Legendäre Fotos

Donawitz: Vom Ringen des Menschen mit dem Stahl

Steiermark
22.11.2018 08:00

„Fegefeuer-Atmosphäre“ nannte Robert Haas (1898 bis 1997) das, was er 1937 im Stahlwerk Donawitz erlebte. Kurz, bevor der jüdische Fotograf aus Österreich fliehen musste, setzte er den obersteirischen Arbeitern mit gewaltigen Schwarzweiß-Bildern ein Denkmal. Sie sind derzeit beim AMS in Graz ausgestellt.

Es sind kräftige, zähe Typen - mit aufrechter Haltung, zerschlissener Montur und dicken Handschuhen gegen den glühenden Stahl. Vor dem Hintergrund der riesigen Maschinen wirken sie klein und verletzlich.

1937: Arbeiter statt Marlene Dietrich
3217 Männer und 125 Frauen arbeiteten 1937 im Stahlwerk Donawitz, das in der Zwischenkriegszeit eine lange Durststrecke erlebte. Der Wiener Star-Fotograf Robert Haas, der damals Weltstars wie Max Reinhardt, Arturo Toscanini, Marlene Dietrich und Albert Einstein vor der Linse hatte, erhielt den Auftrag, diese Arbeitswelt einzufangen. 150 Bilder umfasst die Arbeit. Haas zeigte die Mühe und Härte des täglichen Ringens von Mensch und Stahl, ohne den steirischen Arbeitern zu nahe zu treten.

Kurz darauf, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, musste der Jude Robert Haas aus Österreich fliehen. Mit einem der letzten Emigranten-Züge schaffte er es im September 1938 zuerst nach London und später nach New York.

1992 kehrten Bilder aus den USA heim
Dass sein grandioser Foto-Schatz wieder in der Steiermark landete, ist das Verdienst von Joachim Gruber. Der Soziologe und Pädagoge aus Ried im Innkreis, der schon lange in der Steiermark lebt und heute das Bildungshaus Retzhof in Wagna leitet, besuchte den bereits 94-jährigen Robert Haas 1992 in dessen neuer Heimat New Jersey.

„Er hat mich für vier Tage in sein Haus eingeladen und viel über Österreich geredet“, erinnert sich Gruber heute. „Dann hat er mir das Paket mit 150 Negativen gegeben und gesagt: Machen Sie was draus, damit Österreich mich nicht vergisst.“

Ausstellung beim AMS Graz Ost
Die Ausstellung vom AMS und der Steirischen Gesellschaft für Kulturpolitik wurde von Andrea Eidenhammer realisiert und ist bis Jahresende im AMS Graz Ost, Neutorgasse 46, zu sehen.

Matthias Wagner
Matthias Wagner
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