141 Menschen an Bord

Farce um Aquarius: London soll Migranten aufnehmen

Ausland
13.08.2018 14:00

Die italienische Regierung hat Großbritannien aufgerufen, die 141 Personen an Bord des Rettungsschiffs „Aquarius“ aufzunehmen. Das Schiff ist weiter auf der Suche nach einem sicheren Hafen. Da es unter der Flagge Gibraltars unterwegs sei, solle Großbritannien „seine Verantwortung für die Rettung der Migranten übernehmen“, meinte Italiens Verkehrsminister Danilo Toninelli am Montag auf Twitter.

Die Hilfsorganisationen Ärzte ohne Grenzen und SOS Mediterranee hatten am Sonntag von den europäischen Regierungen eine - gemäß internationalem Seerecht - „rasche Zuweisung“ eines sicheren Hafens gefordert. Die Crew habe alle zuständigen staatlichen Behörden informiert, darunter die Seenotrettungszentralen von Italien, Malta und Tunesien und das libysche „Joint Rescue Coordination Center“ (JRCC), das bestätigte, es sei die Koordinierungsstelle für die Rettungen.

Libyen für NGO „kein sicherer Ort“
Jedoch verweigerte das libysche Zentrum die Zuweisung eines Hafens und verwies auf andere Seenotrettungszentralen, teilte Ärzte ohne Grenzen in einer Aussendung mit. Man werde dieser Anweisung Folge leisten und nach Norden fahren, um von einer anderen Seenotrettungszentrale einen nahe gelegenen sicheren Hafen zugewiesen zu bekommen. Libyen komme aber als „sicherer Ort“ nicht infrage. Hilfsorganisationen kritisieren seit Jahren die katastrophalen Zustände für Flüchtlinge in Libyen.

Italien sieht Briten in der Pflicht
Die Aquarius hatte am Freitagvormittag 25 Menschen, die in einem kleinen Holzboot ohne Motor auf dem Meer drifteten, gerettet und danach 116 Menschen aus einem weiteren überfüllten Holzboot an Bord genommen. Mehr als zwei Drittel der Geretteten stammen laut Ärzte ohne Grenzen aus den ostafrikanischen Krisenländern Somalia und Eritrea. Die rechtspopulistische Regierung in Italien hatte sich - wie bereits zuvor - öffentlich geweigert, Hilfsschiffen das Einlaufen in Häfen des Landes zu erlauben. Da die Aquarius unter der Flagge Gibraltars fährt, erklärte Verkehrsminister Toninelli, es sei die Pflicht der Briten, die Migranten an Bord des Schiffes aufzunehmen.

Gibraltar ist Teil des Vereinigten Königreichs und britisches Überseegebiet. Bereits vor gut einem Monat war die Aquarius tagelang auf dem Meer gekreuzt, weil mehrere europäische Länder, darunter Italien und Malta, dem Schiff das Anlegen verwehrt hatten. Letzten Endes landeten die Migranten in Spanien, teilweise wurden sie dann nach Frankreich gebracht.

EU-Kommission schaltet sich ein
Mittlerweile hat sich auch die EU-Kommission in der Sache eingeschaltet. Man sei in Verbindung mit den Mitgliedsstaaten, um eine Lösung für die 141 Menschen an Bord des Rettungsschiffes zu finden, so ein Sprecher der EU-Kommission nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA am Montag. „Wie bei ähnlichen Fällen garantieren wir unsere volle Unterstützung für eine rasche Lösung“, so der Sprecher, der keine Angaben zu den Ländern gab, mit denen die EU-Kommission nach eigenen Angaben in Verbindung ist. Derzeit befindet sich das Schiff zwischen Malta und der italienischen Insel Lampedusa.

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