9 in 10 Jahren

SPÖ-Bundesgeschäftsführer am roten Schleudersitz

Österreich
25.09.2018 22:19

Das Amt des SPÖ-Bundesgeschäftsführers hat sich in den letzten zehn Jahren als wahrer roter Schleudersitz herausgestellt. Seit Doris Bures, die bis zum 30. November 2008 sozialdemokratische Parteimanagerin war, bekleideten insgesamt neun Politiker diese Funktion, teils auch in Doppelspitze. Thomas Drozda würde also bereits nach knapp einem Jahr die zuletzt erreichte durchschnittliche Amtszeit überbieten. krone.at verschafft Ihnen einen Überblick im Namens-Dschungel.

Doris Bures (2. Juli 2008 - 30. November 2008)
Mit dem Wechsel an der SPÖ-Spitze von Alfred Gusenbauer zu Werner Faymann wurde auch die Bundesgeschäftsführung ausgetauscht. Doris Bures, die bereits davor einmal Parteimanagerin war, übernahm das Amt von Josef Kalina und Reinhard Winterauer. Davor war sie Bundesministerin für Frauen, danach Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie im Kabinett Faymann. Seit 2. September 2014 bekleidet sie das Amt der Nationalratspräsidentin.

Günther Kräuter (1. Dezember 2008 - 10. März 2013)
Gemeinsam mit Laura Rudas übernimmt Kräuter im Dezember 2008 das Amt des SPÖ-Bundesgeschäftsführers. Bereits seit 1991 war der steirische Politiker im Nationalrat gewesen, nach dem Ende seiner viereinhalb Jahre dauernden Zeit an der SPÖ-Spitze wird er Volksanwalt.

Laura Rudas (1. Dezember 2008 - 25 Februar 2014)
Die Tochter des bekannten Psychiaters Stephan Rudas galt als die Zukunftshoffnung der Sozialdemokraten, als sie 2008 zur SPÖ-Parteimanagerin gemeinsam mit Kräuter ernannt wird. Die Zusammenarbeit mit ihm erweist sich aber alles andere als friktionfrei. Im März 2013 bekommt die Wienerin daher Norbert Darabos an die Seite gestellt. Wenig später zieht sich Rudas allerdings selbst vollkommen aus der heimischen Politik zurück, um sich ihrem Studium an der US-Eliteuni Stanford zu widmen. Danach begann sie beim US-Technologie-Unternehmen Palantir Technologies zu arbeiten.

Norbert Darabos (11. März 2013 - 2. Juli 2015)
In seiner ersten Amtszeit als Bundesgeschäftsführer (März 2003 - Jänner 2007) führte der Burgenländer gemeinsam mit Doris Bures Alfred Gusenbauer völlig überraschend aus der Opposition ins Kanzleramt. In der Nationalratswahl 2013 kann die SPÖ zwar noch den ersten Platz verteidigen, sonst kann Darabos aber eher wenige Glanzlichter setzen. Im Juli 2015 wechselt er als Landesrat ins rot-blaue Burgenland.

Gerhard Schmid (3 Juli 2015 - 11. Juni 2016)
Bereits sehr kurz in der SPÖ-Bundesgeschäftsführung konnte sich der bis dahin außerhalb von Wien nur wenigen bekannte Gerhard Schmid halten. Schon bei seiner Designierung wurde er spöttisch als „einer der letzten Getreuen“ des angezählten Bundeskanzlers Werner Faymann bezeichnet. Mit der Übernahme des SPÖ-Vorsitzes durch Christian Kern war daher auch die Zeit von Schmid schon wieder vorbei.

Georg Niedermühlbichler (12. Juni 2016 - 30. September 2017)
„Unsere gemeinsame Aufgabe die Sozialdemokratie wieder groß zu machen“ (O-Ton Christian Kern) sollte daraufhin der bisherige Wiener SPÖ-Landesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler übernehmen. Die Causa Silberstein im Nationalratswahlkampf 2017 wird ihm bei dieser Aufgabe allerdings zum Stolperstein. Zwar habe er mit der Sache persönlich nie etwas zu tun gehabt, aber er übernehme die „Gesamtverantwortung“ für den Fehler eines Mitarbeiters. Daher musste sich die SPÖ bereits nach knapp über einem Jahr schon wieder einen neuen Parteimanager suchen.

Andrea Brunner (interimistisch vom 1. Oktober 2017 - 21. Dezember 2017)
Mit gezählten 82 Tagen als Bundesgeschäftsführerin hält die gebürtige Tirolerin eindeutig den „Minusrekord“ im Ranking der SPÖ-Parteimanager der letzten zehn Jahre. Seit Dezember 2017 arbeitete sie aber immerhin als Stellvertreterin von Max Lercher weiter.

Christoph Matznetter (interimistisch vom 1. Oktober 2017 - 31. Jänner 2018)
Gemeinsam mit Brunner arbeitete Matznetter die Causa Silberstein für die SPÖ auf und führte seinen Nachfolger Max Lercher danach auch noch ins Amt ein.

Max Lercher (21. Dezember 2017 - 25. September 2018)
Mit dem Versprechen, die SPÖ „wieder kampagnenfähig zu machen“ trat der junge Steirer im Dezember vorigen Jahres an. Der Parteiobmann-Wechsel von Christian Kern zu Pamela Rendi-Wagner kostete ihm aber nun nach nicht einmal einem Jahr schon wieder den Job. 

Thomas Drozda (ab September 2018)
Der großbürgerliche ehemalige Kulturmanager, der von Christian Kern zurück in die Politik geholt wurde, soll nun die neue Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner durch die Fallen des politischen Alltags begleiten. Bereits zu Zeiten der Großen Koalition bildete er einen Ruhepol in den roten Reihen. Diese Eigenschaft könnte auch nun in seiner neuen Aufgabe durchaus notwendig sein. Denn turbulente Zeiten hatten die Sozialdemokraten auf jeden Fall genug.

Michael Pils
Michael Pils
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