18 Jahre danach

Pensionist wegen Kindesmissbrauchs verurteilt

Wien
13.01.2010 14:40
Wegen Kindesmissbrauchs musste sich am Mittwoch ein 61-jähriger Pensionist aus Wien am Landesgericht Salzburg verantworten. Der Angeklagte soll als Betreuer eines Wiener Vereins, der Ferienaufenthalte organisierte, einen minderjährigen Zögling auf einem Ferienlager im Salzburger Pongau mehrmals zu geschlechtlichen Handlungen genötigt haben. Der Angeklagte legte ein umfassendes Geständnis ab und wurde zu einer Zusatzstrafe von 10 Monaten verurteilt.

Der Pensionist war bereits 1995 vom Wiener Landesgericht für Strafsachen wegen Missbrauchs an zwei Zöglingen in Ferienlagern zu einer teilbedingten Haft von 14 Monaten verurteilt worden. In Bedachtnahme auf dieses Urteil verhängte die vorsitzende Richterin eine zusätzliche Freiheitsstrafe von zehn Monaten auf Bewährung. Zudem sprach sie dem Opfer 20.000 Euro Schadensersatz zu. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

Vor sexuellen Handlungen "betatscht"
"Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft stimmen alle. Es tut mir leid", erklärte der Pensionist. Der pädagogische Leiter eines Vereins habe sich früher zu einigen Burschen hingezogen gefühlt und es während des Ferienaufenthalts im Pongau veranlasst, dass der damals 13-jährige Bub in seinem Zimmer übernachte. Bevor es zu den sexuellen Handlungen gekommen sei, habe er ihn auf den Schoß gesetzt und "betatscht". In der kontradiktorischen Einvernahme berichtete das mittlerweile erwachsene Opfer, dass er das keinesfalls wollte.

Gedächtnisstörung "durch die massive Verdrängung"
Bei dem Opfer wurde eine posttraumatische Belastungsstörung festgestellt, die laut Staatsanwältin Barbara Feichtinger einer schweren Körperverletzung entspricht. Der Mann leide noch heute an dem Martyrium aus der Ferienlagerzeit. "Er geht nicht mehr unter die Leute, kann keine Beziehungen mehr eingehen, hat eine massive Zukunftsangst und es ist auch ein Lebensüberdruss aufgetreten. Durch die massive Verdrängung erlitt er eine Gedächtnisstörung", sagte Gerichtspsychiater Bernhard Mitterauer.

"Ich habe seit acht Jahren kein Interesse daran"
Der insgesamt acht Mal vorbestrafte Angeklagte zeigte Mitleid mit seinem Opfer. "Es wäre mein Wunsch, dass er wieder zu einem normalen Leben kommt." Seine homosexuellen Neigungen habe er abgelegt, "ich habe seit acht Jahren kein Interesse daran, ich bin krank", betonte der Angeklagte. Sein Verteidiger Michael Hofer meinte, "mein Mandant möchte sich von seiner Vergangenheit distanzieren. Er ist bereit, die Strafe anzunehmen. Er ist gesundheitsbedingt nicht mehr in der Lage, derartige Taten künftig durchzuführen, und hat auch kein Interesse daran." Auch die Staatsanwältin akzeptierte sogleich das Urteil.

Der 18 Jahre zurückliegende Fall kam erst im Dezember 2007 ans Tageslicht, als das mittlerweile 30-jährige Opfer Anzeige bei der Polizei erstattete.

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