"Looking for Eric" nennt sich der neue Film von Ken Loach, der in Cannes zuletzt für gute Stimmung sorgte und nun auch in den heimischen Kinos anläuft. In der Arbeiterklasse von Manchester angesiedelt, setzt der britische Regisseur - der ähnlich wie der gleichaltrige Woody Allen verlässlich einen Film pro Jahr fabriziert - diesmal auf einen magischen Realismus, der in Verbindung mit seinem sympathischen Populismus und den wunderbaren Fußball-Archivaufnahmen eine liebenswerte Sozialkomödie und einen humanistischen Aufruf zu gesellschaftlicher Solidarität entstehen ließ.
Die Macht der Gemeinschaft, die Loach beschwört, besteht in der Familie, den Freunden und Kollegen sowie den Anhängern des Fußballvereins. Eric Bishops Leben sieht vor allem auf der Familienebene trist aus: Zu seiner Ex-Frau hat er keinen Kontakt mehr, und an seine beiden Söhne - einer davon in Kontakt mit Drogendealern - kommt er nicht wirklich ran. Auch seine Freunde von der Post können den labilen und von Panikattacken geschüttelten Familienmenschen nicht wirklich aufheitern: Doch da steigt Cantona quasi vom lebensgroßen Poster im Schlafzimmer herunter und rüttelt den an Selbstmord denkenden Briefträger wach.
Cantona gibt Ratschläge, geht mit seinem Fan joggen, impft ihm Selbstvertrauen und Respekt vor sich selbst ein, raucht einen Joint, spielt Trompete und spricht, wenn es ihm zu blöd wird, einfach Französisch. Dazwischen gibt es einige magische Momente der jüngeren englischen Fußball-Geschichte - allein, diese Originalszenen einmal nicht in pixeliger YouTube-Auflösung, sondern auf Leinwand zu sehen, sind den Kinobesuch wert - und das Bekenntnis des exzentrischen Franzosen, dass nicht ein Tor, sondern ein genialer Pass der größte Moment seiner Karriere gewesen sei.
Das sagt "Krone"-Kinoexpertin Christina Krisch zum Film: Regisseur Ken Loach zeigt hier den ungewöhnlich warmherzigen Versuch einer geglückten Psychotherapie, der den anfänglich in sich gefangenen Helden an seinen Ängsten wachsen lässt.
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