Nach „Fall Freiburg“

Grüner Landeschef warnt vor „jungen Männerhorden“

Ausland
11.11.2018 12:56

Der grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, ist mit Äußerungen zum Umgang mit Flüchtlingen auf Widerspruch gestoßen. Er hatte sich in einem Interview dafür ausgesprochen, künftig „junge Männerhorden“ aus Sicherheitsgründen aus Großstädten fernzuhalten. Der Gedanke, einige in die „Pampa“ zu schicken, sei „nicht falsch“, sagte Kretschmann der „Heilbronner Stimme“ und dem „Mannheimer Morgen“. „Salopp gesagt ist das Gefährlichste, was die menschliche Evolution hervorgebracht hat, junge Männerhorden.“ Die Führung der deutschen Grünen ging am Wochenende auf Distanz zur Wortwahl Kretschmanns.

Hintergrund von Kretschmanns Äußerungen ist der Fall einer 18 Jahre alte Studentin in Freiburg, die nach einem Disco-Besuch von mehreren Männern vergewaltigt worden sein soll. Acht Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft - sieben Syrer im Alter von 19 bis 29 Jahren und ein 25 Jahre alter Deutscher.

Die Grünen-Spitze reagierte verwundert auf die Äußerungen Kretschmanns. „Das ist nicht unsere Sprache“, sagte Bundesgeschäftsführer Michael Kellner am Rande des Parteitags in Leipzig. Diese „radikale Sprache“ kenne er auch von Kretschmann nicht. Parteichef Robert Habeck sprach im ZDF von einer „überraschend radikalen Wortwahl“. In der Sache habe Kretschmann aber Recht, dass es an dieser Stelle ein Problem gebe. Zwischen Kretschmann und der Grünen-Spitze hatte es schon häufiger Differenzen in der Asylpolitik gegeben. Beim Parteitag in Leipzig war der Ministerpräsident nicht anwesend.

Kritik kam aber nicht nur aus den Reihen der Grünen. Der CDU-Sicherheitspolitiker Patrick Sensburg bezeichnete den Vorschlag Kretschmanns im „Handelsblatt“ als „absoluten Irrsinn“. Wenn der Ministerpräsident eine „Straftäter-Landverschiebung“ fordere, habe er den Sinn für die Menschen in den Städten und auf dem Land verloren. „Flüchtlinge, die in Gruppen Straftaten begehen, gehören auch in Gruppen abgeschoben“, forderte Sensburg.

Polizeigewerkschafter: „Gruppentrennung hilfreich, aber kaum umsetzbar“
Der Hauptgeschäftsführer des deutschen Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, sagte dem „Handelsblatt“, es mache wenig Sinn, „straffällige Asylwerber aufs Land zu schicken, um die Großstädte zu entlasten“. Mit Ortsveränderungen würden keine Probleme gelöst, sondern nur verlagert. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Oliver Malchow, sagte dem Blatt, eine „Gruppentrennung“ könne hilfreich sein, stelle sich aber in der Realität als „kaum umsetzbar“ dar. Er halte vielmehr „eine schnelle, vorgezogene Abschiebung von Intensivtätern“ für geboten.

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