Ex-Direktoren besorgt:

Appell an Politik: Spart Spitäler nicht kaputt!

Salzburg
29.10.2018 09:27

Demoliert unsere Gesundheitsversorgung nicht! Diesen dramatischen Appell richten Christian Menzel, Gernot Pauser und Heinrich Magometschnigg an das Land. Einsparungen von Kliniken und beim Personal seien der falsche Weg. Ein Hauptkritikpunkt dabei: Der Finanzreferent dürfe nicht auch für Gesundheit zuständig sein.

Drei Jahrzehnte lang (von 1987 bis 2018) leiteten die Univ.-Professoren  und Primarii Dr. Christian Menzel, Dr. Gernot Pauser und Dr. Heinrich Magometschnigg als ärztliche Direktoren oder Geschäftsführer die Landeskliniken Salzburg. Jetzt kritisieren sie die Politik wegen ihres Sparkurses in den Spitälern überaus scharf.

Das Land Salzburg hat zuletzt drei Uni-Kliniken der SALK aufgelöst: Jene für Physikalische Medizin, Orthopädie und Herzchirurgie wurden zusammengelegt.

Zusammenlegung nicht  sinnvoll  und  notwendig

„Das war weder notwendig noch sinnvoll und es stellt eine betriebliche Fehlentscheidung dar“, so die Mediziner Menzel, Pauser und Magometschnigg. Mehr noch: „Diese Schritte gefährden Betrieb und Bestand des Universitätsklinikums und der Zentralkrankenanstalt, sie gefährden die bisher umfassende medizinische Versorgung der Bevölkerung und  auch die Ausbildung, weil die SALK für junge Mediziner durch weniger Kliniken auch zunehmend unattraktiv wird.“

Renommierte Abteilung aus Sparwut aufgelöst

Gernot Pauser: „Die Physikalische Medizin von Dr. Anton Wicker war die beste ihrer Art in ganz Österreich und hatte viel zur Reputation des Hauses beigetragen. Ihre Auflösung kann man eigentlich nur als einen Gewaltakt bezeichnen.“

Heinrich Magometschnigg: „Ein Herzchirurg ist kein Gefäßchirurg. Es gibt kaum Fächer, die so viele Lichtjahre voneinander entfernt sind als diese beiden.“ Der Patient habe keine Wahl, so Magometschnigg:  „Schwierige Sachen werden hier nicht mehr operiert und weil es in Salzburg nirgendwo sonst  eine Gefäßchirurgie gibt, schickt man die Patienten  nach Innsbruck.“ Dass man so einen herausragenden Mediziner wie Primar Dr. Thomas Hölzenbein nach zehn Jahren Tätigkeit nicht weiter verpflichtet habe, sei ein unverzeihlicher Fehler.

Schwierige Operationen sind nicht mehr möglich

Viele Salzburger werden so immer häufiger zu „Gastpatienten“ in anderen Bundesländern, können dort natürlich leichter abgelehnt werden. Damit die Bedeutung klar wird: Die SALK versorgt jährlich rund 100.000 Patienten stationär und knapp eine Million Menschen in  Ambulanzen, bei einem Budget mit allen Wirtschaftsbetrieben von knapp  500 Millionen Euro.

Gernot Pauser: „Verschärft wird das alles noch durch das Katastrophengesetz zur Arbeitszeitregelung in den Spitälern. Mit einem 24-Stunden-Dienst  fällt  der Arzt im Gegenzug für vier Arbeitstage  aus. Um alles abzufedern, bräuchten wir zwei Drittel mehr Ärzte.“

Finanz und Gesundheit  nicht in Personalunion

Widersinnig und ein Hauptübel aber sei, dass  Landesfinanzreferent Dr. Christian Stöckl auch für die  Gesundheit  zuständig ist,  da sind sich die drei Top-Mediziner einig: „Sparen auf dem Rücken der Gesundheitspolitik, das funktioniert auf Dauer auf gar keinen Fall.“

Menzel, Pauser und Magometschnigg bekommen dabei auch Unterstützung vom früheren Direktor der Christian Doppler Klinik, Hofrat Univ. Prof DDr. Hans Erich Diemath: „Der frühere Landeshauptmann Wilfried Haslauer Senior hat immer gesagt: Meine Salzburger sollen die beste medizinische Versorgung bekommen! Die Spitäler waren sein Liebkind. Heute hat man das Gefühl, die Kliniken sind ein ungeliebtes Kind, das man am liebsten weglegen möchte.“

Wolfgang Weber
Wolfgang Weber
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