Rudel gesichtet:

Gummigeschosse gegen Wölfe im Mühlviertel erlaubt

Oberösterreich
05.09.2018 17:25

Schießen - wenn auch nur mit Gummigeschossen - dürfen Jäger ab sofort auf den geschützten Wolf. Aber nur in Liebenau im oberösterreichischen Mühlviertel - eine Grenzgemeinde zum Waldviertel, wo in Karlstift jetzt fünf Wölfe in eine Fotofalle tappten: der Beweis für ein zweites Rudel außerhalb des Truppenübungsplatzes Allentsteig.

Bereits am 10. Juli hat der Vizebürgermeister von Liebenau den „Vergrämungsantrag“ beim Land eingebracht. Nach mehreren dokumentierten Wolfsrissen gab’s jetzt das O. K. von Landesrat Max Hiegelsberger: „Wölfe, die sich innerhalb eines Umkreises von 200 Metern um bewohnte Gebäude aufhalten, dürfen von Hausbesitzern oder Jägern vergrämt werden.“ Will heißen: „Meister Isegrim“ dürfen Gummigeschosse „auf den Pelz gebrannt“ werden bzw. kann man ihm auch mit Schreckschussmunition, Signalpatronen oder anderen Licht- und Lärmquellen Angst einjagen. Ziel ist, dass sich die Raubtiere mehr vor den Menschen fürchten.

„Wölfe trotten gemütlich davon“
„Wir sehen die Wölfe öfter. Sie springen nicht davon wie scheues Wild, sondern drehen sich um, schauen, was los ist, und trotten dann gemütlich davon“, sagt Oberförster Arnold Scharzinger vom Waldgut Pfleiderer, gleich jenseits der Landesgrenze. Ein Jagdfreund von ihm konnte jetzt mit einer Fotofalle erstmals die Existenz eines zweiten Wolfsrudels beweisen. Bei Karlstift ließen sich fünf erwachsene Tiere ablichten.

Zugewanderte Tiere
Laut Wolfsexperten haben diese „Isegrims“ nichts mit jenem Rudel zu tun, das am Truppenübungsplatz Allentsteig in Niederösterreich sesshaft geworden ist. Es dürfte sich um aus Bayern und Tschechien zugewanderte Wölfe handeln. Laut Beobachtungen von Jägern sind zwei Weibchen darunter, damit ist die Chance groß, dass es kommendes Jahr im Grenzgebiet Wolf-Babys gibt.

Der WWF und auch Gottfried Hirz, Klubobmann der oberösterreichischen Grünen, freuen sich über die Rückkehr des Wolfes und fordern jetzt, dass sich die Bauern rasch mit Herdenschutz auf die neue Situation einstellen.

„Krone“: Sie sind hocherfreut darüber, dass der Wolf auch in Oberösterreich nun wieder heimisch geworden ist.
Gottfried Hirz: Der Wolf gehört zu Europas Ökosystem ganz einfach dazu. Es kann doch nicht sein, dass es ihn überall sonst gibt, nur bei uns vielleicht nicht.

Was sagen Sie aber Landwirten, die sich um ihre Weidetiere sorgen?
Wir haben einen Antrag an die Landesregierung gestellt, dass rasch ein effektives Herdenschutzprogramm ausgearbeitet werden muss. Die Bauern dürfen damit nicht alleingelassen werden. Wichtig ist eine ausreichende finanzielle Förderung für Schutzmaßnahmen wie E-Zäune und Hunde. Und die Bauern gehören dauerhaft über die Verhaltensweisen der Wölfe informiert - ein regelmäßiges Wolfs-Monitoring ist unabdingbar.

Herdenschutz heißt für Bauern zusätzliche Arbeit.
Das kann man von ihnen schon verlangen, angesichts der Subventionen, die sie insgesamt erhalten.

Den Wolfsschutz soll die öffentliche Hand zahlen?
Das kann sich ein Bundesland wie Oberösterreich leisten. 

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