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Nordspanien: Im Königreich von Navarra

Reisen & Urlaub
10.10.2018 12:30

Wo eine spektakuläre Halbwüste als Kulisse für „Game of Thrones“ und James Bond dient, der Jakobsweg Tausende Pilger vereint und Fiestas traditionell gefeiert werden: Willkommen im nordspanischen Navarra!

Ernest Hemingway war ihr sofort verfallen. Ihr Essen und ihre Weine schmeckten zu gut. Ihre Lebensfreude war bestechend. Die Rede ist von Pamplona. Kurz nach seinem ersten Besuch widmete der Schriftsteller der Stadt ein Buch. Mit „Fiesta“ gelang nicht nur Nobelpreisträger Ernest Hemingway der Durchbruch, das Buch machte auch Pamplona weltberühmt. Ist heute von ihr die Rede, hat jeder die gleichen Bilder im Kopf. Es sind Bilder von Kämpfen und Läufen mit den Stieren. Hemingway war von dieser Tradition besessen. Neunmal besuchte er Pamplona zur Fiesta de San Fermín.

In dieser Juli-Woche herrscht Ausnahmezustand
Die Einwohnerzahl explodiert von 180.000 auf eine Million. Ein Zimmer im Gran Hotel La Perla, in dem Hemingway übernachtete, kann dann schon einmal 2000 statt 150 Euro die Nacht kosten. Von seinem Zimmerbalkon blickt man auf die berühmte Altstadtstraße Estafesta. Durch die enge Gasse gibt es keinen Ausweg für die Kampfbullen und 2000 waghalsige Mitläufer, die, in weiß-rote Kleidung gehüllt, versuchen, nicht von den Hörnern aufgespießt zu werden. In nur zweieinhalb Minuten donnern die Stiere bei der Hatz mit 35 Kilometern die Stunde vom Rathaus in die Kampfarena. Dabei ist es ein Jammer, dass nur diese Bilder von der Stadt um die Welt gehen.

Pamplona bietet so viel mehr
Abseits der Trubelwoche startet man seinen Urlaub in einem der vielen gemütlichen Lokale mit ein paar köstlichen Pinchos. Die aufwendig zubereiteten Tapas Nordspaniens liegen auf jeder Bartheke bereit und werden von den Pamplonesern bei einem Glas Wein oder Bier genossen. Gutes Essen und Trinken gehören hier zur Kultur. Dem Charme der Stadt erliegt man bei einem Spaziergang durch die malerischen Gassen endgültig.

Kirchen und Festungsanlagen verbinden Geschichte und Natur. Über die mittelalterliche Magdalenenbrücke und durch das mächtige Frankentor empfängt Pamplona Millionen von Pilgern auf ihrem Weg nach Santiago. Es ist einer der schönsten Stadteingänge auf dem Jakobsweg und führt die Wanderer entlang der alten Stadtmauern meist zuerst in die prächtige Kathedrale der Stadt. Andächtig sieht man sie Kerzen anzünden und mit ihren Rucksäcken und Wanderstöcken auf den Bänken sitzen.

Der Jakobsweg offenbart die ganze Vielfalt des alten königreichs. Navarra ist das Eingangstor zur wichtigsten Straße Europas, wie der Jakobsweg hier genannt wird. Er führt von hohen Gipfeln, tiefen Schluchten, Wäldern und Bergwiesen im Norden über traumhafte Weinberge, Oliven- und Getreidefelder in der Mitte bis hin zu Uferlandschaften und traditioneller Gemüsebaukultur im Süden. Festungen, Burgen und Paläste erinnern heute an alte Zeiten von Rittern und Königen. Der Puente la Reina, die Brücke der Königin, vereint die beiden wichtigsten Routen des Jakobswegs aus den Pyrenäen zu einer. Der gleichnamige 2000-Seelen-Ort bei der romantischen Brücke zählt mehr Pilger als Einwohner. Nach einem Ausflug hierher, möchte man am liebsten sofort den ganzen Jakobsweg gehen.

Im verschlafenen Städtchen Olite ragt der Königspalast im Süden Navarras empor. In dem Märchenschloss rechnet man jede Sekunde damit, dass Rapunzel ihre goldenen Haare aus einem der vielen Türme herunterlässt. Die königlichen Wurzeln hat sich Navarra bis heute als autonome Gemeinschaft bewahrt. Sie bestimmt selbst über Einnahmen und Ausgaben ihrer Steuern. Ein Denkmal einer anderen historischen Zeit setzt die Stadt Tudela, gegründet von Arabern im 9. Jahrhundert, ehe sie der Krone Navarras einverleibt wurde. Hier lebten Muslime, Christen und Juden 400 Jahre lang friedlich zusammen. Auf den Ruinen einer Moschee steht heute die Kathedrale von Tudela, ein Nationaldenkmal.

Das Beste kommt zum Schluss - in Bardenas Reales. Auf 42.000 Hektar erstreckt sich der UNESCO-Naturpark. Die Filmwelt ist dem Zauber dieser traumhaften Halbwüste längst erlegen. „Game of Thrones“-Königin Daenerys zog von hier mit ihrem Drachen und ihrer Armee in den Kampf. Pierce Brosnan drehte James Bond.

Aber auch ganz normale Wanderer und Radler dürfen durch die wilde Steppe. Über Millionen von Jahren ist die sandfarbene Felslandschaft durch Erosion entstanden. Mit jedem Schritt auf dem trockenen Flussbett hat man das Gefühl, auf dem Mond zu laufen. Die Abendsonne färbt den Himmel rosa und die Felsen ocker. Die stille Weite mutet magisch an.

Maida Dedagic, Kronen Zeitung

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