„Ignorant, weltfremd“

Empörung über Macrons Rat an Arbeitslosen

Ausland
17.09.2018 17:44

Emmanuel Macron wird immer wieder wegen seines extravaganten Lebensstils kritisiert. Dem französischen Staatschef haftet auch das Etikett an, „Präsident der Reichen“ zu sein. Und wenn er versucht, volksnah zu sein, dann misslingt das ordentlich - wie zuletzt am Samstag am Tag der offenen Tür im Elysee-Palast, als er einem arbeitslosen Gärtner den Tipp gab, einfach auf die Straße zu gehen. Dort gebe es keinen Ort, wo nicht Leute gesucht würden. „Ich gehe über die Straße und ich finde Ihnen was“, bot Macron an. Seit der Veröffentlichung eines Handyvideos von dem Gespräch in den sozialen Netzwerken braut sich ein wahrer Sturm der Entrüstung über Macron zusammen.

Der gelernte Gärtner klagte in dem gut einminütigen Gespräch: „Ich kann so viele Lebensläufe und Bewerbungsschreiben schicken wie ich will, das bringt überhaupt nichts.“ Das konnte der französische Staatschef nicht so recht glauben und meinte: „In Hotels, Cafés und Restaurants - da gibt es nicht einen einzigen Ort, an den ich gehe, wo sie nicht sagen, sie suchen Leute. Nicht einen!“ Der junge Mann müsse nur „bereit und motiviert“ sein.

Chef der Linkspartei: „Macron verhöhnt sechs Millionen Arbeitslose“
Der Chef der Linkspartei La France Insoumise (LFI), Jean-Luc Melenchon, warf Macron vor, die sechs Millionen Arbeitslosen des Landes zu verhöhnen. „Wer hat jemals so niederträchtig Franzosen in Schwierigkeiten beleidigt?“, schrieb Melenchon auf Twitter. Auch aus dem Lager der Konservativen gab es Kritik. Die Abgeordnete Valerie Boyer warf dem Staatschef „permanente Verachtung“ für die Bürger vor.

„Komplett von der Wirklichkeit der Franzosen entfernt“ und „Wie kann jemand in nur 30 Sekunden so viel Geringschätzung, Mangel an Empathie und Ignoranz zeigen?“ lauteten zwei Kommentare von französischen Wählern auf Twitter. Eine Französin nahm Macron beim Wort - sie blieb leider ohne Erfolg: „Ich bin vier Stunden lang über die Straße gegangen. Hin und zurück, immer wieder - aber kein unbefristeter Vertrag in Sicht!“

Macrons Partei bevorzugt Präsident, „der die Wahrheit sagt“
Der Chef von Macrons Partei La Republique en Marche, Christophe Castaner, wies die Kritik zurück. „Sind Ihnen leere Worthülsen lieber?“, fragte er im Fernsehen. „Ich bevorzuge einen Präsidenten, der die Wahrheit sagt.“

Die Umfragewerte des Staatschefs verschlechtern sich immer weiter - und das acht Monate vor der Europawahl, die als erster großer Stimmungstest für Macron gilt. In einer am Montag veröffentlichten Befragung des Instituts Kantar Sofres Onepoint für den Sender RTL sagten 60 Prozent, Macrons Bilanz sei „negativ“, nur 19 Prozent fanden sie positiv. Im Jänner hatten nur 37 Prozent seine Arbeit negativ beurteilt und noch 35 Prozent positiv.

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