Kosmischer Kannibale

Hellste bekannte Galaxie verschlingt drei Nachbarn

Wissenschaft
19.11.2018 13:55

Mithilfe des Teleskopverbundes ALMA in Chile haben Astronomen herausgefunden, dass die bis dato hellste bekannte Galaxie mit dem sperrigen Katalognamen WISE J224607.55-052634.9 gleich drei nahe, kleinere Nachbargalaxien verschlingt. Wie eine Studie von Forschern des Jet Propulsion Laboratory der NASA im kalifornischen Pasadena zeigt, dürfte das Material, das die Galaxie von ihren Nachbarn stiehlt, für ihre extreme Leuchtkraft verantwortlich zeichnen.

Die vor drei Jahren mit dem Weltraumobservatorium Wide-field Infrared Survey Explorer (kurz WISE) entdeckte Galaxie WISE J224607.55-052634.9 ist zwar nicht die größte oder massereichste Galaxie, die wir kennen, sie strahlt aber mit einer Leuchtkraft, die 350 Billionen Mal stärker ist als jene unserer Sonne. Wären alle Galaxien gleich weit von der Erde entfernt, wäre WISE J224607.55-052634.9 (oder kurz W2246-0526) die hellste am Himmel.

Schwarzes Loch verzehrt Unmengen an Materie
Beobachtungen mit ALMA zeigen deutliche Spuren von Staub, der aus den drei kleineren Galaxien in Richtung W2246-0526, die in ihrem Zentrum ein gigantisches, Unmengen an Gas und Materie verzehrendes Schwarzes Loch beherbergt, gezogen wird. Laut Angaben der Wissenschaftler enthalten die Staubspuren ungefähr gleich viel Material wie die kleineren Galaxien selbst.

Bevor das Gas vom 12,5 Milliarden Lichtjahre entfernten Schwarzen Loch verschlungen wird, sammelt es sich zunächst in einer schnell rotierenden Scheibe - ähnlich dem Strudel in einer auslaufenden Badewanne. Wenn die Materie dann in das zentrale Schwarze Loch von WISE J224607.57-052635.0 stürzt, heizt sie sich stark auf und leuchtet dabei sowohl im sichtbaren als auch in UV- und Röntgenlicht.

Einzigartige Lage auf Hochplateau in Chile
Der 2013 eröffnete Teleskopverbund ALMA, der aus 66 hochpräzisen Antennen (Bild unten) besteht, liegt in mehr als 5000 Metern Seehöhe auf dem Chajnantor-Plateau in der chilenischen Atacama-Wüste, wo die Erdatmosphäre und das darin enthaltene Wasser die Beobachtung nur noch wenig stört. Er wird von der Europäischen Südsternwarte ESO, deren Mitglied seit dem 1. Juli 2008 auch Österreich ist, und Partnern aus Chile, Nordamerika und Ostasien betrieben.

„WISE“ kreist seit Ende 2009 um die Erde
Das im Dezember 2009 gestartete Infrarot-Observatorium WISE (Bild unten) wurde im Februar 2011 abgeschaltet, im September 2013 aber wieder reaktiviert und in NEOWISE umgetauft. Das Ende der neuen Mission - die Suche nach gefährlichen, erdnahen Asteroiden - ist vorläufig auf Dezember 2018 angesetzt.

Ursprünglich war WISE zur Suche nach unbekannten Kometen, Sternen und Galaxien gestartet worden. Das Weltraumteleskop umkreist die Erde über ihre Pole hinweg und sucht in einem Zeitraum von neun Monaten den gesamten Himmel eineinhalbmal ab.

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