Die Gipfel-Analyse

Salzburg ohne Stau, sauber und mit so viel Polizei

Salzburg
20.09.2018 09:26

Der erste Gipfeltag zeigte es ganz klar auf: Wenn die EU-Promis kommen, dann gibt es keinen Stau, die Stadt ist sauber, die Busspuren sind frei geräumt und genügend Polizei sorgt nicht nur für Sicherheit, sondern auch für flüssigen Verkehr. Sind wir Salzburger Steuerzahler der heimischen Politik nichts wert?

Eine Reihe von Fragen tut sich auf und mögliche Antworten könnten die Kommunalpolitik noch länger beschäftigen.

Wieso gab es am ersten Tag wenig Stau?
Zuerst einmal: Die andauernden Aufrufe, das Zentrum zu meiden, verfehlten die Wirkung nicht. Zeitweise sah es in der Imbergstraße oder in der Schwarzstraße aus wie an einem Sonntagmorgen: Nur wenige Autos.
Die eingerichteten Halteverbote brachten ebenfalls Erfolg. Eine logische Konsequenz: Ausbau der Mönchsberggarage, Errichtung einer Tiefgarage unter dem Makartplatz und weniger parkende Autos an den Straßenrändern.

Ist der Obus-Verkehr zusammengebrochen?
Im Gegenteil. Die Busspuren waren nämlich rigoros geräumt worden, Autofahrern drohte man mit Abschleppen. Wer also zu den Gipfeltagen auf die Öffis umsteigt, erlebt, wie es in anderen Städten schon längst funktioniert.

Wieso kein O-Bus durch die Schwarzstraße?
Die Blockade-Politik der Salzburg AG wirkt sich verheerend auf das O-Bus-Netz aus. So musste zu Schulbeginn sogar ein Oldtimer (noch mit Schaffner-Sitz) eingesetzt werden, da es zu wenig funktionsfähige Garnituren gibt.
Längst hätte in der Schwarzstraße eine Oberleitung gelegt werden müssen. Ist nämlich die Haupt-Route Mirabellplatz blockiert, dann steht alles.

Wieso stand an jeder Kreuzung ein Polizist?
Im Normalfall ist die Polizei der Meinung, der Stau und das Chaos mit den verstellten Kreuzungen gehe sie überhaupt nichts an, das sei Sache der Stadt.
Beim Gipfel aber überwachten eigens mobilisierte Polizisten alle möglichen Stau-Punkte. Ein Insider zur „Krone“: „Wir könnten alle Ampeln zentral schalten und die neuralgischen Punkte entschärfen, aber darum kümmert sich zu Normal-Zeiten niemand. Dienst auf der Straße ist unbeliebt.“

Ist unsere Innenstadt immer so sauber?
Keineswegs. Nur wenn die EU-Häuptlinge kommen oder die Festspiele stattfinden. Am Mittwoch war kein überfüllter Mistkübel zu sehen, auch keine verschmutzte Straße.

Mirabellgarten ohne Touristen. Wieso?
Wegen der Platzsperre, da in der Uni Mozarteum direkt am Rande des Parks die EU-Konferenz stattfand. Natürlich könnten die Touristenströme und vor allem die Reisebusse besser verteilt oder gelenkt werden. Nur kümmert sich kaum jemand darum und die Fremdenführer wollen die kürzesten Wege.

Sind wir Einheimischen weniger wert?
Es scheint leider so. Alle Mahnungen vor den Auswüchsen des billigen Massentourismus verhallen ungehört. Es geht nur um das schnelle Geschäft.
Die Salzburger zahlen zwar brav ihre Steuern und die immer höheren Gemeindeabgaben, doch die Meinung der Politik ist: Die sollen froh sein, dass sie sich das Leben in Salzburg überhaupt leisten können.

Fazit: Zeit zum Nachdenken nach dem EU-Gipfel.

Hans Peter Hasenöhrl

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