Datenschützer erbost:

Google ortet Handys, wenn Ortung abgeschaltet wird

Digital
17.08.2018 09:37

Wer auf Smartphones die Speicherung des Standortverlaufs durch Google deaktiviert, geht davon aus, dass sein Aufenthaltsort anschließend nicht mehr protokolliert wird. Forscher der Universität Princeton haben allerdings herausgefunden, dass dem nicht so ist. Vielmehr erfasst Google die Aufenthaltsorte trotzdem. Endgültig abschalten lässt sich die Positionsverfolgung nur über einen Menüpunkt, der auf den ersten Blick in keinem Zusammenhang mit den Koordinaten des Nutzers steht.

„Man sollte meinen, dass der Internetriese mit der Speicherung der Positionsdaten aufhört, wenn man ihm durch die Deaktivierung der Funktion ‚Standortverlauf‘ sagt, dass man nicht will, dass die eigene Position verfolgt wird“, schreibt IT-Sicherheitsforscher Graham Cluley in seinem Blog. „Es kommt mir ziemlich unverschämt vor, dass Google weiterhin Positionsdaten sammelt, solang man nicht ‚Standortverlauf‘ und ‚Web- und App-Aktivitäten‘ deaktiviert.“

Nicht nur der Standortverlauf zählt
Wie der Forscher berichtet, knüpft Google die Positionsbestimmung und die Speicherung der dabei anfallenden Daten in den Einstellungen nämlich nicht nur an den Standortverlauf, sondern auch an besagten zweiten Menüpunkt in seinen Datenschutzeinstellungen. Nur, wer beide Funktionen abschaltet, wird nicht mehr verfolgt. Bei Nutzern, die nur den Standortverlauf abschalten, sammelt der Internetgigant laut einem BBC-Bericht weiterhin Positionsdaten.

Konkret werden folgende Informationen im Hintergrund erhoben:

  • Wenn Sie Google Maps öffnen, speichert Google den Standort, an dem Sie den Kartendienst geöffnet haben.
  • Wer die Wettervorhersage seines Android-Smartphones nutzt, muss mit einer ungefähren Standortbestimmung rechnen.
  • Selbst bei Suchanfragen, die auf den ersten Blick nichts mit dem Aufenthaltsort zu tun haben, speichert Google Längen- und Breitengrad.

Die Entdecker der heimlichen Positionsbestimmung an der Uni Princeton haben ihre Erkenntnisse mit einem Experiment überprüft. Einer von ihnen spazierte mit seinem Smartphone und deaktiviertem Standortverlauf durch New York - und musste feststellen, dass die gesammelten Daten viele Details über seinen Tagesablauf und sogar seine Wohnadresse verraten.

Google: „Wir bieten klare Beschreibungen“
Google erklärt in einem Statement gegenüber der Nachrichtenagentur AP: „Es gibt mehrere verschiedene Arten, wie Google den Standort verwendet, um die Nutzererfahrung zu verbessern, darunter der Standortverlauf, die Web- und App-Aktivität und Ortungsdienste auf der Geräteebene. Wir bieten klare Beschreibungen dieser Werkzeuge und wirkungsvolle Kontrolle an, damit die Menschen sie an- oder abschalten und ihre Verläufe jederzeit löschen können.“

Datenschützer rufen zur Beschwerde auf
Datenschützer geben sich damit allerdings nicht zufrieden. Ein Sprecher des britischen Information Commissioner’s Office zur BBC: „Unter der DSGVO und dem Data Protection Act 2018 haben Organisationen eine rechtliche Verpflichtung, die Öffentlichkeit offen, transparent und fair darüber zu informieren, wie ihre Daten verwendet werden.“ Wer daran zweifle, dass ein Unternehmen dieser Pflicht nachkomme, könne sich jederzeit bei der zuständigen Datenschutzbehörde beschweren.

Betroffene dürfte es viele geben. Rund zwei Millionen Menschen nutzen Android- oder Apple-Geräte, auf denen Google zur Navigation oder Suche genutzt wird.

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