Billa überfallen

Natschläger-“Schubser” steht erneut vor Gericht

Österreich
04.01.2010 14:28
Jener junge Mann, der im April 2008 in Wien den Kommunalpolitiker Gottfried Natschläger auf offener Straße zu Boden stieß, worauf dieser an den Folgen eines Schädelbruchs starb, ist am Montag erneut vor Gericht gestanden. Offensichtlich hatte das milde Urteil für die Körperverletzung mit Todesfolge - zwei Jahre Haft, davon nur drei Monate unbedingt - auf ihn keine abschreckende Wirkung.

Nur ein halbes Jahr nach der Gerichtsverhandlung verübte er einen Überfall auf einen Supermarkt in Wien-Floridsdorf. "Ich war verzweifelt. Ich hab' Hunger gehabt. Ich hab' nix zu essen gehabt. Ich hab' ja gesehen, wie ich abnehm'! Ich hab' 17 Kilo abgenommen gehabt", rechtfertigte sich der mittlerweile 20-Jährige am Montag im Straflandesgericht.

"Es war eine Kurzschluss-Aktion, ich sag's Ihnen ganz ehrlich. Ich hab' in der Zeitung gelesen, wie das geht. Ich hab's genau so gemacht", berichtete der Mann dem Schöffensenat vom Überfall auf eine Billa-Filiale am 7. Mai 2009. Der 20-Jährige betrat den Supermarkt, legte an der Kassa zum Schein einen Eistee aufs Förderband, und als die Angestellte den Preis eintippte und sich die Kassenlade öffnete, schubste er die Frau wuchtig zur Seite und griff zu. Mit 1.150 Euro gelang ihm die Flucht.

Angeklagter prahlte vor Freunden mit Überfall
Dass er knapp ein halbes Jahr später festgenommen wurde, hatte er ausschließlich seiner Ruhmsucht zu "verdanken". Als er mit zwei Freunden beisammen saß, prahlte er mit dem Überfall, der "ganz leicht" gewesen sei. Einer der Freunde ging allerdings zur Polizei, worauf für den redseligen 20-Jährigen die Handschellen klickten.

Weil der Schöffensenat noch klären muss, ob es einen Mittäter gab, der vor der Billa-Filiale in einem Fluchtfahrzeug gewartet haben könnte, wurde die Verhandlung auf Anfang Februar vertagt. Der Angeklagte bleibt bis dahin in U-Haft. Im Fall eines Schuldspruchs drohen im für den Raub bis zu zehn Jahre Haft sowie der Widerruf der aus dem Natschläger-Urteil "offenen" bedingten Freiheitsstrafe von 21 Monaten.

Natschläger "aus dem Weg geräumt"
Im April 2008 hatte der damals 19-Jährige in der Nähe des Kutschkermarkts in Währing dem ihm zufällig im Weg stehenden ÖVP-Politiker Gottfried Natschläger einen heftigen Stoß versetzt, um ihn - wie das Gericht im Oktober 2008 feststellte - "aus dem Weg zu räumen". Natschläger verlor das Gleichgewicht, kam zu Sturz, prallte mit dem Kopf zunächst gegen eine Mauerkante und schlug dann hart auf der Gehsteigkante auf. Wenige Tage später erlag der Politiker im Krankenhaus seinen schweren Kopfverletzungen.

Mit der wörtlichen Begründung "Einsperren bringt in dem Fall nix" verhängte das Gericht dafür eine Strafe, die es dem jungen Mann ermöglichte, unmittelbar nach der Verhandlung unter Anrechnung der in der U-Haft abgesessenen Zeit als freier Mann nach Hause zu gehen.

40.000 Euro Schulden
Der Hauptschul-Absolvent bekam in weiterer Folge sein Leben allerdings nicht in den Griff. Er fand zwar einen Job als Kellner, doch seine Schulden häuften sich auf 40.000 Euro an. Bei seiner Mutter durfte er schließlich auch nicht mehr wohnen. Hie und da nächtigte er bei seinem Bruder, "aber der hat auch nix gehabt. Ich war dort ohne Strom und Wasser und Essen. Es war schrecklich".

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