Bezirksvorsteher warnt

Miet-Scooter in Wien: Kehrt Leihrad-Chaos zurück?

Wien
05.10.2018 06:33

Markus Figl, ÖVP-Bezirksvorsteher des ersten Wiener Gemeindebezirks, ist alarmiert. Seit einigen Tagen beobachtet er eine wachsende Zahl herumstehender Elektro-Scooter in der Inneren Stadt. Die Posse um die überall in Wien entsorgten Leihräder aus Fernost noch gut in Erinnerung, sorgt er sich vor dem nächsten Chaos im öffentlichen Raum und fordert entsprechende Gegenmaßnahmen. Doch die Anbieter Bird und Lime aus Kalifornien sind sich keiner Schuld bewusst. Bei Bird spricht man von einem „nachhaltigen Start“ in Wien.

Die US-Anbieter verteilen seit einigen Tagen überall in Wien ihre E-Scooter, die mittels Handy-App angemietet werden können. Nach der Fahrt stellt der Nutzer den Elektro-Tretroller mit GPS-Ortung am Gehsteig ab, wo ihn der nächste Nutzer wieder orten und weiterfahren kann. Nachts sammeln beide Anbieter ihre Roller ein und laden sie auf, damit sie am nächsten Tag wieder einsatzbereit sind. Die Roller haben eine Reichweite von rund 30 Kilometern und dürfen am Radweg oder auf der Straße gefahren werden. Am Gehsteig dürfen sie nur abgestellt, nicht aber gefahren werden.

Bezirksvorsteher warnt vor Chaos à la Leihräder
Genau dieses Abstellen der Roller hat Figl nun auf den Plan gerufen. Er zeigt sich erbost über die herumstehenden E-Roller. „Der Eindruck ist, dass die Anzahl rapide steigt und die Roller absolut unbedacht abgestellt werden und damit etwa Gehsteige blockieren. Dieser Entwicklung muss konsequent entgegengetreten werden“, forderte Figl. „Es müssen klare Regelungen her, damit der öffentliche Raum nicht überall vollgeräumt wird“, sagte er, noch das Chaos in Erinnerung, das die mittlerweile allesamt wieder aus Wien abgezogenen Leihrad-Anbieter aus Fernost - oder besser: die Nutzer, die die Räder an den ungewöhnlichsten Orten „entsorgt“ haben - verursacht haben. Figl: „Wenn das so weitergeht, wird das noch viel schlimmer als das Chaos mit den Leihrädern!“

Bisher keine Beschwerden im Wiener Rathaus
Im Wiener Rathaus hat man - offenbar im Gegensatz zum Vorsteher des 1. Bezirks - bisher noch keine Beschwerden über die E-Scooter erhalten. Das Abstellen am Gehsteig sei durchaus legitim und im Grunde nicht anders als bei Fahrrädern. Denn E-Scooter sind rechtlich Fahrrädern gleichzustellen, wie eine Sprecherin der Mobilitätsagentur betonte. Und Räder dürfen, wenn sie den Verkehr oder Fußgänger nicht behindern, am Gehsteig zurückgelassen werden. Bei den E-Scootern sei das genauso.

Bird bemüht sich um ständige Kontrolle
Um Deeskalation sind auch die Anbieter der Roller bemüht. Die Firma Bird ließ nach Bekanntwerden der Vorwürfe aus der Inneren Stadt sogleich über ihre PR-Agentur ein relativierendes Statement aussenden. Falsch geparkte Gefährte wolle man nach Möglichkeit vermeiden, wie Christian Geßner, General Manager von Bird in Wien, versicherte. Es gebe ein eigenes Team, das darauf achte, dass es nicht zu falsch geparkten Birds komme, und das ständig unterwegs sei und die Roller des Unternehmens kontrolliere.

„Erweitern nur, wenn Scooter dreimal pro Tag genutzt wird“
„Wir haben gemeinsam mit der Stadt Wien ein Modell für einen nachhaltigen Start in Wien entwickelt. Wir sind bewusst mit 100 Scootern gestartet und erweitern die Flotte nur dann, wenn jeder Scooter mindestens dreimal pro Tag gebucht wurde“, erläuterte Geßner. Nach diesen Richtlinien seien nun insgesamt 180 Fahrzeuge in Wien verfügbar. Geht man davon aus, dass der zweite Anbieter Lime ähnliche Stückzahlen anbietet, dürften derzeit in Wien um die 400 bis 500 Elektro-Tretroller zum Verleih angeboten und auf den Gehsteigen abgestellt werden.

Anbieter bemüht, Fehler der Vorgänger zu vermeiden
Offenbar versuchen die E-Scooter-Anbieter, die Fehler ihrer Leihrad-Vorläufer aus Fernost nicht zu wiederholen und keine zu großen Stückzahlen ihrer Gefährte auf einmal nach Wien zu bringen. „Mit diesem sanften Einstieg testen wir, wie sich die Scooter in das Gesamt-Mobilitätsgefüge der Stadt Wien integrieren und wie das Service von den Wienerinnen und Wienern genutzt wird. Unsere Erfahrungen in anderen Städten zeigen, dass es niemals die Lösung sein kann, die Stadt vom einen auf den anderen Tag mit Rollern zu überschwemmen. Dabei verlieren alle“, zeigte sich der Bird-Manager überzeugt. Der Anbieter setzt aber auch auf die Mithilfe der Nutzer. Diese erhalten laut Bird auf ihrer App Hinweise, wie der Scooter ordentlich abzustellen ist.

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