Justiz-Groteske

Schoko-Toto im Häfn: Mammut-Prozess droht

(Bild: dpa/dpaweb/A3361 Stephanie Pilick)

Kann denn Schoki Sünde sein? In Hamburg steht jetzt ein Häftling vor Gericht, weil er mit seinen Mitgefangenen hinter Gittern einen kleinen Toto-Ring aufgezogen hat. Wöchentlicher Einsatz der Fußball-Tipprunde: eine Tafel Schokolade pro Nase. Nachdem eine schnelle Klärung der Causa misslungen ist, droht nun ein groteskes Mammut-Verfahren mit bis zu 40 Zeugen.

Ganz Hamburg lacht mittlerweile über die Justizposse, über die der "Spiegel" berichtete. Laut dem Nachrichtenmagazin steht der 66 Jahre alte Häftling Peter Josef H. vor dem Kadi, weil er gemeinsam mit anderen "Knackis" Fußball-Ergebnisse tippt. Das Problem dabei ist, dass die 35-köpfige Gruppe um Einsatz spielt. Immerhin eine Tafel Schokolade pro Nase und Spieltag. Im Wert von je 89 Cent. Zehn Prozent der eingesetzten Süßigkeiten behielt der wegen Betrugs, Urkundenfälschung und Hehlerei vorbestrafte Angeklagte als Verwaltungsgebühr ein. Mit Wissen der anderen Häftlinge.

Das Problem: Sobald es in einer Tipprunde um einen Spieleinsatz geht, liegt laut deutschem Recht der Verdacht des illegalen Glückspiels in der Luft. Doch die bisher gefällten Urteile sind uneinheitlich. Welche Beträge bewegen sich im Bagatellbereich? Und ist Toto nicht viel eher ein Geschicklichkeits- als ein Glücksspiel, weil es auch darauf ankommt, Fußball-Fachwissen zu haben?

Vorzeitige Einigung scheitert - jetzt droht ein Mammut-Prozess
Die Richterin wollte sich bei diesem Thema offenbar nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Den Vorschlag des Angeklagten, 50 Euro an eine soziale Einrichtung zu spenden, lehnte sie nach anfänglicher Zustimmung ab. Damit hat sich die Hoffnung auf eine schnelle Erledigung des Verfahrens zerschlagen. Stattdessen soll der Fall nun gründlich aufgerollt werden.

Der Angeklagte versteht das nicht. Aber er ist bereit, das Spiel mitzuspielen. "Ich kann hier 40 Leute aufmarschieren lassen", kündigte er bereits eine wahre Zeugenschar an. Und so sieht es nun ganz danach aus, als würde die Verlängerung des Prozesses um die Fußball-Tipprunde eine ziemlich kräfteraubende Angelegenheit werden.