Bangkok, Luang Prabang

Thailand und Laos: Wo Tradition auf Moderne trifft

Reisen & Urlaub
24.09.2018 06:00

Tradition trifft auf Moderne: Bangkok gilt als aufstrebende Megametropole. Nur zwei Flugstunden entfernt, liegt das von Wäldern überzogene Luang Prabang.

Sabai gehört zu den Lieblingswörtern der Thais. In der westlichen Welt wird der Begriff oft mit „glücklich“ übersetzt. Tatsächlich verwenden ihn die Einheimischen aber, um einen Zustand der besonderen Entspannung, ja sogar der Glückseligkeit auszudrücken. Ein Gefühl von innerer Ruhe, das keiner weiteren Worte bedarf.

Bangkok
Von Ruhe ist in Bangkok nicht ganz so viel zu spüren. Im Grunde erinnert Thailands Hauptstadt an ein asiatisches New York. Büro-Türme aus Stahlbeton und Glas ragen neben goldenen Tempeln in den Himmel. Von letzteren gibt es in der Metropole etwa 400 an der Zahl. „Alle fünf Jahre verändert Bangkok sein Gesicht, so viel wird gebaut“, erzählt Guide Diamond bei einer Stadt-Tour. Ein Wald aus Leuchtreklametafeln säumt die Straßen, Kabelknäuel sitzen auf Strommasten, auf den Häuserfassaden wuchern Schilder. Tuk-tuk-Fahrer hetzen ihre Autorikschas wie Gokarts durch die Straßen.

Der Geruch von Essen folgt uns Touristen wie ein unsichtbarer Schatten. An jeder Ecke brutzeln Speisen in rollenden Mini-Küchen: Links Hähnchenspieße, rechts reife Mangos, geradeaus frittiertes Rindfleisch. Der thailändische Alltag in Bangkok scheint geradezu getrieben von der Essenskultur. Wer ohne Ziel durch die 8-Millionen-Einwohner-Stadt läuft, endet zwangsläufig auf einem der unzähligen Lebensmittelmärkte.

Einen von Hygienevorschriften verwöhnten Europäer könnte so mancher Anblick überfordern: Inmitten der Affenhitze schwingt ein Händler mit nacktem Oberkörper das Beil, schneidet dicke Scheiben Fleisch herunter. Beim Standler nebenan glucksen schmelzende Eiswürfel, auf denen Fisch gebettet wurde. Kaum ist der Lebensmittelmarkt zu Ende, fängt auch schon das nächste Warenlabyrinth an - Chinatown: Berge von Kleidung, Taschen, Spielzeug und Handyzubehör lugen hier unter dicken Plastikschichten hervor. Der beißende Geruch von Kunststoff wabert unter den Dächern der Marktzelte.

Am Ufer des Chao Phraya, der Lebensader der Stadt, wartet ein Einkaufserlebnis der etwas eleganteren Art. Markenzeichen des Freiluft-Shoppingzentrums „Asiatique The Riverfront“ ist ein leuchtendes Riesenrad. Boote karren Touristen direkt vor die Haustüre der Geschäfte. Hier gibt es keine Garküchen, wohl aber Restaurants mit makellosem Interieur und schicke Boutiquen. Die Preise sind gehoben, aber günstiger als in vielen europäischen Städten. Entlang des Flusses thronen Luxushotels, deren Lichter nachts auf dem Wasser tanzen. Ihre Infinity-Pools und Rooftop-Bars ziehen Besucher aus aller Welt an. Auch das ist Bangkok. Geld gibt es genug. Immerhin gilt Thailands Königsfamilie als reichste der Welt.

Luang Prabang
Zwei Flugstunden von der pulsierenden Metropole entfernt, betreten Touristen eine völlig andere Welt. Abseits des konsumorientierten Bangkok liegt Luang Prabang. 1955 ernannte die UNESCO die alte Königsstadt im Norden von Laos zum Weltnaturerbe. Statt Wolkenkratzern gibt es hier nur grüne Bergwälder. Der bräunliche Mekong River schlängelt sich bescheiden durch den Ort. Überhaupt scheint hier die Zeit langsamer zu ticken. Noch immer wehen kommunistische Flaggen von den Häusern. Tradition wird hier hochgehalten. Jeden Morgen pilgern buddhistische Mönche in orangen Gewändern durch die Straßen und sammeln Almosen. Nur eine Handvoll Luxushotels wie etwa Avani oder Aman sind hier angesiedelt. Eine Übernachtung in den einfachen bürgerlichen Gästehäusern gibt es aber auch schon um fünf Euro.  

Wer mit dem Auto eine Stunde lang weg vom Zentrum fährt, befindet sich plötzlich im infrastrukturellem Nirwana. Avani-Hotelmanager Andrew Jansson weiß: „Da gibt es kein Internet, manchmal keinen Telefonempfang, nur Strom und Wasser.“ Alles sei sehr bodenständig. Viele der Einwohner leben von Tag zu Tag. „Was zählt, ist dass etwas auf dem Teller landet.“ Wie arm die Laoten sind, zeigt ein Blick auf den Lebensmittelmarkt. Unweit des Königspalasts breiten Frauen ihre Ware auf dem Boden aus. Neben duftenden Kräutern und Früchten stehen Fledermäuse oder sogar lebendige Kakerlaken zum Verkauf. Sue Martin, eine ausgewanderte Australierin, unterstützt die Einheimischen mit einer revolutionären Idee. Sie „mietet“ schwangere Büffelkühe von Bauern, sorgt für die Tiere, melkt sie und pflegt deren Kälber. Die gewonnene Milch verarbeitet Sue Martin direkt auf ihrer Farm zu Ricotta, Mozzarella, Joghurt und Eis. „Anfangs waren die Bauern sehr skeptisch. Die meisten von ihnen dachten, dass Joghurt auf Bäumen wächst - weil auf den Bechern oft Obst abgebildet ist“, sagt sie und grinst.

Auch wenn es den Laoten an finanziellem Reichtum fehlt, so sind sie reich an Naturjuwelen. Der Kuang-Si-Wasserfall ist eines davon. Schon von Weitem hört man das Surren seines türkisen Wassers. Mutter Erde hat hier beste Arbeit geleistet und eine gratis Naturbecken-Landschaft gezimmert.

Letztlich muss jeder für sich entscheiden, wo er sein persönliches Sabai findet. Vielleicht in einer der atemberaubenden Rooftop-Bars Bangkoks. Oder beim Baden in den rauschenden, kühlen Wasserfällen Luang Prabangs.

Alexandra Halouska, Kronen Zeitung

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