HIV-infiziertes Baby

Behörden suchen nach Lösung für Zeit nach dem Spital

Österreich
11.01.2010 14:20
Der Gesundheitszustand jenes elf Monate alten Mädchens, das gegen den Willen seiner Eltern im LKH Graz wegen einer HIV-Infektion behandelt wird, hat sich laut der Grazer Kinderklinik stabilisiert. Man rechne damit, dass das Kind in "frühestens zwei bis drei Wochen" entlassen werden könne. Unklar ist bislang, wo die kleine Muriel anschließend untergebracht wird. Das Sorgerecht der Eltern war wegen ihrer Verweigerungshaltung stark eingeschränkt worden.

"Die Obsorge über die medizinische Betreuung liegt jetzt bei der Bezirkshauptmannschaft", so Wilhelm Müller, Primar der Kinderklinik. Diese hat die Behörde aufgrund eines Gerichtsbeschlusses bereits im Sommer erhalten, ebenso das Recht, den Aufenthaltsort des Kindes zu bestimmen, sagte der zuständige Bezirkshauptmann am Montag.

Vonseiten der Behörde wird betont, dass man alles tue, "damit das Kind so oft wie möglich Kontakt zu seinen Eltern hat". Es müsse aber auf alle Fälle sichergestellt sein, dass das Mädchen seine Therapie erhält: "Wenn das Kind seine Medikamente nicht regelmäßig bekommt, stirbt es", präzisiert der Beamte den Ernst der aktuellen Situation des Kindes, dessen ebenfalls HIV-infizierte Eltern eine Behandlung nicht wollen.

Unterbringung nach Entlassung unklar
Derzeit stellt die Behörde intensive Überlegungen an, wie die Betreuung des Kindes nach der Entlassung aus dem Krankenhaus aussehen könnte: "Der Fall ist in dieser Art in Österreich einzigartig. Wir suchen nach einer für alle tragbaren Lösung, die das Wohl des Kindes sicherstellt", so der Beamte. Denkbar sei beispielsweise eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung durch eine Familienhelferin in der Wohnung der Eltern.

Die Eltern des Babys sind der Meinung, dass ihre Tochter grundlos gegen eine HIV-Infektion behandelt werde und halten die Krankheit selbst für eine "Lüge" (siehe auch Nachlese in der Infobox). Erst die Medikamente gegen den HI-Virus hätten das Mädchen krank gemacht, so die Ansicht der Eltern, die den Vorstellungen des deutschen "Wunderheilers" Ryke Geerd Hamer anhängen. Dieser wurde in den 1990er-Jahren durch den "Fall Olivia" in Österreich bekannt.

Fall geht vor Gericht
Laut Staatsanwaltschaft Graz hat die Kinderschutzgruppe des LKH Graz bereits im September eine Anzeige gegen die Eltern wegen Verdacht auf "schwere Körperverletzung mit Dauerfolgen" und "vorsätzliche Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheit" eingebracht. Ein ärztliches Gutachten wurde in Auftrag gegeben, mit dessen Ergebnissen in "ein bis zwei Wochen" zu rechnen sei.

Im Gegenzug zeigten die Eltern des Kindes die Ärzte der Grazer Kinderklinik, die Bezirkshauptmannschaft und das Gericht wegen Nötigung, Betrugs, grober Fahrlässigkeit und Beihilfe zum versuchten Totschlag an.

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