Vatikan korrigiert

Wirbel um Papst-Sager über homosexuelle Kinder

Ausland
27.08.2018 20:47

Papst Franziskus unter Druck: Mit einem Plädoyer für die psychiatrische Behandlung homosexueller Kinder hat der Papst für Kritik gesorgt, der Vatikan zog die umstrittenen Äußerungen am Montag offiziell zurück. Parallel dazu sah sich Franziskus wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche mit Rücktrittsforderungen aus dem Klerus konfrontiert.

Die umstrittenen Äußerungen des Papstes zur Homosexualität fielen auf dem Heimflug nach Rom nach seiner Irland-Reise vor Journalisten. Auf Nachfrage hatte Franziskus gesagt, wenn sich Homosexualität schon in der Kindheit zeige, gebe „es viel, das mit Psychiatrie gemacht werden kann, um zu sehen, wie die Dinge liegen“. Eine andere Sache sei es, wenn Homosexualität erst „nach 20 Jahren“ auftrete.

Papst rät Eltern homosexueller Kinder: Beten und Psychiatrie
Auf die Frage, was er als Vater eines homosexuellen Kindes tun würde, sagte Franziskus am Sonntagabend: „Ich würde als Erstes sagen: beten. Nicht verurteilen, reden, verstehen, dem Sohn oder der Tochter Raum geben.“ In jedem Fall zeuge es von schlechter Elternschaft, wenn man über das Thema schweige. „Den Sohn oder die Tochter mit homosexueller Tendenz zu ignorieren, ist ein Mangel an Vaterschaft, an Mutterschaft.“ Man dürfe die Kinder „nicht davonjagen“.

Vatikan: „Zitat geändert, um Gedankengang des Papstes nicht zu verfälschen“
In der später vom Vatikan veröffentlichten offiziellen Niederschrift der Papst-Pressekonferenz fehlte dann aber der päpstliche Verweis auf die Psychiatrie. Schon in der Vergangenheit hatte der Vatikan bei der Niederschrift von Papst-Äußerungen nachträglich Änderungen vorgenommen. Das Zitat sei geändert worden, „um den Gedankengang des Papstes nicht zu verfälschen“, sagte eine Vatikan-Sprecherin der Nachrichtenagentur AFP.

Mit seiner Äußerung über die Einbeziehung der Psychiatrie habe Franziskus nicht sagen wollen, dass es sich bei Homosexualität um eine Krankheit handele, „sondern dass man vielleicht schauen muss, wie sich die Dinge auf psychologischer Ebene darstellen“.

Schwulen- und Lesbenverbände kritisieren Papst scharf
Schwulen- und Lesbenverbände in Italien kritisierten den Papst für seine Wortwahl. „Von Psychiatrie zu sprechen, verleitet katholische Eltern zu glauben, dass man mit der Psychiatrie Homosexualität heilen kann“, sagte Fabrizio Marrazzo von der Gay Hotline laut Nachrichtenagentur Ansa. „Homosexualität ist keine Krankheit, sondern eine natürliche Variante des menschlichen Verhaltens, und als solche sollte sie akzeptiert und respektiert werden.“

Parallel zu der Aufregung um den Sager sah sich Franziskus wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche mit Rücktrittsforderungen aus dem Klerus konfrontiert.

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