Kriminalstatistik

Eigentumsdelikte stark gestiegen – mehr Tatortarbeit

Wien
19.01.2010 13:55
Die Wiener Polizei hat im vergangenen Jahr 228.593 Straftaten bei der Staatsanwaltschaft angezeigt, um 7,2 Prozent mehr als 2008. Die meisten Steigerungen gab es bei Eigentumsdelikten: 2009 wurden in der Bundeshauptstadt um 42 Prozent mehr Kfz gestohlen als 2008. Wohnhauseinbrüche haben um 56 Prozent zugenommen, jene in Wohnungen um rund elf Prozent. Weniger als ein Drittel aller angezeigten Fälle wurden geklärt. Unter anderem soll die Tatortarbeit intensiviert werden, um der steigenden Kriminalität entgegenwirken.

Besonders niedrig war die Aufklärungsquote bei den Wohnungseinbrüchen, diese lag 2009 bei 3,7 Prozent (2008: 4,5 Prozent). Von den Hauseinbrüchen wurde jeder 20. Fall geklärt. Bei den Diebstählen von Pkw und Kombis lag die Quote bei 6,3 Prozent (2008: 7,6 Prozent).

Deutliche Rückgänge bei der Kriminalitätsbelastung waren in Teilbereichen wie der Raubkriminalität (minus 8,6 Prozent) und beim Einbruchsdiebstahl in Pkws und Kombis (minus sieben Prozent) zu verzeichnen. Einen Rückgang von 1,6 Prozent auf 22.727 Fälle habe es bei Gewaltdelikten gegeben. Zugenommen haben hingegen Überfälle auf Trafiken oder Taschendiebstähle.

Täter gehen stets "Weg des geringsten Widerstandes"
"Jeder Täter versucht den Weg des geringsten Widerstandes zugehen. Wenn sich die Umstände so ergeben und das eine Trafik ist, dann wird er die Trafik überfallen", erklärte Christoph Hetzmannseder, Leiter der kriminalpolizeilichen Abteilung in Wien. Hinzu kommt, dass Trafikanten oft allein im Geschäft stehen oder es Menschen mit körperlicher Behinderung sind.

Ähnliches gelte auch für Einbrüche in Wohnräumlichkeiten. Die Objekte werden vorher ausspioniert. "Wenn ich alles dafür tue, es sicher zu machen, dann werde ich weniger gefährdet sein, weil es der Täter einfacher haben will", meinte Hetzmannseder.

Unterschiede zwischen den Bezirken bei Pkw-Diebstählen
Das zeige sich auch in der Verteilung der Bezirke, wo etwa die meisten Wohnungen aufgebrochen oder am häufigsten Pkws gestohlen werden. So wurden etwa 2009 in der Donaustadt 323 Fahrzeuge gestohlen gemeldet, in Favoriten 298, in Floridsdorf 281 und in Landstraße 209, während es in der Josefstadt nur 14 waren oder 18 in Mariahilf. Auch hier spiele die "Übersichtlichkeit" eine Rolle, Diebe schlagen dort zu, wo sie ungestört arbeiten können.

Weder "Sicherheitsdefizit" noch "Kriminalitätsexplosion"
"Wir müssen uns vor Augen halten, dass die Kriminalitätsstatistik das Wirklichkeitsbild nur zeitverzögert wiedergibt. Im Dezember werden Sachen angezeigt, die im Sommer passiert sind", erklärte der Leiter der kriminalpolizeilichen Abteilung. Ob sich Sondereinheiten wie die Soko-Ost oder die seit September des Vorjahres eingesetzte U-Bahnstreife bemerkbar gemacht hat, "kann ich jetzt nicht sagen, das wäre unseriös". Es habe sich aber seit dem Herbst eine Stabilisierung der Kriminalitätsrate oder "eine geringere Steigerung" gezeigt.

"Es gibt in Wien weder ein riesiges Sicherheitsdefizit noch eine Kriminalitätsexplosion", betonte Polizeipräsident Gerhard Pürstl am Dienstag. In den Jahren 2003 und 2004 sei die Belastung höher gewesen, 2009 habe es zwar neuerlich eine Steigerung gegeben, man liege aber "im statistischen Mittel".

"Es wäre wichtig, bei jedem Tatort eine Spur zu finden"
Bei den Wohnhauseinbrüchen wurde 2009 mit 1.968 Einbrüchen in Wien der Spitzenwert des vergangenen Jahrzehnts gemessen, sagte Pürstl. In diesem Bereich wolle man die Maßnahmen auch 2010 verstärken und etwa die Tatortarbeit intensivieren. "Es wäre wichtig, bei jedem Tatort eine Spur zu finden." Das Bewusstsein müsse dahingehend gestärkt werden, dass man Kriminalität nicht nur mit Befragung bekämpfen kann, sondern Sachbeweise notwendig sind. "Beamte, die am Tatort arbeiten, müssen in der Lage sein, verwertbare Spuren zu sichern", sagte er.

Alarmanlagen häufig nicht aktiv
Die Polizei müsse aber auch noch sehr viel Präventionsarbeit leisten. Immerhin sei in Wien nur jeder zehnte Wohnraum durch Alarmanlagen gesichert. "Und in 50 bis 60 Prozent der Fällen ist die Alarmanlage nicht aktiv", meinte Pürstl.

2010 wolle man außerdem die Polizeiinspektionen durch den Abbau von administrativen Tätigkeiten weiter entlasten und zur Verstärkung auf Post- und Telekommitarbeiter setzen. Der Personalstand bei der Wiener Polizei werde vorerst gleichbleiben, kündigte Landespolizeikommandant Karl Mahrer an. 5.349 Beamte waren im vergangenen Jahr "tatsächlich eingesetzt" (von diesem Wert ist die Zahl der Polizeischüler, der Karenzierten oder der für andere Bereiche abgestellten Beamten bereits abgezogen).

Seit 2009 sollen bis zunächst 2013 jährlich 450 Polizeischüler in der Bundeshauptstadt aufgenommen werden. Laut Prognose bis 2015 werden dann 6.700 Beamte ihren Dienst in Wien verrichten, was einem Plus - selbst wenn man die Zahl der Abgänge wegrechnet - von über 1.200 Neuzugängen entspräche, kündigte Mahrer an.

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