10 Jahre Todes-Rätsel:

„Hooorsti!“ Heute wäre Skoff 50 Jahre alt geworden

Tennis
22.08.2018 13:00

„Womanizer“, „Lebemann“, „Grenzgänger“- Horst Skoff wird gerne mit Wörtern wie diesen bedacht. Was er auf jeden Fall gewesen ist: Eine absolute Tennis-Legende, ein Ausnahmekönner und ein großartiger Mensch. Heute wäre „Hooorsti“, wie ihn die Fans jetzt noch sehnsüchtig in der Wiener Stadthalle rufen, 50 Jahre alt geworden - oder in seinem Fall wohl eher 50 Jahre jung. Denn sein kindlich, spitzbübisches Gemüt hat er nie abgelegt - bis zum 7. Juni 2008, seinem Todestag in Hamburg. Ein Kriminal-Rätsel, das nie aufgelöst wurde.

Wenn man als junger Journalist von Wien nach Kärnten übersiedelt, plagt man sich anfangs doch etwas. Als Wiener und Nicht-Tourist hat man es im wohl schönsten Bundesland Österreichs nicht immer leicht. Außer man kennt jemanden wie Horst Skoff. Und dieses Glück hatte der Verfasser dieser Zeilen.

Mit Horsti etwas essen zu gehen, ein Getränk zu trinken - oder gar die Tennisschläger zu schwingen - jedes Treffen ist ein Erlebnis gewesen. Denn Skoff hat niemanden kalt gelassen. Er hat polarisiert. Auf dem Tennisplatz und abseits davon.

Seine legendäre Rivalität mit Thomas Muster und Alex Antonitsch ist ein Stück österreichische Sportgeschichte, ebenso sind dies seine Erfolge auf der ATP-Tour, genauso wie seine gewonnene Klage gegen die ATP. Vier Turniere konnte er für sich entscheiden, die Nummer 18 der Welt ist der Kühnsdorfer einst gewesen. Und viele Experten behaupten heute noch, dass es für ihn viel mehr zu gewinnen gegeben hätte ...

... wäre da nicht seine Rockstar-Attitüde gewesen. Wie gesagt: Skoff hat polarisiert - und er wusste damit zu spielen. Seine große Liebe war mit Ulla Weigerstorfer eine „Miss World“, mit der er viele Jahre in einer Beziehung lebte.

Das Todes-Rätsel
Ein dicker Spalt in seiner Stirn, die Augenpartie brutal verschwollen, die Lippen zerschlagen, der Körper dunkelblau, zerschunden und zermartert.

Den letzten Blick, den Bernhard Boschitz vor zehn Jahren auf Halbbruder Horst Skoff werfen durfte, wird er nie wieder vergessen können. „Und unsere Familie wird die offizielle Variante keinesfalls glauben. Herzversagen? Horst ist unter Garantie keines natürlichen Todes gestorben“, ist Boschitz knapp zwei Jahre nach Horstis Tod im Interview mit mir überzeugt gewesen. 

Er wollte damit keine Skandale anheizen. Er wollte nicht für neue Wunden sorgen. Er wollte nur eines: Klarheit. „Vielleicht kann dann zumindest irgendwer aus unserer Familie abschließen und Horst auch seelisch zur Ruhe kommen lassen!“ Bis heute ist keine Klarheit in diesen Fall gekommen.

Wer hat Horst Skoff gefunden?
Beim Gespräch mit der „Krone“ wurde damals deutlich, dass kaum ein Kriminalroman mehr Fragen aufwerfen kann, als das Ableben von Kärntens bestem Tennisspieler, dem Ausnahme-Typen Skoff. Fakten kamen ans Licht, die der Öffentlichkeit niemals bekannt geworden sind. Die deutsche Polizei konnte oder wollte nicht aufklären, wer Horsts geschundenen Körper in Hamburg gefunden hatte. Der anonyme Anrufer wurde niemals ausgeforscht.

Domina im Abbruchhaus?
Die Gerüchte - wonach Horst bei einer Domina in einem Abbruch-Haus gewesen sein soll -  schienen frei erfunden. Würde eine Domina einen Menschen derart verunstalten, ja fast zu Tode foltern? Neigungen in diese Richtung waren bei ihm auch nie bekannt.

Der Fundort, der seinen Angehörigen in Hamburg gezeigt worden ist, schien völlig unglaubwürdig. Der Hausmeister hatte Boschitz und seine Frau kurz nach Horsts Ableben in das niemals versiegelte, verlassene Fitness-Center gelassen: „Alles war mit einem hellblauen Spannteppich ausgelegt, nirgends sind auch nur die geringsten Blutspuren zu sehen gewesen. Und mein Bruder musste richtig viel Blut verloren haben!“

„Ich hätte ihn so gerne noch gespürt“
Das Krankenhaus hatte die Familie erst Samstagmittag verständigt, aber bereits Donnerstag war Skoff  - lebend! - eingeliefert worden. „Ich hätte ihn so gerne noch gespürt, hätte die besten Ärzte der Welt kommen lassen, um ihn vielleicht doch noch zu retten“, so Boschitz damals. Aber kurz bevor er an diesem Samstag, dem 7. Juni 2008, in das Flugzeug nach Deutschland klettern konnte, bekam er die Todesnachricht.

„Man hat sich keine Mühe gemacht“
Die deutsche Polizei wollte Horsts Familie aus Hamburg die ganze Zeit über so schnell wie möglich los werden. „Jeder zweite Satz an uns war: Steigen Sie in einen Flieger retour, Sie können hier nichts bewirken. Man hat uns auch keinerlei Informationen gegeben. Und der eigentliche Skandal: Man hat sich überhaupt keine Mühe gemacht! Horsts Tasche hatten sie nie untersucht. Wir bekamen diese im Krankenhaus von einem Pfleger. Die Polizei hatte gar keine Ahnung, dass er eine Tasche bei sich hatte“, erinnert sich Boschitz. Teile seiner Kleidung waren darin penibel zusammengelegt. Alle Kreditkarten waren noch da, auch alle Ausweise. Nur das Bargeld (Horst hatte immer sehr viel dabei) war weg.

Als Boschitz und seine Frau dann wirklich die Heimreise angetreten hatten, wurde eiligst - nur zwei (!) Stunden nach Abflug - in einer Pressekonferenz verlautbart, dass Skoff eines natürlichen Todes gestorben sei, die Ermittlungen damit zu Ende wären.

Warum Skoff nach Hamburg gereist war? Bekannte aus alten Zeiten wollte er für sein großes Projekt in Klagenfurt-Welzenegg gewinnen. Dort plante er seine Tennis-Akademie mit Centercourt, Tribünen, perfekter Infrastruktur.

„Wollen Sie wissen, wer ihn umgebracht hat?“
An Horsts Grab kam es für seine Mutter einmal zu einer mysteriösen Begegnung. Sie wurde von zwei großen Männern, die hörbar nicht aus Österreich stammten, angesprochen: „Sind Sie die Mutter von Horst Skoff? Wollen Sie wissen, wer ihn umgebracht hat?“ Die Antwort blieben sie ihr dann jedoch schuldig und ließen die Frau unter Tränen  zurück. Und mit dem Todes-Rätsel, das auch heute, an dem Tag wo „Hooorsti“ 50 Jahre jung geworden wäre, so sehr schmerzt.

Max Mahdalik
Max Mahdalik
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(Bild: KMM)



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