugegeben: Viele Bestandteile, die Entwickler Vigil vorsetzt, sind bereits aus anderen Spielen hinreichend bekannt, dem Spaß tut dies allerdings kaum einen Abbruch, zumal die Umsetzung bis auf einige Kleinigkeiten als äußerst gelungen zu bezeichnen ist.

Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3
Publisher: THQ
krone.at-Wertung: 8/10

von Sebastian Räuchle

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