Regierung will prüfen

Mahrer: Humanitäres Bleiberecht für Asyl-Lehrlinge

Österreich
29.08.2018 06:00

Für die 1023 Asylwerber, die derzeit als Lehrlinge arbeiten, könnte es eine menschliche Lösung geben. Wirtschaftskammer-Chef Harald Mahrer sprach sich in einem Radiointerview für ein „humanitäres Bleiberecht“ aus. Auch von Regierungsseite kommen Signale, dass diese Möglichkeit geprüft wird.

Rechtlich ist es durchaus möglich, dass jemand in Österreich bleiben darf, auch wenn er einen negativen Asylbescheid hat, erklären Experten. Im Fall der 1023 Lehrlinge geht es um junge Menschen, die es aus Eigeninitiative geschafft haben, sich zu integrieren.

Mahrer: „Mangelberufsliste soll überarbeitet werden“
Das soll in Zukunft nicht mehr erlaubt werden, so das Ziel der Regierung, vor allem der FPÖ. Doch der Mangel an Fachkräften und an Lehrlingen nimmt zu und macht es in gewissen Branchen notwendig, auf Zuwanderer zurückzugreifen. Mahrer fordert ein „rasches Gesamtpaket“. Die Mangelberufsliste soll überarbeitet, die Rot-weiß-Rot-Karte reformiert werden. Man soll auch gezielt in Drittstaaten, sogar in Asien, Fachkräfte anwerben können.

Schramböck: „Lehre und Asyl trennen“
Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) betonte noch einmal, dass man Lehre und Asyl trennen will. Doch von den 8600 Asylwerbern mit positivem Bescheid seien derzeit nur 1500 auf Lehrstellensuche. Das möchte sie verdoppeln. Auch neue Lehrberufe speziell für Asylanten sollen geschaffen werden. Für die FPÖ sagte Innenminister Herbert Kickl, dass er gegen ein „Asyl a la carte“, daher werde man den Erlass aufheben, dass Flüchtlinge vor Abschluss des Verfahrens eine Lehre machen dürfen.

Kronen Zeitung

Kommentar von Manfred Schumi: Milchmädchen und Lehrlinge
Obwohl die Wirtschaft hervorragend läuft, haben wir mehr als 300.000 Arbeitslose in Österreich. Die Zahl der offenen Stellen beträgt aber rund 60.000. Nun könnte man meinen, diese wären ganz leicht zu besetzen, da bräuchte man nur einen Teil der vielen Arbeitslosen herzunehmen. Dass diese Milchmädchenrechnung nicht aufgeht, weiß man aus der Praxis. Gefragt sind in allen Branchen vor allem Facharbeiter. Die sind am Arbeitsmarkt rar, dafür tummeln sich beim AMS viele mit schlechter oder keiner Ausbildung oder anderen Defiziten.

Jetzt schwenken wir zu Margarete Schramböck, sie bekleidet das Amt der Wirtschaftsministerin. Ihr Argument, warum man künftig keine tüchtigen Asylwerber mehr als Lehrlinge anstellen darf, lautet: „Wir haben 8600 Junge unter 25 mit positivem Asylbescheid, die keine Arbeit haben.“ Also soll man doch die nehmen. Das erinnert frappant an das eingangs erwähnte Beispiel von der Milchmädchenrechnung bei den Arbeitslosen. Die geht auch bei den Lehrlingen nicht auf. Am Ende entscheidet der Unternehmer, ob er jemanden als geeignet ansieht und aufnimmt.

Wer rasch Deutsch lernt, flexibel und arbeitswillig ist, wird seine Chance bekommen. Doch statt irgendwo im Ausland nach Kandidaten zu suchen ist es naheliegend, die zu nehmen, die bereits da sind, Asylbescheid hin oder her. Stattdessen verrennt man sich in eine ideologische Diskussion, die am Ende niemandem nützt.

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