In Aktenaffäre:

Niemand findet sich für Linz als „Krisen-Manager“

Oberösterreich
15.11.2018 13:57

Der nächste Leiter der Abteilung für die Verwaltungsstrafen ist schon vor seiner Bestellung weg! Diese schon wieder gescheiterte Leitungsbesetzung der (laut Kontrollamtsdirektor) „krisengeschüttelten“ Abteilung wirft sehr brisante Fragen über die Personalpolitik im Magistrat Linz auf. Warum ist so eine Besetzung einer Führungsposition sowohl extern als auch intern so schwierig?

Die „Verweildauer“ auf dem Posten des Abteilungsleiters für die Verwaltungsstrafen (Stichwort „Aktenaffäre“) beim Linzer Magistrat wird immer kürzer: Der jüngste ausgewählte Bewerber, ein 30-jähriger Jurist (und FPÖ-Politiker in einer Landgemeinde), ist schon vor der Besetzung wieder weg. Vielleicht, weil sich der Personalbeirat zwar für ihn, den Bestgereihten, entschieden hat, aber ÖVP und Grüne sich dem Vernehmen nach dabei der Stimme enthielten, weil sie jemanden mit Führungserfahrung für notwendig halten.

„Idealerweise Führungserfahrung“
Tatsächlich wird in der gerade veröffentlichten neuen Ausschreibung für den (vorerst auf ein Jahr befristeten) Vollzeitjob mit 3398 Euro Monatsbrutto nun statt nur Führungskompetenz „idealerweise Führungserfahrung“ verlangt. Wobei diese finanzielle Laufbahn- Einstufung laut Magistrats-Insidern angeblich nur einem „besseren Sachbearbeiter-Job“ entspricht, nicht aber einem Abteilungsleiter.

Eigentlich geht nur „Loch auf-Loch zu“
Warum ist es nicht möglich, diese Abteilung mit einem internen Helfer aus dem Magistrat selbst zu sanieren? Weil das zu „Loch zu-Loch auf“ führen würde: Offenbar, so Kontrollamtschef Gerald Schönberger kürzlich in einer Sitzung, seien beim Magistrat weder die Flexibilität noch die personellen Ressourcen gegeben, jemanden kurzfristig als Krisenmanager einsetzen zu können

Ruf nach „echtem Sanierer“ oder Saniererin
„Wir fordern die Suche nach einem echten Sanierer für diese Magistratsabteilung!“, sagen nun die Spitzen der politischen „Aufklärer-Allianz“ in der Linzer Aktenaffäre, in der es  um circa 2000 wegen Untätigkeit der Behörde verjährte Verwaltungsstrafverfahren geht. Martin Hajart (ÖVP), Ursula Roschger (Grüne) und Felix Eypeltauer (Neos) reagieren damit auf die neuerlich gescheiterte Besetzung der vakanten Leitung der Abteilung Verwaltungsstrafverfahren.

Ein „sicherer Hafen“ im Magistrat Linz?
Auch die (mit Faschingsbeginn) neueste Ausschreibung sei von  Anforderungen und Einstufung her „völlig ungeeignet“,  rügt  das Gemeinderäte-Trio die fürs Personal  verantwortliche SPÖ.  Die Probleme mit geeigneten externen Bewerbern sind aber generell gegeben, wie Kontrollamtsdirektor Gerald Schönberger schon vor dem jüngsten Missgriff festgestellt hat: „Das sind sehr viele junge Leute, die erst in den Arbeitsmarkt einsteigen oder solche mit Rechtsanwaltsprüfung, die in den sicheren Hafen der öffentlichen Körperschaft flüchten. Und denen fehlt es an Managementkenntnissen.“

Eine neue Erfahrung für den Kontroll-Chef
Das andere Problem ist, dass es kaum möglich zu sein scheint, magistratsintern Abhilfe zu finden -  Schönberger intern: „Für mich ist das eigentlich schon eine neue Erfahrung, dass wir jetzt im Magistrat offensichtlich kaum mehr in der  Lage sind, zur Verstärkung einer krisengeschüttelten Abteilung Personal interimistisch zur Verfügung zu stellen, das auch qualifiziert genug ist, mit den Herausforderungen umzugehen.“

Und wo bleiben die Frauen für Führungsjobs?
Trotz Frauenförderung  haben weibliche Nachwuchsführungskräfte auch kein Interesse an dem  Job, weiß Schönberger: „Das ist bedauerlich, weil die Organisation sehr viel Geld in Nachwuchskräfte investiert und man als Arbeitgeber eine bestimmte Erwartungshaltung hat. Aber offenbar ist diese Stelle mittlerweile so vergiftet, dass das kein Mensch in Erwägung zieht oder sich drüber traut.“

Werner Pöchinger, Kronen Zeitung

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