Zeit der Muller

Hinter den Kulissen der Rumer Fasnacht – mit Bildergalerie!

Tirol
11.01.2010 16:01
Die Zeit der Muller ist angebrochen, die Peitschenschnöller geben den Takt vor. Bis Faschingsdienstag geht es in Rum hoch her. Höhepunkt ist der große Mullerumzug am 7. Februar. Hinter den Kulissen ist jedoch das ganze Jahr "Muller-Zeit".

Markus Schmidhofer weiß nicht so recht wo ihm der Kopf steht. Der junge Obmann der Rumer Muller hat gleich zum Start seines Ehrenamtes eine große Verantwortung. Nach 2005 findet heuer wieder der große Mullerumzug mit rund 900 Mitwirkenden im Martha-Dorf Rum statt. Der Obmann höchstpersönlich hat die zentralen Gestalten der Rumer Fasnacht für die Plakate und Einladungen in all ihren Facetten gemalt.

Meister der Masken
Wie viele Rumer hat auch Markus der Fasnachts-Virus schon als kleiner Bub gepackt. In der Werkstatt seines Onkels Josef Lechner hat er fasziniert der Entstehung unzähliger Masken zugeschaut. Lechner ist der bekannteste Larven-Schnitzer weit und breit. Das Können und die Liebe zum Detail hat er von seinem Vater geerbt. Der Hausname "Purnerweindl" steht für höchste Schnitzkunst. Rund 80 Prozent der Rumer Masken stammen von den Lechners.

Bilder von den Vorbereitungsarbeiten zur Fasnacht siehe Infobox!

"Nur den Rohling schneide ich mit einer Maschine aus. Danach ist alles Handarbeit", zeigt Josef auf seine gut bestückte Werkzeuggalerie. Dann widmet er sich wieder dem Zottler, der auf der Werkbank gerade ein Gesicht bekommt. Grimmig soll er dreinschauen, ist er doch eine Winterfigur. Da darf mit einem groben Eisen gearbeitet werden. Wenn’s an die zarten Frühlings- und Sommerfiguren geht, wird das Eisen immer feiner. Neue Masken, gefertigt nach alter Tradition. In den Familien werden sie von Generation zu Generation weitergegeben. Und mit ihnen die große Begeisterung fürs Mullen.

Rumer "Hut-Macher"
Bei den Gewändern schaut es mit dem Vererben nicht so gut aus. "Die Fransen des Zottlers sind nach zwei Jahren meistens aufgebraucht", weiß Markus. Archaisch und wild sind die Tänze, wenn der Frühling den Kampf gegen den Winter aufnimmt. Da bleibt so manche Franse, so manches Klötzl liegen. Da muss so mancher Kopfschmuck Federn lassen.

Wie gut, dass es dafür Spezialisten wie Hans Saurwein gibt. "Du Hans…", flehen jene, die es gar zu wild getrieben haben, in seiner Keller-Werkstatt um rasche Reparatur. "Du Hans…", heißt es auch, wenn ein neuer Muller bestückt werden muss. Mit geschickten Handgriffen verbindet Hans edle Federn von Pfau und Truthhahn zu spektakulären Hüten. Da werden Fuchsfelle aufgesetzt, da werden böse Geister vertreibende Spiegel eingearbeitet.

600 Euro Materialkosten sind schnell beinander, für den Spiegeltuxer reicht oft das zehnfache nicht. Jeder Hut ein Kunstwerk. Und nach der Fasnacht schaut so mancher recht mitgenommen aus. Da wird dem Rumer "Hut-Macher" das ganze Jahr nicht langweilig.

Geheime Mission
Heuer ist von Langeweile sowieso keine Spur. Seit Monaten laufen die Vorbereitungen für den großen Mullerumzug am 7. Februar. Die riesigen Wagen werden in streng geheimer Mission gebaut. Bis zu fünfeinhalb Meter hoch sind sie. Geht sich das auf der Strecke überall aus? "Alles ist genau abgemessen. Wenn's doch nicht passt, wird wohl das betreffende Haus ein Stück abgeben müssen." Christian Hölbling, Organisator des Umzugs, lacht schelmisch. Und doch ist es sein Ernst. Denn wenn die Muller ausrücken, dann gehört Rum ganz ihnen.

171 Mitglieder hat der Rumer Muller-Verein heute. 171 Burschen und Männer, die derzeit im Ausnahmezustand sind. Und wenn diese Fasnacht vorbei ist, beginnen schon wieder die Vorbereitungen fürs nächste Jahr.

von Claudia Thurner, Tiroler Krone

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