Zum 50er

Herzog: „Die schiache Zehe macht mir nichts“

Fußball International
09.09.2018 07:04

Eine heimische Fußball-Legende wird morgen, Montag, 50: Andi Herzog nahm als Spieler mit Österreich an zwei Weltmeisterschaften (1990, 1998) teil, ist mit 103 Einsätzen ÖFB-Rekordteamspieler. Er holte mit Rapid (1987, 1988)  und Bremen (1993) insgesamt drei Meistertitel, gewann mit Bayern 1996 den UEFA-Cup.  Die „Krone“ bat den aktuellen israelischen Teamchef anlässlich seines Runden zu einem speziellen Interview. Wo der schlagfertige Herzog einige „Wuchtln“ zum Besten gab.

Gedanken zum 50er
Ein Zeichen, dass die Zeit leider sehr schnell vergeht. Ich bin glücklich, wie es ist und sage: auf die nächsten 50 Jahre! Momentan fühle ich mich ohnehin schon wie 60, denn die letzten Wochen waren sehr intensiv.

Trainerväter
Erst Dokupil bei der Vienna, Krankl bei Rapid, Hickersberger im Nationalteam und Otto Rehhagel in Bremen. Ich hatte mit fast all meinen Trainern ein gutes Verhältnis, auch wenn ich meinen eigenen Schädel hatte. Da gab es oft Diskussionen. Man sieht auch, dass alle vier oben Genannten mittlerweile weiße Haare haben. Bis auf Rehhagel. Er dürfte am besten mit mir ausgekommen sein, weil er hat immer noch strahlend schwarzes Haar.

Rapid
Unter Otto Baric kam ich als Junger zunächst kaum zum Zug, schaffte bei der Vienna den Durchbruch, kam retour nach Hütteldorf, Nicht nur aufgrund der beiden Meistertitel eine tolle Zeit.

Bremen
Grün-Weiß regierte, wie man sieht, meine Karriere. Ich fühlte mich bei Werder extrem wohl, der Meisterttel 1993 war das Highlight!

Oliver Kahn
Sein berühmter Rempler gegen mich war eine Überreaktion, aber auch ein Zeichen, dass ich bei Bayern nicht so anerkannt war. Es war ein extrem hoher Konkurrenzkampf unter richtig guten Spielern. Wenn nicht die Persönlichkeit und das Selbstvertrauen hast und richtig dazwischen gehst, tust Dir schwer. Da hatte ich damals zu viel Respekt. Es war ein Jahr, wo teamintern sehr viel gestritten wurde.

Unvergesslichstes Tor
Sicher das 1:0 gegen Schweden 1997, das uns die Tür zur WM in Frankreich öffnete. Ein Tor mit Gefühlen und Emotionen, die man nie vergisst.

Bitterste Niederlage
Das 0:1 auf den Färöer-Inseln war eine meiner schlimmsten Stunden. Damals war ich ein junger Spieler, brauchte Wochen, um aus diesem Loch wieder rauszukommen. Wir waren selbst daran schuld, hatten aus purer Überheblichkeit einen echten Bock geschossen!

Dicke Freunde im Fußball
Habe ich, zum Beispiel mit Franz Weber, Zimmerkollege bei Rapid. Er ist zwar ein „Stocki“, darum aber auch mein Freund. Auch zwei, drei Spieler aus Nachwuchs-Zeiten bei Admira zählen nach wie vor zu meinen besten Freunden.

Wenn Du heute Spieler wärst...
würde ich meine spielerische Klasse noch immer einsetzen. Das Spiel käme mir vielleicht noch mehr entgegen, weil viele Trainer die Räume eng machen, wo vorne drauf pressen kannst. Da musst nicht mehr so viel deppert nach hinten rennen.

Zehe der Nation
Ist sie immer noch, jetzt halt die Zehe der israelischen Nation. Ich versuche, dieses hässliche Unikat so gut wie möglich zu verstecken. Sie steht immer noch so in die Höhe wie früher, ich lasse mich wegen sowas aber sicher nicht operieren. Und außerdem: Da ich ein schönes Gesicht habe, macht die schirche Zehe nichts - beim Toni Polster ist es genau umgekehrt. Er hat eine schöne Zehe, aber einen schirchen Schädel.

Toni Polster
Ein guter Freund von mir, auch wenn wir privat nicht so viel Kontakt haben. Im Training lieferten wir uns oft ein Schussmatch um 50 Schilling - wer mehr Tore schießt. Und ganz ehrlich: Ich habe nie gegen ihn gewonnen, auch nicht in absoluter Hochform. Auch ein wunder Punkt in meiner Karriere.

Familie
Ich bin sehr glücklich, habe meine Frau, die ein starker Rückhalt ist in Situationen wie jetzt, wo es nicht leicht ist, weil ich wenig zu Hause bin. Und zwei Buben, auf die ich extrem stolz bin. Ich bin ich ein absoluter Familienmensch.

Los Angeles
Das Jahr bei den Galaxys hat am Ende nochmals alles gut ausklingen lassen und war für die Zeit nach meiner aktiven Karriere ein Türöffner. Sonst wäre ich nie wieder zu Jürgen Klinsmann gekommen.

EURO 2020
Unsere Herausforderung mit Israel. Nicht leicht, aber Du musst dir ein Ziel stecken. Der Start in Albanien ist nicht so verlaufen wie erhofft.

Israelische Sprache
Ich lerne ein paar Worte, um zu zeigen, dass ich mich anpassen will. Aber es ist extrem schwer, weil sie auch von rechts nach links schreiben. Ich schreibe es in meinem Wortlaut auf, habe meiner Mannschaft am Freitag vorm Spiel „Behzlah“ gewünscht - viel Glück!

Unerfüllte Träume
Im Nachhinein betrachtet hätte ich gerne ein, zwei Jahre in Italien gespielt, Sprache und Kultur genossen. Es ist das Einzige, was ich ein bisschen bedaure.

Christian Reichel, Kronen Zeitung

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(Bild: KMM)



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