Landestheater:

Hamlet hadert mit dem Machtsystem

Salzburg
03.10.2018 06:55

Alexandra Liedtke inszeniert Shakespeares Klassiker mit alten Bekannten und jungen Helden: Weltliteratur mit beängstigender Aktualität

Alexandra Liedtke ist am Landestheater keine Unbekannte. Sie inszenierte in den letzten Jahren mitunter „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“, „Don Carlos“ und zuletzt „Hoffmanns Erzählungen“. Jetzt nimmt sie sich „Hamlet“ und somit ihren ersten Shakespeare vor.

„Sich als Regisseurin mit so einem Stück auseinanderzusetzen, ist großartig. Zum einem natürlich aufgrund seiner herausragenden Qualität, gleichzeitig aber auch wegen der Aktualität. Denn letztendlich geht es in ,Hamlet’ um nichts anderes als die ständige Machtfrage: Wie weit geht man, um sie zu erlangen, bzw. um sie zu halten?“, so Liedtke.

Bei der Besetzung des Dänenprinzen, der von der Amoral - sein Onkel hat seinen Vater ermordet, und sich nicht nur seine Mutter, sondern auch den Thron geschnappt - in den Wahnsinn getrieben wird, setzt sie wie schon bei „Don Carlos“ auf Gregor Schulz. „Er hat mich schon damals bei unserer ersten Zusammenarbeit total überzeugt. Und so wurde der Hamlet speziell für ihn erarbeitet, ihm quasi auf den Leib geschneidert.“

Aber was zeichnet den jungen deutschen Mimen, der seit 2016 Mitglied des Landestheater-Ensembles ist, als Hamlet aus? „Er besticht durch große Emotionen, gleichzeitig aber auch enorme Körperlichkeit, so dass sich in seiner Darstellung gar nicht die Frage stellt, ob Hamlet wirklich verrückt ist, oder sich bloß so gibt. Er verliert innerhalb von 24 Stunden alle Bezugspersonen, zunächst den Vater, dann die Mutter, und letztendlich auch noch seine Geliebte Ophelia. Das treibt ihn in Einsamkeit und Trauer, die sich Hamlets Vater, der ihm als Geist erscheint, für seine Rache an seinem Mörder zunutze macht. All das lässt ihn verzweifeln“, so die Regisseurin, die die Frage aufwirft, ob Rache durch Mord einem Hamlet gemäß ist, oder er seinen Widersacher nicht doch lieber mit seinem Intellekt das Handwerk legt. „Außerdem hadert Hamlet mit dem Machtsystem, und spielt mit dem Gedanken, ob es nicht ohnehin längst an der Zeit für einen Wechsel an der Spitze gewesen, und Claudius, sein Onkel nicht doch der bessere Thronfolger sei. Aber rechtfertigt dies einen Brudermord?“

Diesen inneren Kampf lässt Liedtke, um der Aktualität des Stückes zu entsprechen, Hamlet und seine Weggefährten nicht vor 400 Jahren, sondern im Heute, in einem modernen Regierungssitz, austragen.

Für das Bühnenbild, das dunkelbraune Bretterwände zeigt, so dass man das Gefühl hat, hinter jeder würde sich jemand verbergen und zuhören, und somit Verfolgungswahn aufkommen lässt, ist einmal mehr Raimund Orfeo Voigt verantwortlich. Und auch die Musik, eine Mischung aus lyrischen Balladen und Industrial Sound, gestaltete mit Karsten Riedel ein alter Bekannter. „Wir haben schon mehrfach zusammengearbeitet, auch im ,Alpenkönig’ und so mittlerweile eine gemeinsame Sprache gefunden“, so Liedtke.

Ob diese das Publikum versteht, wird sich am 6. Oktober bei der Premiere zeigen.

Tina Laske
Tina Laske
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