Attentatsversuch

Dänemark: Angriff auf Mohammed-Karikaturisten

Ausland
02.01.2010 13:58
Ein Mann mit Verbindung zu islamischen Terroristen hat am Freitagabend den wegen seiner Karikaturen des Propheten Mohammed bekannten dänischen Zeichner Kurt Westergaard bedroht und wollte ihn mit einer Axt erschlagen. Laut Polizei drang der Mann aus Somalia in das Haus des 74-Jährigen in der Nähe von Aarhus im Westen Dänemarks ein, die Polizei war binnen Minuten zur Stelle.

Der dänische Geheimdienstchef Jakob Scharf stufte den Vorfall in einer Erklärung als "sehr schwerwiegend" ein. Er erklärte, der 28-jährige Angreifer habe enge Verbindungen zu den radikal-islamistischen Al-Shabaab-Milizen und zur Führung des Terror-Netzwerkes Al Kaida in Ostafrika.

Der Überfall auf Westergaard habe einen Terrorbezug, sagte Scharf weiter. Der Somalier, der eine Aufenthaltsbewilligung für Dänemark habe, stehe im Verdacht, in Terroraktivitäten in Ostafrika verwickelt gewesen zu sein. Er sei vom dänischen Geheimdienst (PET) beobachtet worden, aber nicht in Zusammenhang mit Westergaard.

Angreifer von Polizei angeschossen
Der Eindringling sei mit einer Axt und einem Messer bewaffnet gewesen. Er wurde von der Polizei angeschossen und erlitt Verletzungen an der Hand und am Knie. Die Wunden seien nicht lebensbedrohlich, erklärte die Polizei.

Laut Polizei schlug der Mann ein Fenster im dem Haus des 74-jährigen Karikaturisten ein. Dem Zeichner sei es gelungen, in sein als "Panikraum" ausgebautes Badzimmer zu flüchten und von dort die Polizei zu verständigen. Seinem Arbeitgeber, der Tageszeitung "Jyllands-Posten", sagte Westergaard, der Angreifer habe "Rache" und "Blut" gerufen, während er versucht habe, in das Badezimmer einzudringen, in dem sich Westergaard und dessen fünfjährige Enkelin eingeschlossen hatten. "Es war beängstigend. Es war knapp. Wirklich knapp. Aber wir haben es geschafft", zitierte die Website der Zeitung Westergaard.

Angreifer streitet Mordversuch ab
Der mutmaßliche Angreifer streitet einen Mordversuch auf den Zeichner indes ab. Er wies am Samstag vor einem dänischen Gericht durch seinen Anwalt einen entsprechenden Vorwurf zurück. Auch den Polizisten habe er nicht versucht zu ermorden.

Zeichner lebt seit 2006 unter Polizeischutz
Seit Anfang 2006 erhielt der Zeichner mehrfach Drohungen und lebt unter Polizeischutz. Anfang 2008 nahm die dänische Polizei drei muslimische Männer fest, die einen Anschlag auf Westergaard geplant haben sollen.

Die Zeitung "Jyllands-Posten" hatte im September 2005 insgesamt zwölf Mohammed-Karikaturen veröffentlicht. Eine von Westergaard gezeichnete gehörte zu den am heftigsten kritisierten, sie zeigte den Propheten mit einem Turban in Form einer Bombe. Die Karikatur hatte bei Muslimen weltweit zu Protesten geführt, es gab mehr als hundert Tote.

Verband von Muslimen verurteilt Angriff
Eine Dachorganisation muslimischer Gruppen verurteilte den Angriff auf den Zeichner. Er distanziere sich von jeder Art von Extremismus, die zu solchen Taten führe, erklärte der dänische Verband von Muslimen am Samstag.

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