Viele offene Fragen

Kärntens Hypo: Erst steiler Aufstieg, dann steiler Fall

Kärnten
09.01.2010 17:21
Von der kleinen Landeshypothekenbank zum mächtigen Konzern, dann die Beinahe-Pleite – und das alles in knapp 17 Jahren. Die Geschichte der Bank ist geprägt von zwei Männern: Wolfgang Kulterer und Jörg Haider. Und sie ist spannend wie ein Krimi. Ob es wirklich einer ist, werden die Ermittlungen der SOKO Hypo zeigen.

Der Aufstieg beginnt 1992: Die GraWe wird Miteigentümerin,  Wolfgang Kulterer Hypo-Chef. Er sieht Chancen jenseits der Kärntner Landesgrenzen: Zuerst in Norditalien, nach Ende des Balkankriegs in den  Länder Südosteuropas.

Vor allem in Kroatien wird die Hypo schnell zur einem Machtfaktor. Ein Drittel des Bankgeschäftes ist in ihrer Hand. Um die Geschäftspraktiken der Banker ranken sich Legenden. „Die Cowboys“ sollen sie in der kroatischen Bankenszene geheißen haben. Geschäfte mit dem inzwischen wegen Betrugs einsitzenden Ex-General Vladimir Zagorec schlagen Wellen.

Doch das Geschäft blüht. Kulterer will die neue Größe der Bank auch sichtbar machen. In Klagenfurt entsteht die moderne Konzernzentrale: damals Sinnbild für himmelstürmende Expansion, inzwischen grauer Rückzugsbunker. Auch in Udine und Zagreb werden ähnliche Bauten hochgezogen.

1999 kommt Jörg Haider wieder ans Ruder. Er findet in Kulterer einen kongenialen Partner und umgekehrt. Für die Hypo spielt der schillernde Politiker Türöffner von Kroatien bis Libyen. Dafür lässt die Bank in Kärnten Geld springen. Nicht nur für Haiders Seebühne, Fußballclub, Stadion und Freikarten  – auch wenn hier die Millionen nicht zu knapp flossen. Kulterer finanziert auch Infrastrukturprojekte von der Talbahn auf dem Nassfeld bis zum Schlosshotel Velden.

Haider: "Kärnten ist reich"
2006 kommt der Wendepunkt: Die Swap-Verluste werden bekannt, Kulterer muss gehen. Der Vermögensverwalter Tilo Berlin steigt in die Bank ein, die damals schon dringenden Bedarf an Eigenkapital hat. Im Dezember knüpfen Kulterer und Berlin erste Kontakte zur BayernLB. Im Mai 2007 ist der Verkauf perfekt. Kulterer freut sich über sein Abschiedsgeschenk, die Bayern über ihren Einstieg in Südosteuropa, und Haider jubelt: „Kärnten ist reich!“

2008 wird Kulterer wird wegen Bilanzfälschung verurteilt, die Bayern haben in zwischen weitere 1,3 Milliarden Euro nachgeschossen. Im Herbst stirbt Haider, und dann gibt die Finanzkrise im Zusammenhang mit den riskanten Balkangeschäften der Bank den Rest. Ende 2009 steht ein Verlust von zwei Milliarden Euro ins Haus: Um vier Euro verscherbeln die Hypo-Besitzer ihre Anteile an den Staat.

Berlin am Dienstag vor Gericht
Jetzt sind Kripo und Staatsanwälte am Zug. Sie wollen wissen, wohin das Geld verschwunden ist und wer verdient hat. Etwa von Berlin, dessen Investorengruppe 150 Millionen kassierte. Er wird am Dienstag in München einvernommen.

von Waltraud Dengel, "Kärntner Krone"

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