In Eigenregie

Jetzt ist Schluss mit Nacken- und Rückenschmerzen!

Leben
16.05.2019 09:18

Es ist ein Kreuz mit den Schmerzen! Fast jeder hat sie, jeder hasst sie: Nacken- und Rückenprobleme machen längst nicht mehr nur älteren Generationen zu schaffen, auch immer mehr Jüngere leiden chronisch unter diesen Volkskrankheiten. Für Besserung jedoch können Sie selbst viel tun. Wir stellen Ihnen zwei Bücher vor, die auf dem Weg in einen schmerzfreien Alltag Hilfestellung leisten.

In seinem Werk „Rücken-Reparatur“ zeigt der Professor, Wirbelsäulenexperte und Bestsellerautor Stuart McGill, wie man schmerzauslösende Impulse erkennen, bewerten und vermeiden und Schmerzen selbst heilen kann. „Jeder Mensch hat das Recht, unbeschwert mit seinen Kindern herumzutoben. Niemand sollte nachts vor Schmerz aus dem Schlaf schrecken, nur weil er sich auf die andere Seite gedreht hat“, so McGill, international bekannter Dozent und Experte für die Mechanik und Rehabilitation der Wirbelsäule. Doch ob Hausfrau oder Profisportler - wer von (Rücken-)Schmerzen gebeutelt wird, kann oft einfachste Bewegungen nicht, oder nur unter Schmerzen ausführen. Die Lebensqualität wird enorm beeinträchtigt.

Wirbelsäule ist wie Sendemast
McGill vergleicht die Wirbelsäule mit einem Sendemasten, „der über Abspannseile verankert ist“. Diese Spannseile haben eine ähnliche Funktion wie „die Muskeln und Bänder, die unsere Wirbelsäule umgeben: Sie sorgen für Stabilität und Kraft. In Bezug auf den Rücken ermöglicht diese ‘Ankermuskulatur‘ auch die Mobilität. Denn wie bei allen beweglichen Körperteilen, ob Ellbogen oder Kiefergelenk, geht die Bewegung nicht von den Knochen aus, sondern von den daran befestigten Muskeln.“ Eine schwache, schlaffe und unausgewogene Rumpfmuskulatur fördert Rückenschmerzen ... So muss eine gesunde, bewegliche Wirbelsäule, die drei natürliche Krümmungen (Halswirbelsäule, Brustwirbel- und Lendenwirbelsäule) aufweist, in erster Linie „stabilisiert werden, um belastbar zu sein. Diese entscheidende ‘ausreichende Stabilität‘ entsteht durch das Zusammenspiel unterschiedlicher Muskelgruppen“, so McGill.

Gezielt gegen Ursache(n) vorgehen
„Bei Rückenschmerzen haben Ärzte häufig nicht die nötige Zeit für eine umfassende Untersuchung. Mitunter steht der Patient ohne konkrete Diagnose da, oder es wurde nur durch einen kurzen Blick auf eine MRT- oder CT-Aufnahme etwas sehr Spezielles festgestellt. Schon dies ist in meinen Augen eine unzureichende Untersuchung. Die Schmerzquelle für einen Patienten allein durch den Blick auf ein solches Bild zu bestimmen, gleicht dem Versuch, über ein bloßes Foto des Autos herauszufinden, warum der Motor nicht anspringt. Selbst wenn die richtige Diagnose gestellt wird - eingeklemmter Ischiasnerv oder ein Bandscheibenvorfall -, ist dies für die Heilung nur selten hilfreich“, so der Experte. Für die Behandlung müsse man sich darauf konzentrieren, die Ursache der Symptome zu finden - und gezielt gegen diese vorzugehen: „Das ist deutlich wichtiger als die Suche nach dem offiziellen diagnostischen Fachausdruck“.

Rückenschmerzen haben fast immer körperliche Ursache
Heutzutage werde jedoch vielerorts eine „schnelle Reparatur“ durch Operationsempfehlungen und auf Schmerzmittel vorgezogen, das Problem sozusagen unter den Teppich gekehrt: „So treten Gerüchte und Halbwahrheiten an die Stelle einer adäquaten und korrekten Ursachenfindung. Manche Experten suggerieren sogar, dass Schmerzen ‘reine Kopfsache‘ sind. Schmerzen haben nahezu immer eine körperliche Ursache. Deshalb warne ich davor, Rückenschmerzen durch Psychotherapie behandeln zu wollen“, erklärt McGill.

McGill: „Es ist eine Schande, dass die Patienten darunter zu leiden haben, dass die Wahrheit unter so viel Desinformation verborgen liegt. Falsche Überzeugungen behindern die Genesung, und die bisherigen Therapieerfahrungen bestärken viele in ihrem Glauben, dass ihnen nur noch eine Operation helfen kann. Das macht Angst, und die wird durch die Geschichten von Freunden, die nur dank massiver Schmerzmittel durch den Tag kommen, nicht gerade gelindert. Solche Patienten verlieren oft jede Hoffnung und sind davon überzeugt, dass sie ihre Schmerzen eben ertragen müssen.“

Autor räumt mit Mythen auf
Sehr verbreitet ist auch die Idee, man könne - oder müsse - sich an Rückenschmerzen gewöhnen, wachse sozusagen mit dem Schmerz und werde somit mit der Zeit unempfindlicher. Doch ist es genau umgekehrt, so McGill: „Je länger der Schmerz unbehandelt bleibt, desto stärker nehmen wir ihn wahr, und desto sensibler werden wir dafür. Stellen Sie sich vor, Sie würden sich immer wieder mit einem Hammer auf den Daumen schlagen. Der Daumen wird mit jedem Mal schmerzempfindlicher. Irgendwann ist das Gewebe so gereizt, dass Sie schon bei der geringsten Berührung vor Schmerz zusammenzucken. Hier hilft kein Sport, sondern ich muss den Hammer weglassen.“ So räumt der Autor auch mit einigen Mythen rund um das Thema Rückenschmerzen auf: Yoga und Dehnübungen sind nicht immer gut für den Rücken, übermäßiges Training oder zu lange Bettruhe können der Wirbelsäule ebenfalls schaden. Und nur, weil chronische Rückenleiden „in der Familie liegen“, muss nicht jedes Familienmitglied automatisch davon betroffen sein. 

