Hinter den US-Kulissen

Die geheimen Gänge des Pentagons

Ausland
05.11.2018 06:00

Saddam Husseins Gold-Kalaschnikow und ein Bild vom Habsburg-Thronfolger: Die „Krone“ spürte in der US-Militärzentrale historische Schätze auf. Ein Lokalaugenschein der „Krone“ im neuntgrößten Gebäude der Welt als Teil einer fünfteiligen Amerika-Serie. Der Chef des Hauses, Verteidigungsminister James Mattis, könnte angesichts seines zerütteten Verhältnisses zu Präsident Donald Trump schon bald wieder Geschichte sein ...

Die Feuerwalze rollt knapp nach Dienstbeginn ins Gebäude. Rauch, Wrackteile, blutüberströmte Kollegen, die um Hilfe rufen. Um exakt 9.37 Uhr krachte die Boeing 757 von American Airlines am 11. September 2001 in die Hinterseite des Pentagons: 185 Menschen kamen ums Leben, 100 wurden verletzt.

Es war der Tag, der die Welt zu einer anderen machte - nicht nur für die Mitarbeiter im US-Verteidigungsministerium. Es war der Beginn einer neuen Zeit. Der Krieg gegen den Terror kennt bis dato keine Sieger.

„Die Rußspuren vom Anschlag sind teilweise immer noch zu sehen“, zeigt Jan Krc nach dem Durchgang durch eine Drehtür in die Ecke eines halbüberdachten Korridors. Der frühere Botschaftsrat aus Wien kennt das Pentagon wie seine Westentasche. Dutzende Delegationen hat der Diplomat hier schon herumgeführt.

Beim „Krone“-Lokalaugenschein im Machtzentrum der US-amerikanischen Streitkräfte herrscht, trotz Geheimhaltungsklauseln, „business as usual“. Nach dem Passieren von Sicherheitsschleusen wird der Arbeitsalltag gelebt. Büromaterial wird ausgeteilt. Eine Putzkolonne bringt die Stiegen auf Hochglanz. Die meisten Mitarbeiter sind in Zivil, manche tragen hochdekorierte Uniformen. Man grüßt freundlich.

Im neuntgrößten Gebäude des Planeten den Überblick zu bewahren, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Wie ein gigantisches Spinnennetz breitet sich das 1943 fertiggestellte Fünfeck auf einer Fläche von 344.280 Quadratmetern aus. Die Gesamtlänge aller Korridore beträgt 28 Kilometer. Der Moloch ist in einer Ringstruktur aufgebaut, die mit Buchstaben von A bis E unterschieden werden.  Auf fünf Stockwerken haben sich Air Force, Army und Navy verteilt.

Sehenswert sind die militärhistorischen Relikte. Eine vergoldete Kalaschnikow, einst Statussymbol der Leibgarde von Saddam Hussein, erinnert an die Irak-Invasion. Auch Österreich ist vertreten. Im Ausstellungsbereich rund um den Ersten Weltkrieg befindet sich prominent ein Gemälde des 1914 in Sarajewo erschossenen Habsburger-Thronfolgers Franz Ferdinand.

Am Ende der Tour schließt sich der Kreis: Dort, wo vor 17 Jahren der Flugzeug-Anschlag für Tod und Verderben sorgte, ist mittlerweile eine 9/11-Gedächtnisstätte eingerichtet. Die Kapelle steht Besuchern und allen 26.000 Pentagon-Mitarbeitern zur Verfügung.

Vielleicht zieht sich hier ja auch Verteidigungsminister James Mattis zurück. Für ihn hilft nur noch beten. Spätestens nach den Zwischenwahlen dürfte der Ex-General nämlich auf der Abschussliste von Präsident Donald Trump stehen.

Gregor Brandl, Kronen Zeitung

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