Empörung über Behörden

Bis zu acht Tote bei Hauseinsturz in Marseille

Ausland
06.11.2018 21:21

Beim Einsturz mehrerer Gebäude im Zentrum der südfranzösischen Hafenstadt Marseille sind mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. Rettungskräfte bargen am Dienstag die Leichen einer Frau und zweier Männer. Da noch Bewohner vermisst wurden, befürchte die Regierung sogar „fünf bis acht“ Todesopfer, sagte Innenminister Christophe Castaner. In Marseille wurde Empörung über die Behörden laut, die vom schlechten Zustand der Gebäude wussten.

An der Unglücksstelle in der Nähe des alten Hafens von Marseille waren 80 Feuerwehrleute und 120 Polizisten mit Suchhunden im Einsatz. Innenminister Castaner sagte bei einem Besuch im Marseille, er sei „wenig optimistisch“, dass noch Überlebende gefunden würden, da es kaum Chancen auf Hohlräume in den Trümmern gebe.

Dies liegt auch am unglücklichen Verlauf der Bergungsarbeiten: Zunächst waren am Montag zwei Gebäude wie Kartenhäuser eingestürzt, die als marode galten - darunter ein bewohntes Haus. Als die Feuerwehr dann einen Bagger einsetzte, stürzte ein drittes Gebäude teilweise ein, das seit Jahren leer stand. Die Trümmer dieses Hauses drückten nach Castaners Worten die Überreste der ersten beiden eingestürzten Häuser zusammen.

Macron sichert „Solidarität der gesamten Nation“ zu
Staatschef Emmanuel Macron sicherte den Betroffenen die „Solidarität der gesamten Nation“ zu. Zugleich wurde scharfe Kritik an den Behörden laut, da viele Gebäude in Marseille bekanntermaßen in schlechtem Zustand sind. Der prominente Linkspolitiker und frühere Präsidentschaftskandidat Jean-Luc Melenchon rügte, es stürzten „die Häuser der Armen“ ein - „und das ist kein Zufall“.

Anrainer berichten von massiven Problemen mit der Bausubstanz. Eine Philosophiestudentin sagte, in einem der Gebäude seien immer wieder Risse aufgetreten, 2017 sei die Eingangshalle eingestürzt. Nach Reparaturen habe die Hausverwaltung verkündet, das Problem sei behoben. Seit einigen Tagen seien die Türen mehrerer Wohnungen aber extrem schwergängig gewesen. „Ich hatte Angst, Gefangene in meiner eigenen Wohnung zu werden“, sagte die junge Frau. Sie habe das Haus deshalb bereits am Sonntag verlassen.

Stadtverwaltung sieht Schuld bei Unwettern
Die Stadtverwaltung sieht das Unglück dagegen im Zusammenhang mit Unwettern: „Dieser dramatische Unfall könnte durch die schweren Regenfälle verursacht sein, die sich in den vergangenen Tagen über Marseille ergossen haben“, ließ Bürgermeister Jean-Claude Gaudin erklären.

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