Mit 2,3 Promille intus

Afghanen mit Waffe bedroht: „Wollte sie weghaben“

Wien
11.10.2018 13:06

„Ich hatte große Angst. Ich hatte wieder Szenen in Afghanistan vor Augen. Solche Vorfälle sind mir öfters passiert“, schilderte ein 21-Jähriger, der als Jugendlicher von Kabul nach Österreich geflüchtet war, am Donnerstag am Wiener Landesgericht. Am 15. August 2018 wurden er und sein bester Freund unweit des Pratersterns von einem mit einer Pistole bewaffneten Mann bedroht.

Die beiden Afghanen hatten sich auf der Kaiserwiese getroffen, nachdem der Jüngere seine Arbeit erledigt hatte. Der 19-Jährige ist als Zeitungsverkäufer tätig. Gegen Mitternacht tauchte plötzlich ein Unbekannter vor ihnen auf, zog eine Walther P22 aus der Hosentasche und zielte damit ohne erkennbaren Grund auf die Asylwerber. Dabei brabbelte er Unverständliches. In der anderen Hand hielt der hin und her schwankende Mann eine halb leere Wodka-Flasche.

Während der eine Afghane vor Schreck erstarrte, lief der andere hinter einen Baum, versteckte sich und machte eine zufällig vorbeikommende Polizeistreife auf den Bewaffneten aufmerksam. Der Verdächtige wurde festgenommen.

Vor Gericht war der wegen geringfügiger Vergehen mehrfach vorbestrafte Elektrotechniker nun umfassend geständig. Er hatte an dem Abend mit seiner wenige Tage zuvor erstandenen Pistole zunächst Schießübungen auf leere Bierdosen durchgeführt, wobei er sich mit reichlich Hochprozentigem in Fahrt gebracht hatte. Im Anschluss begab er sich mit der geladenen Waffe in der Hosentasche in den Prater, um mit seinem Bruder in einem Lokal weiterzutrinken. Auf dem Heimweg Richtung Schnellbahn - er hatte zu diesem Zeitpunkt 2,3 Promille Alkohol im Blut - registrierte er die beiden Afghanen.

„Alkohol hat mir das Leben kaputtgemacht“
„Ich bin auf die Schnapsidee gekommen, dass ich sie einfach erschrecke“, erzählte der Angeklagte Richterin Mariella Noe. Am Praterstern sei es dunkel, „da bekommt man Angst. Ich wollte sie weghaben.“ Sein Rechtsvertreter Amir Ahmed ortete eine „Verkettung von blöden Umständen“. Der 32-Jährige - er sitzt seit fast zwei Monaten in U-Haft - versprach, zukünftig vom Alkohol zu lassen: „Er hat mir das Leben kaputtgemacht. Ich will nicht, dass er es ganz zerstört.“ Er bat auch die beiden Burschen um Entschuldigung, das Ganze tue ihm „schrecklich leid“.

„Das war keine Bagatelle“
Am Ende wurde er wegen gefährlicher Drohung zu einem Jahr Haft, davon zwei Monate unbedingt, verurteilt. „Das war keine Bagatelle“, betonte die Richterin. Der 32-Jährige akzeptierte, die Anklägerin gab vorerst keine Erklärung ab. Das Urteil ist damit nicht rechtskräftig.

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