Mobilfunkdurchlässig

Zugscheibe aus Wien verbessert Handy-Empfang

Elektronik
21.11.2018 09:49

Ärgerlich, wenn bei einem Telefonat im Zug die Verbindung abbricht. Der Grund dafür: Der Wagenkasten ist ein Faradayscher Käfig, an dem die Funkstrahlen abprallen. Um die Abschirmung zu reduzieren, haben Mehrdad Madjdi, Lukas W. Mayer und Andreas Demmer von Siemens Österreich eine besondere Struktur für die Fenster entwickelt, die künftig den Empfang im Zug erheblich verbessern soll.

Ab Ende 2018 haben die Reisenden im Rhein-Ruhr-Express in Deutschland wesentlich besseren Empfang. Nur wer ganz genau hinsieht, erkennt ein geometrisches Muster auf der Innenseite der doppelt verglasten Fensterscheiben. Es wird aus metallfreien Linien gebildet, die mittels Laser in die Beschichtung der Scheiben eingebrannt werden. Durch die innovative Anordnung der Linien entsteht ein Muster, das die Funkstrahlen besonders gut durchlässt, und so den Empfang deutlich verbessert, verspricht der Hersteller Siemens Österreich, der bereits Gespräche über den Einsatz bei weiteren europäischen Bahnbetreibern führt.

Kostengünstige und nachhaltige Lösung
„Wir haben nach einer Lösung gesucht, die für die Bahnbetreiber kostengünstig und nachhaltig ist“, erklärt Mehrdad Madjdi. Bisher werden meist Funkverstärker in den Wagen installiert, um das Signal zu verstärken. Diese Geräte sind aber teuer, verbrauchen viel Strom und müssen außerdem alle paar Jahre ausgetauscht werden. Die Hochfrequenzspezialisten von Siemens wussten bereits von Flugzeugen, dass Funkstrahlen bei bestimmten Anordnungen von Fenstern besser in die Kabine dringen.
„Wir folgerten daraus, dass die Durchlässigkeit von den Abständen der Spalten in der Metallschicht abhängt, und haben Muster entwickelt, die per Laser herausgebrannt werden“, erklärt Lukas W. Mayer.

Signalstärke auf Teststrecken in Österreich analysiert
Gemäß den Vorgaben der Erfinder wurden Prototypen gefertigt, die anschließend in einem Testwaggon der ÖBB ausprobiert wurden. 
„Wir sind verschiedene Strecken in Österreich gefahren und haben dabei die Signalstärke mit acht Handys im Wagen gemessen und analysiert“, erklärt Andreas Demmer. Bestimmte Frequenzbereiche müssen die Scheibe gut durchdringen, andere hingegen stark gedämpft werden. Und weil Züge viele Jahrzehnte in Betrieb sind, muss der Frequenzbereich auch breit genug für künftige Mobilfunkstandards sein.

Für ihre Innovation wurden Madjdi, Mayer und Demmer jetzt mit der Auszeichnung „Erfinder des Jahres“ geehrt, die Siemens seit 1995 jährlich an herausragende Forscher und Entwickler des Hauses vergibt, deren Erfindungen in erheblichem Maße zum Unternehmenserfolg beitragen. Seit 2016 wird die Auszeichnung auch an Forscher außerhalb des Unternehmens vergeben.

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