"Heinzl kein Erlöser"

Maue “Chili”-Quote beschäftigt ORF-Publikumsrat

Österreich
19.01.2010 13:58
Der schlechte Start der Dominic-Heinzl-Shows "Chili" und "Backstage" im Staatsfernsehen hat den ORF-Publikumsrat bei seiner letzten Sitzung vor der anstehenden Wahl beschäftigt. Die Quoten liegen teils schon unter denen der Vorgängersendung "Mein cooler Onkel Charlie". Vor allem kritisiert die Zuseher-Vertretung im ORF die Vorschusslorbeeren für das ehemalige ATV-Steckenpferd. Vom "Maulheldentum wie bei 'Mitten im Achten'" habe der ORF nichts gelernt, heißt es.

Heinzl selbst stapelte bei den Quoten-Schätzungen für seine Sendung stets bedeutend tiefer als die ORF-Führung um Alexander Wrabetz, die Anfang Jänner sogar einen eigenen Kick-off-Event (Foto) für Heinzl veranstaltete. Der ehemalige ATV-Moderator, der seine Karriere beim Radiosender Ö3 begann und vom ORF für die Shows jetzt eigens ein Studio eingerichtet bekam, sprach von 120.000 täglichen Zusehern als Erfolg.

Die Klatsch-Sendungen über mehr und weniger bekannte Promis hatten beim Start rund 400.000 Zuseher. Eine Woche später, am 18. Jänner, liegt die Quote bei mageren 178.000 Sehern für "Backstage" und 229.000 Zusehern bei "Chili", nachdem am Wochenende beide Sendungen zwischenzeitlich unter die 200.000er-Marke gerutscht waren. Der Heinzl-Vorabend ist übrigens deswegen zweigeteilt, weil dem ORF per Gesetz Werbeunterbrechungen verboten sind.

Quote bei Jüngeren nur mehr die Hälfte von "Charlie"
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz musste nun bei der letzten Publikumsratssitzung am Dienstag zur Verteidigung des Formats ausrücken, unter anderem deshalb, weil die Quote in der werberelevanten jungen Zielgruppe von 12 bis 29 Jahren seit dem Start von "Chili" bedeutend gesunken sei, wie Publikumsrat Andreas Kratschmar dem Generaldirektor im Plenum vorhielt.

Die Vorgängersendung, die US-Sitcom "Mein cooler Onkel Charlie", sei bei den 12- bis 29-Jährigen bei 23 Prozent Marktanteil in den Kabel- und Satellitenhaushalten gelegen, die im HD-Format eigenproduzierten Heinzl-Sendungen hätten demgegenüber verloren: Erstere habe in der ersten Woche durchschnittlich nur elf Prozent erreicht, die darauffolgende Hauptsendung "Chili" ebenfalls nur bei 13 Prozent gelegen, so Kratschmar.

Wrabetz: Besser als bei ATV
Wrabetz konterte, dass man dafür bei den 12- bis 49-Jährigen "stabil" sei. "Wenn wir das halten können, dann ist das richtig." Dass ORF 1 bei den jüngeren Sehern Einbußen verzeichnet hat, liege auch am Vorgängerformat, so der ORF-Chef: "Das Jüngste, was es gibt, sind amerikanische Serien." Die Heinzl-Sendungen seien außerdem im Haus produziert: "Wir haben amerikanische Achtfachwiederholungen durch ein Eigenprogramm ersetzt." Entgegen aller "Unkenrufe" sei auch die "Zeit im Bild" auf ORF 2 nicht beschädigt worden.

Auch die "Seitenblicke" (800.000 bis eine Million Seher) seien stabil geblieben, meint Wrabetz. Schlussendlich verglich der Senderchef sein Gebühren-finanziertes Programm direkt mit dem Privatfernsehen: Man liege "deutlich über dem, was dieses Format in dieser Zeit auf ATV hatte". Die von ATV aus Rache ausgestrahlten Heinzl-Wiederholungen kassieren übrigens nach wie vor an die 100.000 Seher und laufen noch den ganzen Jänner.

Publikumsrat: "Heinzl ist nicht der Erlöser"
Publikumsrat Hans Paul Strobl kritisierte vor allem den medialen Trommelwirbel im Vorfeld von "Chili". Er sprach von "Maulheldentum wie bei 'Mitten im Achten'", aus dem der ORF nichts gelernt habe. Man habe "wieder das Gleiche gemacht wie damals - Heinzl ist als Erlöser von schwachen Programmpunkten eingeführt worden, aber das ist er nicht". Der Moderator sei über die Maßen mit Vorschusslorbeeren bedacht und damit in "große Schwierigkeiten gebracht worden", so Strobl.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele