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Huawei Mate 20 Pro: Weitwinkel sticht Schwarzweiß!

Digital
26.10.2018 13:28

Ein halbes Jahr nach dem ersten Dreifachkamera-Smartphone legt Huawei nach. Mit dem Mate 20 Pro haben die Chinesen ein neues Flaggschiff am Start, das mit extradickem Akku, einer Kamera für (fast) alle Eventualitäten, viel CPU-Power und großem OLED-Display keine Wünsche offenlassen soll. Gar eine „höhere Intelligenz“ soll das mit auf Mustererkenung spezialisierten NPU-Koprozessoren ausgestattete Gerät mitbringen. Wir haben Kontakt aufgenommen.

Beim Design mit der markanten Aussparung am oberen Displayrand wie beim iPhone X(S) und dem Glasgehäuse mit Metallrahmen, wie man es seit einigen Jahren bei Samsung-Smartphones sieht, hat sich seit der im Frühling enthüllten P20-Serie wenig verändert. Auch die in einigen Farbvarianten an den Effektlack bei Tuning-Boliden erinnernde Aufmachung erinnert an das Frühlingsmodell.

Speicher erweiterbar - aber nur mit Huawei-Karten
Doch es gibt Unterschiede: Der Kopfhöreranschluss ist nicht zurückgekehrt, beim neuen Modell gibt es nun aber immerhin die Möglichkeit der (mit proprietären Huawei-Karten!) Speichererweiterung. Außerdem hat Huawei dem Mate 20 einen neuen, laut Firmenangaben noch „intelligenteren“, Prozessor spendiert und bei der Dreifach-Cam die Schwarzweiß- gegen eine Weitwinkel-Kamera getauscht.

Die genauen Spezifikationen des Mate 20 Pro sehen Sie hier:

Huawei Mate 20 Pro

CPU

HiSilicon Kirin 980:
2 x 2,6 + 2 x 1,92 + 4 x 1,8 GHz

RAM

6 GB

Diagonale

6,4 Zoll (OLED)

Auflösung

3120 x 1440 Pixel

Speicher

128 GB

microSD-Slot

Proprietäre Nano Memory Card bis 256 GB

Hauptkamera

40 Megapixel (F/1.8): Phase-Detection-, Laser- und Kontrast-Autofokus, Doppelblitz;
20 Megapixel (F/2.2): Weitwinkelobjektiv
8 Megapixel (F/2.4): Teleobjektiv (3x opt.)

Frontkamera

24 Megapixel (F/2.0)

Funk

LTE, Gigabit-WLAN, Bluetooth 5.0, NFC, Infrarot, GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo

Maße

157,8 x 72,3 x 8,6 Millimeter, 189 Gramm

Akku

4200 mAh (lädt via USB-C)

Extras

Fingerscanner (im Display!)
Metall-Glas-Chassis
Wasser- und staubdicht
(IP68, MIL-STD-810)
Stereo-Boxen
Kabelloses Laden und Aufladen

Software

Android 9

Preis

ab ca. 950 Euro

Das Display des Mate 20 Pro macht eine sehr gute Figur. Hohe Schärfe, dank OLED-Technologie viel Kontrast und satte Farben, dazu gute seitliche Ablesbarkeit und hohe Maximalhelligkeit. Das auf rund 19:9 gestreckte Seitenverhältnis und die ausnehmend dünnen Ränder ums Display sorgen dafür, dass es trotz mehr als sechs Zoll Diagonale noch relativ kompakt ausfällt. Mit diesem Bildschirm braucht man sich weder vor Samsung - die Koreaner haben vor einigen Wochen mit ihrem mit Stylus ausgestatteten Note 9 schon stark vorgelegt - noch Apple und seinem iPhone XS verstecken.

Die Kamera im Mate 20 Pro gefällt uns sogar noch etwas besser als jene im P20. Der Verzicht auf den Schwarzweiß-Sensor im Vorläufer hat zwar bisweilen - konkret bei der Bildschärfe im Schlechtlicht - Nachteile, die neue Weitwinkel-Kamera konnte ihre Stärken im Test aber deutlich öfter ausspielen als die Schwarzweißkamera, die Huawei früher in sein Kamerasystem implementiert hat.

Sehr flexibel nutzbare Dreifachkamera
Generell hat Huawei mit seiner neuen Dreifachkamera eine sehr flexible Lösung für die alltägliche Knipserei geschaffen. Die 40-Megapixel-Hauptkamera mit lichtstarker F/1.8-Blende stellt schnell scharf und fängt Motive bei Tageslicht hochauflösend, scharf und in natürlicher Farbgebung ein und macht eine Kompaktkamera im Grunde für die meisten Einsatzszenarien überflüssig. Auch die Frontkamera überzeugt und ließ im Selfie-Test keine Wünsche offen, übertrieb es bisweilen aber ein wenig mit der Weichzeichnerei.

Im Zwielicht schien sich die Hauptkamera im Test schwerer zu tun als frühere Huawei-Dreifachkameras, was vermutlich der Abwesenheit der Schwarzweiß-Kamera früherer Huawei-Smartphones geschuldet ist. Die war ausnehmend lichtstark und lieferte Kontrastinfos, die in der Nachbearbeitung schlecht ausgeleuchteter Aufnahmen für mehr Schärfe sorgten. Darauf muss man nun verzichten, die Kamera ist nun aber auch per se schon recht lichtstark.

Weitwinkel- sticht Schwarzweißfotografie
Dafür hat die Kamera des Mate 20 Pro auch den neuen Trick Weitwinkelfotografie erlernt. Bei Smartphones von LG Electronics schon länger als Zweitkamera verfügbar, gab es dieses Feature bei Huawei bislang nicht. Dabei erwies es sich im Test als ausgesprochen praktisch - und zwar immer dann, wenn man sich nicht mehr weiter vom Motiv wegbewegen kann, aber trotzdem einen möglichst großen Bildausschnitt einfangen will. Dank 20 Megapixel Auflösung und annehmbarer Lichtstärke passt dabei auch die Bildqualität.

Und dann enthält Huaweis Dreifachsystem ja noch eine dritte Kamera, namentlich eine Teleoptik mit optischem Dreifach-Zoom, die immer dann praktisch ist, wenn man Motive näher heranholen möchte. Mit acht Megapixel Auflösung und F/2.4-Blende erreicht sie zwar weder Schärfe noch Helligkeit der Hauptkamera. Hin und wieder ist aber schlichtweg Zoom Trumpf und das Mate 20 hat, was man in solchen Situationen braucht.

Kamera-App mit vielen Software-Features
Softwareseitig gibt es innerhalb der Kamera-App wieder alle möglichen Spielereien, viele davon profitieren von den NPU-Koprozessoren beziehungsweise ihrer Mustererkennung, die man hier werbewirksam als „künstliche Intelligenz“ betitelt. Zu den Features der Kamera-App zählt etwa eine Motiverkennung, bei der automatisch der richtige Kameramodus wie Makro oder Portrait gestartet wird. Es gibt eine Objekterkennung für Sehenswürdigkeiten und andere Dinge, zusätzlich zur optischen eine NPU-unterstützte Bildstabilisierung. Bei Aufnahmen im Zwielicht wird der Ausleuchtung softwareseitig auf die Sprünge geholfen.

Nicht jede NPU-Funktion arbeitet zuverlässig
Alles praktische Features für eine Kamera-App, in denen aber wohl nicht jeder die „höhere Intelligenz“ sehen wird, als welche sie vom Huawei-Marketing beworben wird. Zumal man stellenweise ein bisschen über das Ziel hinausschießt und die verfügbare Rechenleistung etwa für Instagram-artige Filter nutzt, was Videos in Echtzeit einen unkonventionellen Look verleiht, dabei aber nicht mit der gebotenen Zuverlässigkeit agiert und so die Frage aufwirft, wieso man die Nachbearbeitung nicht lieber mit bewährten Mitteln erledigen sollte. Möglicherweise helfen Updates hier noch ein wenig nach, doch auch für animierte Emojis und eine angekündigte 3D-Scan-Funktion für die Kamera gilt: Nette Spielereien, aber nicht wirklich ein Must-have.

Mehr Rechenleistung, als die meisten brauchen
Die vom neuen Kirin-980-Prozessor gebotene Leistung ist größer als der Bedarf der meisten Nutzer im Alltag. Jagt man den neuen Chip der Huawei-Prozessortochter HiSilicon durch den gängigen Benchmark-Vergleichstest AnTuTu, so erreicht er knapp über 270.000 Zähler und somit ein ähnliches Rating wie Geräte mit Qualcomms aktuellem Top-Prozessor Snapdragon 845. Samsungs aktuelle Exynos-Generation liegt im Vergleichstest sogar knapp dahinter.

Freilich: Im Alltag merkt man von alledem nichts, da jedes aktuelle Oberklasse-Smartphone mehr als genug Leistung für schnelle App-Starts und ein jederzeit flüssiges Bedienerlebnis abrufen kann. Auch beim Spielen ist der Kirin 980 eine Macht. Zum Flaschenhals gerät allenfalls der nicht wahnsinnig schnelle interne Flash-Speicher. Sechs Gigabyte RAM sind indes mehr als genug für problemloses Multi-Tasking.

Akku mit hoher Kapazität und geringer Ladezeit
Gut gefallen hat uns im Test der dicke 4200-Milliamperestunden-Akku im Mate 20 Pro, der das Gerät selbst bei intensiver Nutzung zuverlässig durch den Tag bringt. Sparsame Nutzer werden auch zwei Tage Betrieb herausschinden können, zumal man dank Schnellladefunktion schnell wieder genug Saft bis zum nächsten Stromtanken hat.

Reverse Wireless Charging ist bloß eine Spielerei
Übermut ist Huaweis Reverse-Wireless-Charging-Technologie, bei der die Rückseite des Mate 20 Pro zum Qi-Ladepad wird, auf dem kompatible Geräte geladen werden können. Das Problem dabei: Der Akku des Mate 20 Pro ist zwar groß, aber auch wieder nicht so riesig, dass man das Gerät als Powerbank zweckentfremden und vor dem nächsten Stromtanken ohne Saft dastehen will.

Fingerscanner sitzt mitten im Display
Noch ein Wort zu den Spezialitäten des Mate 20 Pro: Der Fingerscanner zum Entsperren mitten im Display ist ergonomisch sinnvoll platziert und arbeitete im Test zuverlässig, wenn auch gefühlt minimal langsamer als bewährte Fingerscanmodule außerhalb des Bildschirms. Die alternative Gesichts-Entsperrung funktionierte ebenfalls zuverlässig. Stereo-Speaker erzeugen für Smartphone-Verhältnisse guten Klang. Das wasserfeste Gehäuse ist ein netter Bonus, zur vollständigen Glückseligkeit fehlt uns allerdings ein Kopfhöreranschluss. Immerhin: Ein Adapter von USB-C auf Klinke liegt bei.

Saubere Verarbeitung, Buttons zu glatt
Die Verarbeitung gefällt, am Testgerät waren keinerlei Mängel wie zu große Spaltmaße zu sehen. Allerdings ist das Glasgehäuse eher rutschig und wohl nicht sonderlich hart im Nehmen, was eine Hülle beinahe zur Pflicht macht. Die sollte dann auch dafür Sorge tragen, dass die Kamera hinten nicht mehr aus dem Chassis hervorsteht, was die Gefahr von Kratzern birgt. Nicht ganz optimal: Der seitliche Entsperrbutton ist zwar farblich, nicht aber haptisch hervorgehoben. Im Dunkeln lässt er sich somit nicht so leicht ertasten wie geriffelte Buttons mancher Rivalen.

Booking.com, eBay: Bloatware vorinstalliert
Bei der Software gibt es Anlass zur Kritik. Zwar liefert Huawei mit Android 9 ausgesprochen aktuelle Software aus, allerdings haben die Chinesen es sich nicht nehmen lassen, selbige mit Bloatware anzureichern. Ab Werk findet man nicht nur viele Huawei-eigene Apps, von denen einige - etwa die Infrarotfernbedienung - durchaus praktisch sind, sondern auch Hotelbuchungs- und Shopping-Apps von Drittfirmen am Gerät. Die potenziell unerwünschten Dreingaben lassen sich zum Glück deinstallieren, die Oberfläche an sich ist zudem aufgeräumt und kommt dankenswerterweise ohne die Zugabe proprietären Sprachassistenten aus.

Fazit: Huawei liefert mit dem Mate 20 Pro ein potentes und ausdauerndes neues Android-Flaggschiff ab, das mit seinem großen und trotzdem noch handlichen Display Intensivnutzer anspricht und mit der flexiblen Kamera mit Leica-Branding auch hohe Fotoansprüche befriedigt. Manche der so intensiv beworbenen Funktionen der Kamera-App entpuppen sich bei näherer Betrachtung ebenso wie das kabellose Laden anderer Geräte als Spielerei. Bei der Software trübt Bloatware, bei der Ausstattung der fehlende Klinkenanschluss das Gesamtbild. Wer sich daran nicht stört, findet im Mate 20 Pro einen Begleiter auf technisch sehr hohem Niveau zu einem - mittlerweile eine branchenweite Unart in der Oberklasse - unvernünftig hohen Preis.

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