Alpine Sicherheit

„Am meisten lernt man aus Unfällen!“

Bergkrone
04.10.2018 14:22

Weltweit einzigartig ist das „Kuratorium für alpine Sicherheit“ in Österreich, wo man seit 50 Jahren die Lehren aus Alpinunfällen zieht, um das Bergerlebnis für alle sicherer zu machen.

Wir sind eine Plattform, ein Netzwerk, wo alle alpinen Vereine, Bergbahnen und Behörden an einem Tisch sitzen„, sagt Dr. Karl “Charly„ Gabl, seit 1997 Präsident des Österreichischen Kuratoriums für alpine Sicherheit: “Interessenskonflikte gibt es bei uns nicht, wir reden miteinander, denn unser großes Ziel ist es, unsere Berge sicherer zu machen.„

Das Österreichische Kuratorium für alpine Sicherheit wurde 1965 in Salzburg von der Arbeiterkammer gründet, nachdem bei einem Lawinenunglück 13 Jugendliche ums Leben gekommen waren. Gabl: „Damals ist es gelungen, alle am Alpinsport interessierten Organisationen und Behörden in ein Boot zu holen.“

Mittlerweile hat das Kuratorium seinen Sitz in Innsbruck. “Unsere Hauptaufgabe ist die Unfallforschung und Prävention„, erklärt der leidenschaftliche Bergsteiger und Bergführer Gabl, der als ehemaliger Meteorologe und Wind- und Wetterguru unzählige Expeditionen von zu Hause aus begleitet und maßgeblich an Gipfelerfolgen von Gerlinde Kaltenbrunner, Hans Kammerlander, den Kletterbrüdern Thomas und Alex Huber, Simone Moro, David Lama und vielen mehr Anteil hat.

“Heute verfügen wir über die weltweit umfangreichste Datenbank mit Alpinunfällen. Ein Vertrag mit dem Innenministerium garantiert, dass wir anonymisierte Unfalldaten der Alpinpolizei zur Verfügung gestellt bekommen. Und diese sind hervorragend, da sie von einem geschulten Personal erhoben werden„, so Gabl.

Stolz ist man beim Kuratorium für alpine Sicherheit, dass es im Zuge der Unfallkunde gelungen ist, “ein sehr korrektes, alpines Unfallbild„ zu erzeugen. “Noch vor 15 Jahren wurde in den Zeitungen vom Schlachtfeld Skipiste geschrieben, heute ist die Berichterstattung objektiv geworden„, freut sich Gabl und verweist auf eine ÖSV-Studie, die etwa belegt, dass sich die Skiunfälle auf Österreichs Skipisten zwischen 2005 und 2015 halbiert haben. Verantwortlich dafür sind für Gabl die ausgezeichnete Pistenpräparierung: “Es gibt keine Hindernisse, Liftmasten werden mit Sicherheitspolstern verkleidet und auch die Skier werden immer besser und sind viel leichter zu beherrschen.“

Doch es gibt auch eine Kehrseite: “Die perfekten Pisten laden zum Rasen ein und viele fahren über ihr Können. Laut einer kleinen Umfrage in Skigebieten in Deutschland und der Schweiz fürchtet sich die Hälfte der Skifahrer bereits auf den Pisten. Deshalb brauchen wir auch keine Frequenzsteigerung mehr bei den Seilbahnen, die Leute sollen sich beim Anstehen am Lift ausrasten können und außerdem ist es gut für das soziale Umfeld, weil man Zeit hat, sich mit Gleichgesinnten zu unterhalten.„

Ein anderes Thema: Heuer im Sommer schaute es so aus, als gäbe es mehr Spaltenstürze auf den heimischen Gletschern. “Es waren exakt 73 Unfälle bei Hochtouren zwischen Mai und Ende August in unseren Bergen, wobei eine Person ums Leben kam. Unsere Unfallstatistik zeigt, dass sechs Prozent dieser Hochtourenunfälle tödlich enden, vor allem dann, wenn man ohne Seilsicherung auf Gletschern unterwegs ist. Und wir reagieren sofort mit einer Präventionsmaßnahme„, so Gabl. Regelmäßig veröffentlicht das Kuratorium mit Unterstützung von Alpinpolizei und Bergrettung das Jahrbuch “Analyse:Berg„ mit Unfallanalysen. Gabl: “Denn am meisten lernt man aus Unfällen!„ Das gesammelte Wissen wird mit allen Bergbegeisterten geteilt. Denn regelmäßig veröffentlicht das Kuratorium für alpine Sicherheit spezielle Fibeln, zu Themen, wie etwa Wandern, Skitouren, Erste Hilfe, Lawinenkunde, Klettern und mehr. “Unsere Eiskletter-Fibel verschafft somit Einsteigern, als auch geübten Kletterern einen Überblick über die Vorbereitung, das Material, die Kletter- und Sicherungstechnik. Wie sich Wetter und Temperatur auf die Eisbeschaffenheit auswirken sowie Tipps zur Taktik bis hin zu psychologischen Aspekten", stellt Geschäftsführerin Dagmar Walter eine Fibel als Beispiel vor. Auch Experten profitieren von der Arbeit des Kuratoriums, welches Empfehlungen und Standards etwa für den Klettersteigbau veröffentlicht und alljährlich die Alpinmesse in Innsbruck veranstaltet.

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