Auch Nackenschmerzen auf dem Vormarsch
Doch nicht nur Rückenschmerzen machen uns zu schaffen. In einer Zeit, in der wir die immer gleichen Bewegungen auf die gleiche Art und Weise ausführen - vor dem Computer, als Kassierer, als Hausfrau - sind Störungen im Bewegungsapparat und Verspannungen im Muskelbereich gang und gäbe - vor allem, wenn diese Bewegungen „unbewusst und automatisch“ ablaufen, so Heike Höfler, Autorin des Buches „Nackenschmerzen selbst behandeln“. 

Der Handy-Nacken als Seuche
Auch die stets geückte Haltung mit Blick aufs Smartphone schädigt: „Es wird nicht nur kurzzeitig, sondern über lange Zeit hinweg immer wieder eine unnatürliche Haltung, eine schädliche Fehlhaltung eingenommen, in der Strukturen in diesem Bereich eingeengt und überlastet werden. Dies sind neben Muskel- und Fasziengewebe auch Blutgefäße, Nerven und Wirbelgelenke, deren freies Spiel gestört wird und die Halswirbel unbeweglicher werden lassen. Der Kopf wiegt fünf bis sieben Kilogramm; dieses Gewicht lastet in aufrechter Position auf der Halswirbelsäule. Je weiter der Kopf nach vorn geneigt wird, umso größere Kräfte wirken auf die Wirbelkörper“, so Höfler.

Nacken „kämpft“ gegen Schwerkraft an
„Die Nackenmuskeln sind in ständigem Einsatz gegen die Schwerkraft, da sie den Kopf vor dem Nach-vorn-Fallen bewahren und demnach ständig beansprucht sind“, hält sie fest. „Sie müssen bei einer Neigung des Kopfes von nur 15 Grad schon 12 Kilogramm mehr stemmen, bei 45 Grad - oft sind es sogar mehr - etwa 25 Kilogramm. Das entspricht mehr als einem vollen Kasten Wasserflaschen, die auf dem Nacken und der Halswirbelsäule lasten! Erschwerend kommt hinzu, dass die Halswirbelsäule aus dieser ungünstigen gebeugten Position heraus im oberen Teil auch noch überstreckt und im Sinne der ‘Beobachterhaltung‘ vorgeschoben wird. Meistens wird der Kopf dann noch in den Nacken gezogen, wodurch ein ‘Knicknacken‘ entsteht. Blutgefäße, vor allem beide Wirbelarterien, geraten dabei unter Druck und können die Sauerstoffversorgung zum Kopf behindern. Die Muskelfasern der kleinen Nackenmuskeln verkürzen sich und es bilden sich Schmerzpunkte. Außerdem ziehen die verkürzten Muskeln am Atlas, dem ersten Halswirbel, und verursachen einen chronischen Zug am Hinterkopf und anderen Halswirbelgelenken“, klärt die Sport- und Gymnastiklehrerin auf.

Warten Sie nicht, tun Sie etwas!
So wurde in den letzten Jahren ein extremer Anstieg von Beschwerden und Krankheiten festgestellt, die aufgrund des einseitigen Gebrauchs unseres Bewewgungsapparats entstehen. Sie entwickeln sich unmerklich und werden schließlich deutlich spürbar. „Je früher daher mit der Prophylaxe angefangen wird, desto leichter lassen sich langfristige Schäden vermeiden“, so Höfler. Vorbeugung ist auch hier besser, als Nachsorge, doch sind die ersten Schmerzen da, kommt es darauf an, „mit gezielten Übungen wieder ein muskuläres Gleichgewicht herzustellen: einerseits für Dehnung und Entspannung einzelner Muskelgruppen zu sorgen, andererseits für die Kräftigung geschwächter Körperpartien. Nur dann werden die Wirbelkörper mit ihren Gelenken, Bändern und Bandscheiben geschont, entlastet, ‘gepflegt‘“, ermutigt die Autorin.

Die ersten Schritte
Wenden Sie sich an einen Arzt, der in Fachkreisen empfohlen wird und dem Sie vertrauen. Rät Ihnen dieser in erster Linie zu Schmerzmitteln, holen Sie die Meinung eines zweiten Spezialisten ein. Auch sollten Sie Übungen, die Ihnen in der Physiotherapie ohne weitere Erklärungen empfohlen werden, hinterfragen. Helfen Massagen und Besuche beim Chiropraktiker nur kurzfristig, bauchen Sie ebenfalls einen anderen Ansatz.

McGill ist überzeugt:  Ob Hausfrau, Profisportler - mit etwas Disziplin, Entschlossenheit und neuen Bewegungsmustern wird die Wirbelsäule wieder funktionstüchtig. Welche Werkzeuge sie dafür in die Hand nehmen müssen, verrät der Experte in seinem Buch.

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(Bild: kmm)



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