Unwetter in Kärnten

Heeres-Helikopter flicken Damm in Katastrophenzone

Kärnten
03.11.2018 18:42

Das Bundesheer ist nach wie vor mit Soldaten und Hubschraubern im Unwetter-Katatstrophengebiet in Kärnten im Großeinsatz. Im Pendelverkehr transportieren die „Black Hawks“ seit Freitag Panzerigel und Schottersäcke, um den gebrochenen Gail-Damm bei der Waidegg-Brücke zu flicken. Begünstigt durch die Wetterlage ging die Aufarbeitung der Sturm- und Wasserschäden im Lesach- und Gailtal am Samstag mit den 60 Villacher Pionieren und den 20 Fliegerkräften mit Hochdruck weiter. Immerhin stehen nun die Wetter-Zeichen auf Entspannung. Der Regen hat aufgehört, was laut Wetterexperten voerst auch so bleiben dürfte. Hochwasser-Entwarnung gab es am Samstag durch den Kraftwerksbetreiber Verbund.

200 Meter lang ist das Leck, das die Hochwassermassen zu Beginn der Woche in den Gail-Damm gerissen hatten. Die Geil überflutete daraufhin nicht nur Felder und ein Stallgebäude samt Schafen, die alle qualvoll ertranken, sondern auch die Ortschaft Rattendorf. Um die Gail so schnell wie möglich wieder in ihr ursprüngliches Gerinne zurückzudrängen, entwickelten die Behörden gemeinsam mit dem Bundesheer ein besonders ausgeklügeltes Konzept.

Panzerigel als Füllmaterial
Rund 100 Panzerigel wurden aus den Kasernen zusammengetragen. Diese Sperren, die ursprünglich während der Jugoslawienkrise die Grenzen sicherten, dienen nun als Grundgerüst für den provisorischen Damm. „Die Black Hawks fliegen abwechselnd Panzerigel und ,Big Packs’, das sind große, mit Schotter gefüllte Säcke, zur Bruchstelle, um das Leck im Damm zu schließen“, erklärte Oberstleutnant Ralf Gigacher, Presseoffizier des Militärkommandos Kärnten.

Bereits Bagger in Dammzone eingefahren
Mit Unterstützung der heimischen Feuerwehren, Polizei und sämtlicher Behördenstellen gelang es den Hubschraubern noch bis Freitagabend, eine wichtige Barriere zu errichten. „Der Durchbruch konnte so weit gesichert werden, dass bereits Bagger in die Zone einfahren und einen ersten Erdwall aufschütten konnten“, zeigt sich Heinz Pansi, der Bezirkshauptmann von Hermagor, erleichtert. Läuft alles nach Plan wird der provisorische Damm noch dieses Wochenende fertig sein.

Am Samstag wurde im Gailtal mit zwei S70 „Black Hawks“ weiter an der provisorischen Schließung des Dammbruches bei Waidegg gearbeitet.

Lesachtal bald wieder erreichbar
Auch für die Erreichbarkeit des seit fast einer Woche abgeschnittenen Lesachtals schaue es gut aus. Für die teilweise abgebrochene Zufahrt über Osttirol und Maria Luggau, wo es am Freitag einen Felssturz gegeben hatte, wurde eine Alternativerschließung über Forstwege festgelegt. Die Strecke soll jetzt rasch erweitert und beschottert werden, damit sie auch unter winterlichen Bedingungen befahrbar wird. Pansi: „Wir lassen jetzt entsprechende Maschinen ankarren.“

Am Samstag wurden im Lesachtal Windbrüche unmittelbar an der Bundesstraße beseitigt und noch einige Versorgungsflüge mit den eingesetzten Hubschraubern des Bundesheeres durchgeführt. Auch einige Strommasten konnten noch punktgenau eingeflogen werden. Bisher haben die Hubschrauber der Bevölkerung im Lesachtal neben rund 3500 Kilogramm an Lebensmittel auch rund 2000 Kilo an Siloplanen zur Abdeckung der Häuser sowie zahlreiche Aggregate und Treibstoff zur Stromversorgung über die Luft eingeflogen.

Die Schule im Lesachtal wird voraussichtlich bis einschließlich Mittwoch geschlossen bleiben. Das gab Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) am Samstag in einer Aussendung bekannt. Im Schulzentrum soll trotzdem eine Betreuungsmöglichkeit für Kinder eingerichtet werden. Der Kraftwerksbetreiber Verbund gab unterdessen Hochwasser-Entwarnung. In einer Aussendung teilte das Unternehmen mit, dass die Stauseen entlang der Flüsse Drau und Möll ab Samstag wieder gefüllt werden

Abrutschungen und umgestürzte Bäume beseitigen
Die Zufahrtsstraße über das Gailtal ist wohl nicht so schwer beschädigt worden. Es müssen noch kleinere Abrutschungen und umgestürzte Bäume beseitigt werden, außerdem wurden mehrere Leitschienen zerstört. Demnächst könnte aber auch diese Straße wieder freigegeben werden. „Die Statik der Straße ist hier nicht in Mitleidenschaft gezogen worden“, erklärte der Bezirkshauptmann. In den kommenden Tagen werden Geologen und Statiker weitere Straßen und Abbruchstellen besichtigen und beurteilen. „Alles ist im Laufen.“ Auch an der Plöckenpass-Straße wurde gearbeitet.

„Die Burschen arbeiten auf Hochtouren“
In Sachen Stromversorgung des Lesachtals glaubt Pansi, dass sie in den nächsten ein, zwei Tagen wieder hergestellt sein wird. „Die Burschen arbeiten auf Hochtouren.“ Bald sollte auch über die Leitungen und Masten wieder Strom ins Lesachtal fließen. Bisher waren Notstromaggregate im Einsatz. „Wir prüfen aber noch, ob sich vielleicht jemand auf einem abgelegenen Gehöft noch nicht gemeldet hat.“ Wenn die Hauptverkehrswege dann einmal gesichert sind, werde man sich in einem nächsten Schritt den „gigantischen Forstschäden“ zuwenden, sagte Pansi. Veranstaltungen für Betroffene seien geplant.

Rund 4500 Feuerwehrleute waren laut der Aussendung in den vergangenen Tagen bei 1200 Einsätzen rund um die Uhr im Einsatz. In den betroffenen Gebieten bleibe das Bundesheer im Assistenzeinsatz, das betreffe auch die Hubschrauber des Bundesheeres, die im Lesachtal stationiert sind.

Alex Schwab, Kronen Zeitung/krone.at

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