Lokalaugenschein

Washington vor Kongresswahl im Ausnahmezustand

Ausland
04.11.2018 06:00

Zwischen Bomben und Beschwichtigung vor der ersten Abstimmung über Präsident Donald Trump. Ein Lokalaugenschein der „Krone“ in der US-Hauptstadt als Ausgangspunkt einer fünfteiligen Amerika-Serie. Denn nicht nur Washington D.C. befindet sich derzeit in einer politischen Schockstarre …

Donald Trump hat eine Glatze. Sein Gesicht wirkt grau und ist bis zur Unmenschlichkeit zerknittert. Es regnet wie aus Kübeln Samstagnachmittag in Washington. Das Wetter ist typisch für die US-Hauptstadt im November. Das Flugblatt, das ein Demonstrant nach dem Einsetzen der ersten Tropfen in die allmählich größer werdende Lacke vor dem Zaun des Weißen Hauses entsorgt hat, löst sich langsam auf. Das bizarre Bild seiner selbst, es trägt den Titel „Not my President“, wird der mächtigste Mann der Welt nie zu Gesicht bekommen.

Wo er sich gerade befindet? Wohl irgendwo auf Wahlkampftour zwischen Ohio und Florida. Aber ganz genau weiß es vielleicht nicht einmal die First Lady.

Trump stilisiert Wahl zur Volksabstimmung über seine Person hoch
„The Donald“ hat die Midterm Elections zur Hälfte seiner Amtszeit zur Volksabstimmung über seine Person hochstilisiert. Dabei geht es im unübersichtlichen Wahlsystem in den Vereinigten Staaten in Wirklichkeit um den Kongress, das aus zwei Kammern bestehende Parlament des 327 Millionen Einwohner zählenden Landes. Außerdem wird über das Schicksal von Dutzenden Gouverneuren und Bürgermeistern entschieden. Und dann darf man noch bei diversen Sheriffs und Richtern sein Kreuzerl machen.

Aber auch wenn er nicht auf dem Stimmzettel steht, macht Trump, was er am besten kann - polarisieren und im besten Fall mobilisieren. Und da wird aus einer Fata Morgana 1000 Kilometer von der Grenze entfernt auch schnell einmal eine Karawane aus Kriminellen, die sich aus Mexiko ins Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten aufgemacht hat. Die Scharfschützen hat der Oberbefehlshaber der Streitkräfte vorsorglich schon in Stellung gebracht.

„Ich fürchte mich“, fasst es eine Wienerin zusammen, die einst der Liebe wegen ausgewandert ist und nun seit vier Jahrzehnten als Dolmetscherin in Virginia lebt. Und es liegt weniger an den Gruselmasken von Halloween, die in der Metropole immer noch präsent sind. Briefbombenterror, Hasstiraden und blutige Anschläge haben die Bewohner in eine Schockstarre versetzt.

Tag nach Urnengang ist Start für Trumps Wiederwahl-Kampagne
Über den Ausgang der Wahlen am 6. November traut sich nach der Niederlage der hoch favorisierten Hillary Clinton 2016 kaum noch jemand eine Prognose abzugeben. Die Republikaner könnten die knappe Mehrheit im Senat behalten, im Repräsentantenhaus werden wohl die Demokraten triumphieren. In einem sind sich die von der „Krone“ befragten Politikexperten in den USA aber sicher: Am Tag nach dem Urnengang wird Trump die Kampagne für seine Wiederwahl 2020 starten.

Gott schütze Amerika!

Gregor Brandl, Kronen Zeitung

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